Mittwoch, Mai 31, 2006

Das Mittel gegen Kinophobien

Ich hab es getan. Nach langer Zeit der Abstinenz war ich gestern wieder mal im Kino. Und in was für einem Kino. Da geh ich jetzt immer hin. Von Popcorn keine Spur. Altpapier mit Käse? Hier nicht. Literbecher mit Cola? Geht weg. Hier werden einem die Bonbons noch in die Hand gezählt. Hier kann man an der Kasse selbstgemachte Marmelade kaufen (hat jemand einen Löffel dabei?). Hier hängt ein kleines handgemaltes Schild an der Kasse, daß der von mir begehrte Film "Das Leben der Anderen" bei einer Vorführung leider gelitten hat und deswegen einen Streifen durch das Bild aufweist. "Entschuldigung". Genehmigt. Da fühle ich mich doch gleich wie zu Hause. Mein DVD-Spieler kann nämlich auch nicht ohne Streifen.

Dieses Kino liegt versteckt mitten in einem Wohngebiet. Mit dem Auto dort hinfahren zu wollen ist utopisch, wie jeder, der die Parkplatzsituation in Winterhude kennt, weiß. Aber die U-Bahn ist nah. Die U-Bahn ist hier fast überall nah. Mein Auto wird sich wohl irgendwann kaputtgestanden haben.

Was man in diesem Kino jedoch vergeblich sucht, sind Filme, in denen pro Minute achtzig Autos kaputtgeschreddert werden und Statisten umfallen wie die Fliegen. Action passt nicht in diese Hallen. Und wer glaubt, es handelt sich hier um ein besseres Wohnzimmer, irrt. Der Zuschauersaal ist riesig. Und die Sitze stehen nicht übereinander, sondern brav aufgereiht auf einer Ebene. Aber das macht nix. Niemand scheint dieses Kino zu kennen und die vierzig Zuschauer verteilen sich so, daß jeder prima sehen kann.

Hier gibt es die "leisen" Filme. Wer Mainstream und Popcorn will, soll woanders hingehen. Alle anderen sind im "Magazin" herzlich willkommen.

Hach, da wird mir gleich ganz warm ums Herz. Genauso wie gestern nach dem Film über einen die Menschlichkeit entdeckenden Stasi-Offizier.

Dienstag, Mai 30, 2006

Kinder was für ein Wetter

Das Wetter macht ja wieder einmal was es will. Normalerweise gucke ich ja jeden, der mir mit den üblichen Wetterphrasen wie: "ach, die Sommer sind auch nicht mehr das was sie mal waren", "immer regnet es", "so einen schlimmen Sommer hatten wir noch nie" undsoweiterundsofort kommt tadelnd an, schüttel unauffällig mit dem Kopf und schiele nach oben. Das Wetter ist nämlich ein stürmischer Geselle mit guten Ohren. Das hört, wenn man despektierlich von ihm spricht und rächt sich dann. Mit dem nächsten Sturm. Und wieder wird es nix mit Badeanstalt. Selbst Schuld.

Na gut, wie eben beschrieben verhalte ich mich natürlich nur, wenn mein Gesprächspartner ein Kind ist. Kindern kann man solche Schreckensgeschichten noch erzählen und erntet dabei keine Spott, sondern großäugiges Staunen. Und seine Ruhe. Denn das Kind wird losgehen und seine gesamte Schulhofmischpoke entsprechend briefen und ist also viel zu beschäftigt um zu klagen - bis irgendein wohlmeinender Erwachsener den märchenhaften Schleier zerreißt und dem Kind erklärt, daß es nicht durch sein Verhalten das Wetter beeinflussen kann. Wenn wir Glück haben, glaubt das Gör kein Wort. Vernunft zieht schon früh genug von selbst ein.

Vor Jahren erzählte ich einer Pfadfindergruppe während eines verregneten Sommerlagers, daß es eine Versuchsreihe gäbe, in der fliegende Fische großgezüchtet und zum Transportflug ausgebildet würden. Das ganze solle in Kürze offiziell als "Trans-fish-airlines" eingesetzt werden, weil das viel umweltfreundlicher wäre als diese stinkenden treibstofffressenden Flugzeuge. Mittags um zwölf würden just über dem Platz, wo wir langsam aber sicher im Schlamm versanken, die Versuchsflüge abgehalten werden. Unnötig zu sagen, daß die Lütten täglich pünktlich um zwölf den Kopf in den Nacken warfen und die Fische beobachteten. Ob sie die Fische tatsächlich sahen? Ja natürlich. Kinder sehen so was.

Aber Kinder beschweren sich sich eher selten über das Wetter. Kinder ziehen dann ihre Gummistiefel an und wälzen sich durch Pfützen. Nur Erwachsene sind so destruktiv, sich über Dinge und damit ihr Gemüt zu beschweren, die sie nicht ändern können.

Freuen wir uns, daß überhaupt noch Wetter ist. Und die Prognosen sind gut. In hundert Jahren soll in Deutschland ein Klima herrschen, welches dem auf Mallorca entspricht. Und bestimmt bekommen wir im November noch einen ganz zauberhaften Altweibersommer.

Ich persönlich freue mich übrigens über den vielen Regen. Weil ich immer vergesse meine Balkonpflanzen zu gießen. Und das macht sich nicht gut, wenn mein Balkon neben den ganzen anderen blühenden Paradiesen aussieht wie die Sahara.

Montag, Mai 29, 2006

Wo ist Frau T?

Nicht, daß sich jemand Sorgen macht. Nein, Frau T. geht es gut. Frau T. darf zu Hause bleiben. Frau T. ist krank. Bis Ende Juni.
Ich wünsche ihr auf diesem Wege ein aufrichtiges: "Gute Besserung,
kommen sie bald wieder."

Meine andere Zimmergenossin hat Urlaub. Komisch hier so allein. Bin ich gar nicht gewöhnt. Es ist direkt ein wenig unheimlich.

Nur eine Fruchtfliege leistet mir in meiner Einsamkeit Gesellschaft.

Nur eine? Ja, nur eine. Alle anderen muß ich leider direkt tothauen wenn sie sich zeigen. Wenn man mit Tieren reden möchte, sollte man nie mehr als eines besitzen. Mehrere unterhalten sich dann nämlich untereinander und lassen einen links liegen. Das kenn ich noch von Wellensittichen.

Noch sträubt sie sich. Aber vielleicht sagt sie morgen schon "Mama". Ich bin guten Mutes.

Sonntag, Mai 28, 2006

Comedy im Schmidt`s - ein Auszug

"Natürlich sind Frauen viel intelligenter als Männer. Aber davon wird die Wohnung auch nicht sauber."

Jerry Lewis


Wenn ich mich hier so umschaue...
Stimmt.

Samstag, Mai 27, 2006

Forza Allez

"Wenn ich mal groß bin, will ich auch Spießer werden"

Dieser Satz kam mir früher in den Sinn, wenn ich mir einen typischen St.Pauli-Fan vorstellte. Linksradikales Pack mit Dreadlocks oder im Punklook, stets einen Joint im Gesicht und mit Totenkopffahnen schwenkend. Ich stellte mir vor, daß vor jedem Spiel Flugblätter verteilt werden, die die Gesellschaft anprangern, und sich nach dem Spiel zur großen Gegnerkeile versammelt oder ein wenig für die Hafenstraße demonstriert wird. Vielleicht würde auch der eine oder andere Pflasterstein fliegen und die Leute zündeten Mülltonnen an um sich zu wärmen. Oder auch mal ein Auto. Fußballstadien auf Pauli sind schon ein rauhes Pflaster.

Jaja, ich weiß. Nach der Rechtschreibreform heißt das "rau". Ich finde aber, daß sich das Wort "rau" höchstens als Nachname für angesehene Bürger eignet und nicht als ruppende und rempelnde Beschreibung einer gewissen Sprödigkeit. Als rauhen Gesellen stellte ich mir den guten Johannes nicht vor. Als Rau`en schon.

Aber zurück zum Fußball. Immer diese Ablenkungen. Nun bleib doch mal beim Thema.

Ich betrachtete also lange Zeit den Haufen, der das Stadion lautstärketechnisch zur Spielzeit in den Mittelpunkt des Kiezstadtteils rückte, der die Stadt bis zur Schanze hoch mit "HellsBells" beschallt wenn ein Tor fällt, mit einer ängstlich zurückhaltenden Faszination.

So war es schon überraschend als ich irgendwann feststellte, daß man nicht zur Hausbesetzerszene (gibts die eigentlich noch?) gehören muß, sondern auch "normale" Leute "auf Pauli" gehen. Aber als ein guter Freund mich fragte, ob ich nicht mal mitgehen wolle, antwortete ich trotzdem überzeugt: ja, will ich nicht.

Steter Tropfen höhlt den Stein und Faszination ist Faszination. Mit jedem "nein" wuchs der Wunsch, sich das doch einmal anzugucken. Konsequenz kann auch ein Ausdruck von Verbohrtheit sein. Natürlich war Fußball weiterhin primitiv und blöd, aber vielleicht wäre es doch eine gute Idee sich das mal anzugucken, damit die Argumente dagegen hinterher authentischer fließen.

Was soll ich sagen. Ich war sofort infiziert. Impfstoffe gibts keine, Astra dafür eine ganze Menge.

Wenn wir jetzt einmal den Blick durchs Stadion schweifen lassen, liegt sich da hinten, nein, ein Stückchen weiter links, einer dieser Jeanswestenrocker einem Werbefuzzi in den Armen. Tolles Tor! Da hinten, ein Stückchen weiter rechts toben Kinder mit Retterchen-T-Shirt und Vati, der zwar mit Totenkopfpulli bekleidet ist, könnte ein Kollege von mir aus der Bank sein. Und der Typ da hinten. Kennen wir den nicht aus dem Fernsehen? Wie heißt der noch.....hmpf, fällt mir grad nicht ein. Ein Viertelpfund Gemischtes. Ein wenig von allem. Laßt doch mal die Frau mit dem Baby im Arm durch. Und Zecken? Klar. Reizendes Volk, welches mich daran erinnert, daß es auch in meinem Leben einst eine Zeit des Haare-nie-kämmens gab. Das hatte ich fast verdrängt.

Hier gibt es kein Gerempel und Geboxe. Es gibt keine Schmähgesänge auf den Gegner, es gibt keine Rauchbomben, sondern Wunderkerzen und die Fans der anderen Mannschaft werden fröhlich mit ihrem Fanlied willkommen geheißen.

Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.

Nachdem ich ein paar Spiele lang meine Zeit damit verbrachte, das Publikum zu beobachten, fing ich schließlich auch an, mich für das zu interessieren, was auf dem Feld passierte. Und mittlerweile bin ich beim "wir" angekommen. "Wir haben gewonnen". "Wir haben heute echt abgekackt". Wenn ich mir vorstelle, daß ich lange Jahre jeden, der so sprach anzickte "Ach was, "wir"? hast du mitgespielt oder was?", kann ich über meine Verbissenheit heute nur noch milde Lächeln.

Gut, die Leistungskurve der Jungs gleicht manchmal schon einer Laola-Welle. Mal sind sie - sind wir - ganz oben, mal spielen sie - spielen wir - auf Schulhofniveau. So ist es im Leben. Ein stetes auf und ab. So etwas verdirbt einem ja nicht mehr die Laune. Und da wir jetzt noch eine Saison in der Regionalliga spielen dürfen, wird wenigstens die Dauerkarte nicht teurer.

Leider erinnert uns manchmal der gegnerische Fanblock daran, daß es auch "andere" Fußballfans gibt. An dieser Stelle noch einmal ein große "Pfui" über Chemnitz. Schämt euch. Es mag vielleicht Gegenden geben, in denen rechte Parolen und Schlägerwille gern gesehen und willkommen sind. Hier nicht. Geht weg. Spielt woanders.

Ob ich weiß was "Abseits" ist?

Öhm. Wo ist eigentlich mein Regenhut...möchte noch jemand ein Bier?

Freitag, Mai 26, 2006

Vatertag

An Feiertagen soll man seine müde Plauze an die frische Luft befördern, tausend Leute treffen und lauter fetzige und aufregende Sachen machen. So steht es geschrieben.

An Vatertagen muß man Bollerwagen hinter sich herziehen oder Bierkisten tragen. Man muß sich Flieder an den Hut stecken und das Heideabitur absolvieren. Man muß lauter Sachen machen, die man sonst niemals machen würde. Außerdem muß man in den Feiertag hineintanzen und ganz viel trinken. Man muß das Fahrrad aus dem Keller tragen, ganz viel trinken und es nach einem frohen Tag nach Hause schieben. Man muß grillen obwohl es regnet und dabei ganz viel trinken. Prost.

Naja. An anderer Stelle habe ich meine Vermeiderhaltung zum Thema "müssen" ja schon beschrieben. Es dürfte damit klar sein, was ich machte. Ich blieb den ganzen Tag auf dem Sofa. Ich muß gar nix. Ich laß mir doch von einem Wochentag nicht vorschreiben, wann ich zu feiern habe. Nicht vom Vatertag und auch nicht von Silvester oder Fasching. Zum Glück lebe ich in Hamburg. Da stellt sich zumindest das Thema Fasching nicht. Vater bin ich auch nicht und da wir hier im Norden viel weniger Feiertage als im Süden, müssen wir uns auch nicht zu häufig zwingen lassen.

Schön im Norden.

Ich blieb also auf der Couch und zappte mich durch das Feiertagsprogramm. Das ist schon eine tolle Sache, weil die vom Fernsehen an uns Stubenhocker denken. Den ganzen Tag Spielfilme. Von morgens an. Wenn ich sonst in der Woche zu Hause bin, weil ich kränkel oder urlaube, gibt es immer nur blöde Nachmittagsshows und Gerichtssendungen. Und die schlechteste Sendung der Welt: "Das Geständnis". Wer das schaut, kann eigentlich nur immer weiter zur Wand robben und dann in regelmäßigen Abständen monoton die Stirn an die Wand schlagen und dabei leise "neinneinnein" wimmern.

Sollten Folterknechte mitlesen: vergeßt die chinesische Wassertropfenfolter. Auch die Ziege und das Salz könnt ihr wieder entlassen. Kostet eh nur Geld. Aber Alida als verständnisvolle Moderatorin bei häuslichen Dramen der Spitzenklasse, in einer Sendung, wo IMMER einer hinter eine Schattenwand muß, obwohl er mit allen Anwesenden verheiratet ist und Dramageständnisse in ähnlicher Art wie dieses ablegt: ich hatte das Bedürfnis mit deiner Schwester zu schlafen, hab es aber nicht gemacht, schlägt dem Faß die Krone aus. Äh den Boden. Ganz unten. Gaaanz unten. Die schauspielerischen Fähigeiten der Akteure unterbieten die Anfangssendungen von GZSZ um ungefähr tausend Prozent. Wer da nicht spontan weinen muß und freiwillig irgendwelche Geständnisse ablegt, muß ein ganz harter Brocken sein.

Zum Glück gab es heute kein Geständnis. Es gab Spielfilme. Welche? Was weiß ich? Hätte ich sie mir merken müssen? Während des einzigen Filmes, den ich hätte gucken wollen, "Maverick", hab ich telefoniert. Dann gab es vorhin noch den Schluß von "Overboard" und momentan läuft im Hintergrund "Lethal Weapon". Das ist doch schon mal ne Menge. Und zwischendurch hab ich geschlafen. Und gegessen. Und eben war ich noch einmal schnell in der Welt da draußen um Zigaretten zu kaufen.

Toller Tag. Ich mag es, mich auch einmal genüßlich zu langweilen. Das ist in der heutigen schnellen Zeit ja unmodern geworden. Immer muß der Motor laufen, immer soll man vorne an mitlaufen. Härter, schneller, besser.

Morgen wieder.

Mittwoch, Mai 24, 2006

"Bine Vader" - Mein Leben im Schatten

Ich bin böse. Manchmal könnte ich mir selbst stundenlang auf die Finger hauen und dabei skandieren: Böööööööse, du bist so bööööööööse. Ohne Abendbrot ins Bett. Barfuß. Und mit Anlauf. Du Lümmel.

Obwohl, "Lümmel" ist glaube ich das Wort für einen männlichen Ungezogenen. Weiblich heißt das "Gör". Also, auch in Bett, egal. Du Gör!

Ich kann da nichts gegen machen. Es gibt einfach Leute, die durch ihre bloße Existenz meinen Kampfgeist fordern. Meinen Widerspruch. Kennt Ihr das? Zum Beispiel manchmal angehende Exfreunde, die von ihrem Glück noch nichts wissen. Ab dem Punkt, wo das große "NÖ" bei mir Einzug gehalten hat, steigt der Reizfaktor enorm.

Mit dem großen "NÖ" zieht dann der Korinthenkacker bei mir ein. Jede Aussage wird auf die Goldwaage gelegt und erbarmungslos zerfleddert. Widersprüche werden aufgedeckt, andere Meinungen niedergemetzelt. Es wird festgenagelt und angeklagt. Und wie eine Katze, die mit der Spinne spielt bevor sie sie frißt, entwickel ich tatsächlich auch noch Spaß an diesem erbärmlichen Spiel. Schrecklich.

Doch diese furchtbare Charaktereigenschaft macht nicht nur bei den angehenden Exfreunden halt. Auch auf andere Menschen, die ich nicht mehr ernstzunehmen vermag, weil sie unehrlich sind, hintenrum oder intregant, werden mir zum Opfer. Kollegen, die in keinster Weise mit Fachkompetenz belastet sind, sich aber darstellen, als wären sie der Nabel der Welt - hinfort. Esoteriker, die versuchen, mit Gemeinplätzen zu beeindrucken. Weg damit.

Ist das Bosheit? Sarkasmus? Gar Zynismus? Oder nur reine Polemik, Spaß am Streit?

Ist es wirklich böse, nicht über unbedachte Äußerungen hinwegzusehen, sondern stets die empfangene Botschaft zurückzumelden? Natürlich könnte ich jetzt in das allgemeine Harmoniegepuschel übergehen und meine im freundschaftlichen Austausch durchaus vorhandene Sozialkompetenz hervorkramen. Mit welchem Ziel? Daß mich jeder liebt? Igitt. Bin doch kein Bonobo. Alles in mich reinfressen? Und dann kotzen was das Zeug hält? Bulemie statt Polemi(k)?

Aber sicher höre ich es jetzt allseits rufen, wenn dir diese speziellen Leute doch eigentlich egal sind, liebe Bine, dann muß dich doch nicht interessieren, was sie von sich geben. Ja. Stimmt. Ich werde darüber ein wenig meditieren.

So, genug meditiert.

Es muß mich nicht interessieren. Gut. Sollen doch andere ihr dummes Zeug reden, ich rede weiter meines und bemühe mich (stets und redlich), diese beiden Aktionen nicht überschneiden zu lassen.

Aber, äh, nur mal angenommen, jemand will mir oder hat mir ans Knie gepinkelt. Was ist dann? Darf ich wenigstens zurückschlagen? Och Mönsch. Bütte. Sonst müßte ich noch anfangen, Sport zu treiben und würde mir die Haare raufen vor lauter zurückgehaltenen rhetorischen Feinheiten. Sollte ich in die Politik gehen? Eremit werden? Die Spannung abhecheln? Als Esoteriker fortan nur noch milde lächeln und Vogelstimmen-CD`s hören? Sollte ich mir vielleicht zur Beruhigung eine Kaminfeuer-DVD zulegen? Nur damit ich nicht ersticke?

Grübel.

Also gut. Hiermit gelobe ich feierlich, zumindest nicht mehr fröhlich auf Schwächeren herumzutrommeln, die sich nicht wehren können. Wer schwächer ist, gebe sich zu erkennen. Ich werde auch auf Wunsch für Euch beten. Die Religion dürft ihr euch aussuchen. Ich bin da flexibel. Ihr könnt da ja auch nix für. Aber ihr Gleichstarken, rein in den Ring und Prost auf weitere fröhliche Kämpfe.

Ich geh jetzt meinen Beißkeil suchen. Und die schußsichere Weste. Vorsichtshalber. Ich bin nun mal ein Klugscheißer. Gewöhnen wir uns dran.

Dienstag, Mai 23, 2006

Kinderkinder

In Hamburg in der U-Bahn sagen seit einiger Zeit im Stadtgebiet Kinderstimmen die Haltestellen an. Los gehts am Stephansplatz. "Nächster Halt..." "Iiiieeeghitt, schon wieder diese Gören, ich glaub ich muß sofort aussteigen, mir wird schlecht". Hupsi? Wo kommt das denn her? Da, sitzt doch nur ein gemütliches Grüppchen älterer Damen. Die neigen doch normalerweise zum Gurren und Quieken wenn Kinder auftauchen. Jetzt lacht die nächste wissend: "Na Oma Ingrid, kannst keine Kinder mehr sehen, was?". Oma Ingrid lächelt leider nur gequält. Gerne hätte ich ein wenig ausführlicher von ihrem Schicksal erfahren, denn in ihren Augen spiegelt sich das Leid der Welt.

Das Schicksal der Großstadtomas. Während ihre Gegenstücke auf dem Lande im besten Fall damit rechnen können, daß die eigene Brut irgendwann auf der Suche nach Ruhm und Arbeit die heimischen Halden verläßt und in ferne Städte zieht, müssen Großstadtomas damit rechnen, daß die Kinder in Reichweite bleiben. Oder die Oma. Je nachdem, aus welcher Position man guckt.

Alle Omas möchten sich, nachdem das Enkelchen geboren wurde, am liebsten am Kinderbett festketten und das süße schlafende Geschöpf einfach nur angucken und vor Stolz bersten. Sie möchten stündlich Fotos machen und diese riesen Haufen dann ununterbrochen ihren Freundinnen zeigen, um zu hören, wie entzückend das kleine Kerlchen doch ist, dem Opa wie aus dem Gesicht geschnitten. Jaja.

Die Landomi ist zuerst natürlich im Nachteil. Sie fährt nicht einfach nur eine halbe Stunde mit der U-Bahn um das Wonnepröppchen zu sehen, sondern sieht es - mit Chance - am Wochenende. Oder seltener. Auf Besuch. Sicherlich hadert die eine oder andere ein wenig mit dem Schicksal, oder vertreibt sich ihre Zeit mit dem, was Mütter und Omas am allerbesten können: Schlechtes Gewissen verbreiten. Hilft aber nix. Den Eltern des Enkels kann ja auch nicht zugemutet werden, ständig mit dem Kind durch die Gegend zu gurken. Das sieht die Omi ein, nimmt prophylaktisch noch ein wenig übel und geht dann irgendwann dazu über, sich über die nicht häufigen aber regelmäßigen Besuche zu freuen.

Großstadtomis haben dafür die Möglichkeit, immer und jederzeit im Haus der Sprößlinge einzufallen, um als Alibifunktion ein wenig im Haushalt zu helfen und aktiv an der Früherziehung des Enkels teilzuhaben.

Irgendwann macht das Kind dann größere Haufen in die Windel und probiert die erste Trotzphase. Spätestens dann findet das elternzeitlebende Elternteil des Kindes, daß es zur Erhaltung der Lebensqualität und um ein wenig unter die Leute zu kommen, arbeiten gehen möchte. Durchaus verständlich.

Jetzt bieten sich verschiedene Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Eine Tagesmutti, die ist sehr teuer, eine Freundin die auch ein Kind hat, aber die hat auch nicht immer Zeit und stellt sich an, der Partner, der seine Arbeitszeit reduziert, oder, für Großstadtfamilien: Hey, "Oma". Mensch, die hat den Kleinen doch so gern. Und es ist ja auch gar keine Mühe hierher zu kommen. Dann kann sie nebenbei auch gleich Fenster putzen. Das hat sie doch sowieso schon immer gemacht." Das macht Dir doch nix aus Mutti, ne? Und du weißt ja, wie man mit Kindern umgeht. Die werden dir schon nicht auf der Nase herumtanzen".

Wie geil. Kostenlose Kinderbetreuung für ne Tasse Kaffee, die auch gleich die Betten macht und die Küche aufräumt. Wer wünscht sich das nicht? Ein Babysitter, mit dem man noch so richtig streiten kann. Einer, der nicht wegläuft. Supersache. Superomi.

Und während die Großstadtomis jetzt zähneknirschend ihre pädagogische Pflicht erfüllen, nicht mehr zu ihren Treffen im Park kommen, weil die Kinder nicht stillsitzen können, ihren eigenen Haushalt nachts um eins erledigen (naja, als alter Mensch schläft man ja nicht mehr viel)und sich die Sprüche anhören dürfen, die normalerweise von Kindern an Eltern gerichtet werden (ich wünschte, du würdest bald sterben), können Landomis weiterhin die Enkel auf den Wochenendbesuchen mit Süßigkeiten vollstopfen, sie den ganzen Tag nackig rumlaufen lassen und ihnen regelmäßig pädagogisch Wertvolles schenken wie Blechtrommeln und Schleudern. Die nimmt das Kind ja mit nach Hause. Welch Freude. Immer schön bei Omi.
Wenn ich groß bin und Kinder im enkelfähigen Alter haben sollte, ziehe ich aufs Land.

Übrigens ist es süß, wenn Kinderstimmen sagen: "please change here for exhibition-hall". Bis die Kinder das angesagt haben, ist mir noch nie aufgefallen, wie pervers die Übersetzung für "Messehalle" ist.

Frau T. und das Fax

Ort: Bines Bank-Kemenate, morgens um zehn. Regenschauer vor dem Fenster. Bine sitzt an ihrem Schreibtisch, die Halbtagskollegin "K" an ihrem und Frau T. steht seit zwei Minuten regungslos vor dem Drucker, welcher sich hinter Bine befindet.

Frau T: Äh, entschuldigen, können sie mir helfen? Welche Nummer ist dieses Fax?
Bine: (beiläufig) Das ist kein Fax, das ist ein Drucker.
Frau T: Ah. (sucht weiter gebückt auf dem Datenaufkleber, der vorne an dem Drucker befestigt ist herum)
Aber welche Nummer ist diese Fax, äh Drucker? Wo finde ich?
K: Die Ordnungsnummer des Druckers ist 132.0. ...
Bine: Oder meinen Sie die Druckersteuerung? Das ist die Nummer mit 710 hintendran.
Frau T: (gänzlich verwirrt) Ich meine Nummer von Fax wo kann man hinschicken? (sucht weiter am Gerät)
Bine: Nochmal Frau T. Dies ist ein Drucker, kein Fax.
K: Unsere Faxnummer ist übrigens 2858
Frau T: ah, das ist Drucker? Aber wo ist Fax?

Montag, Mai 22, 2006

Lotto

Na, da hat uns Lotto ja einen riesen Bock geschossen. Drogen. Menschmensch. Du Dussel. Es gibt so viele tolle Personen, die ein akzeptables Feindbild hinsichtlich Drogenkonsumes abgeben (Die darf ich hier natürlich nicht namentlich nennen. Ruckzuck hab ich auch ne Razzia in der Wohnung. Und das, wo ich grad aufgeräumt habe). Aber doch nicht Lotto.

Dieser Mensch, der ein ganzes Bundesland mit „Hamburg, meine Perle“ regelmäßig eint. Der, der macht, dass sich wildfremde Menschen vor lauter Liebe zu Hamburg in den Armen liegen. Der, der meinen eh schon überdurchschnittlich ausgeprägten Lokalpatriotismus noch zusätzlich unterstreicht. Dieser Mensch liegt jetzt auf dem ultimativen Medienhackblock. Aus Doofheit. Schadeschade.

Aber: Lotto, wenn der NDR Dich nicht mehr will und wenn Du jetzt nicht mehr Stadionsprecher beim HSV sein darfst, findest Du auf Pauli stets neue Heimat. Wir sind auch ganz nett. Sicher verdienst Du bei uns nicht viel Geld, aber Kokain musst Du ja zwecks Leumundsrettung auch nicht mehr finanzieren. Das reduziert die Fixkosten. Sei willkommen. Wenn alle Stricke reissen, kriegste auch ne warme Mahlzeit am Tag und ich versorg Dich regelmäßig mit Toilettenpapier. Von Charming. Das ist gut.

Natürlich darf man nicht koksen. Zumindest darf man sich als Person des öffentlichen Lebens nicht dabei erwischen lassen. Dass das Zeug in gewissen Kreisen zum „guten Ton“ gehört wie das Bier zum Fußball, ahnen wir ja. Aber wenn das Sommerloch naht und Antidrogenkampagnen gestartet werden, sollte man auch als Berühmtheit höchstens ein wenig Mehl ins Tütchen bröseln, um damit die Fahnder zu foppen. Wer sich erwischen lässt ist selber Schuld. Aber gott, das wissen ja eigentlich alle. Da predige ich hier zu spät und taube Ohren.

Ach ja, natürlich, falls Kinder mitlesen:

„Neinneinnein, Koks ist pfui. Aus! Macht man nicht. Keine Erbsen in die Nase stecken. Und weißes Pulver erst recht nicht. Glaubt mir. Das macht klöterig im Kopf, das Hirn schnurzelt zusammen und ist beim nächsten mal Naseputzen im Taschentuch verschwunden. Das findet ihr nie wieder. Ab da könnt ihr dann nur noch Ein-Euro-Jobs und Wachturm-Verteilen. Ohne Hirn ist schlecht denken. ..im übrigen könnt ihr mit der unmittelbaren Wirkung noch gar nichts anfangen“.

Wenn ich ehrlich bin, kenne ich die Wirkung von Kokain gar nicht. Es geht nicht. Ich bekomme schon Panikattacken, sobald ich mir aufgrund akuter Nebenhöhlenschwellung Nasenspray einpfeifen soll. Ich mag keine fremden Substanzen auf meiner empfindlichen Schleimhaut. Allein bei der Idee, mir etwas durch die Nase zu ziehen, fällt mir sofort ein, wie furchtbar das ist, wenns beim Übergeben andersrum den gleichen Weg nimmt. Das brennt. Das ist Au.

Auch in die Nase geschlagenes Chlorwasser in öffentlichen Badehallen treibt mir sofort die Tränen in die Augen. Ich möchte also davon absehen, mich zu verpulvern.

Meine einzige Informationen zum Thema „Wirkung von Kokain“ habe ich einem Comic-Buch entnommen in dem es sinngemäß heißt: „Wer kokst, glaubt, er könne mit seinem erigierten Penis einen zugefrorenen Acker pflügen“

Wow. Vielleicht gibt es doch noch vernünftige Anwendungsgebiete für Kokain, abgesehen von der Schicki-Micki-Szene, Freud und Leuten, die sonst keinen mehr hochkriegen (Kinder, fragt Eure Eltern was das heißt oder sehe ich aus wie ein Erziehungsauftrag?).

Nur ein paar Krümel bei Jungbauern strategisch günstig in die Nase verbracht, könnte bei den heutigen Benzinpreisen für exorbitante Kosteneinsparungen in der Landwirtschaft führen. Zudem wäre der Beruf eines Landwirtes gleich viel reizvoller. Wirtschaftlicher Aufschwung. Geld und Glück für alle. Und das nur wegen ein wenig Koks. Das wärs doch.

Ich möchte allerdings nicht wissen, womit dann Frauen pflügen.

Samstag, Mai 20, 2006

Keramik

Als ich eben meinen Kopf über der Kloschüssel parkte, um meinen morgendlichen Haarausfall dort hineinrieseln zu lassen, fiel mir ein, daß Männer, nach Undingen des Zusammenlebens mit einem weiblichen Wesen befragt, als erstes wie aus der Pistole geschossen antworten: "Haare in der Toilette, das geht gar nicht. Da ekelts mich."
Was meinen diese Herren wohl? Meinen die wirklich die sauberen Ableger meines zarten Blondschopfes, die gleich einem warmen Frühlingsgeniesel ins Becken schweben, oder gehts in der Aussage eigentlich um die schwarzen ekligen Haarbatzen, die man von Zeit zu Zeit aus dem Duschabfluß pfriemelt?

Herren aus meinem Umfeld reagierten auf genauere Befragung mit hartnäckigem Schweigen. Ich wähne schon, daß Haare im Becken eigentlich scheißegal sind. Den Herren sowieso. Und daß es eigentlich nur darum geht, wenigstens irgendetwas furchtbar finden zu müssen. Immerhin dürfen sie sich den ganzen Tag anhören, daß sie gefälligst die Popel und Bartschattenränder aus dem Waschbecken zu entfernen haben, daß sie nicht im stehen pinkeln dürfen und verdammt noch eins ihr Handtuch wieder aufhängen sollen. Die Haargeschichte ist bestimmt nur Notwehr.

Übrigens liegen bei mir ständig Handtücher auf dem Boden. Und ich hab gar keinen Mann. Niemand hier, den ich dafür verantwortlich machen könnte. Ich bin schon zu bedauern. Immerhin keine Bartschatten im Waschbecken. Nur Zahnpastaflecken und Seifenreste. Und diese alten Socken überall. Wer hat eigentlich den Schlüpper in die Lampe gehängt? Wird Zeit, daß mal wieder ein Kerl ins Haus kommt, damit ich meine Unordnung nicht mehr selbst machen und verantworten muß.

Apropos "im Stehen pinkeln". Ich bin dafür, daß diese Unsitte auch Frauen verboten wird. Ständig motzen diese Drecksweiber auf den armen Männern herum, daß Tröpfchengesprenkel eklig ist. Und sobald sie eine öffentliche Toilette sehen, vergessen sie freudig die gute Kinderstube. Hier müssen sie ja nicht putzen. Und wegen Ansteckungsgefahr (?) setzen sie sich niemals auf fremde Toiletten. Im besten Falle stehen sie vor dem Abwasser wie einst Rosi Mittermaier während der Abfahrt und schießen ihren Strahl hinaus. Strahl? Bei der großflächigen Besprenkelung der Brille mit Körpersäften, tippe ich eher auf einen "Schwall".

Besonders ängstliche Maiden hocken sich tatsächlich auf die Brille. Wie beim Pipi im Wald. In diesem Fall ist der Hintergrund des Besprenkelten mit bräunlichen Fußabdrücken verziert. Manche haben sich angewöhnt, die gesamte Brille vor dem Pipi mit Klopapier auszulegen. Dann gibts keine Sprenkel. Dann liegt eine weiße knüdelige Klofußumpuschelung überall auf dem Fußboden. Auch lecker.

Ach so. Und natürlich sind sich diese Damen zu fein, ihre Körperflüssigkeiten von der Keramik wieder zu entfernen. Ich möchte mich gerne einen Abend als Toilettenfrau verdingen und diese Schlampen nach dem Geschäft wieder einfangen, an den Ohren zurück zum Tatort befördern und sie einmal tüchtig mit der Nase in ihre Hinterlassenschaften drücken.

Und Klobürsten? Die benutzt man doch nur zu Hause. Igittigittigitt.

Laßt Euch also von dem gepflegten Äußeren der Mädels nicht beeindrucken. Folgt ihnen auf öffentliche Toiletten. Und stellt sie. Dann müßt ihr nie wieder den Klodeckel runterklappen.

Komische Gedanken nach einer fröhlich durchhopsten Nacht aufm Kiez. Ich geh jetzt erstmal frühstücken.

Zum Wohl.

Freitag, Mai 19, 2006

Regenbeobachtung

Als ich gestern durch Dauernieselregen ins Büro wanderte, fiel mir folgendes auf:

Pickt man von den herumlaufenden Passanten eine Durchschnittsmenge von vierzig Personen
heraus, hat im Schnitt höchstens einer einen Schirm geöffnet. Mindestens fünf trugen einen Schirm bei sich, spannten den aber nicht auf.

Hauptbegründungen der Nasswerder:

- Es regnet? Ach ja.
- Ist doch nicht doll
- Hört bestimmt gleich wieder auf
- Wenns doller wird, kann ich mich immer noch unterstellen

Ob ich einen Schirm trug? Öhm, ich mußte doch nicht weit laufen. Und war ja nicht so doll.

Donnerstag, Mai 18, 2006

Spargelthemen

Eine große Frage ist in geselligen Runden häufig die, des "worüber unterhält man sich". Nichts ist schlimmer, als peinliches Schweigen. Hier als Spickzettel und Anregung eine Auflistung der gestern beim erneuten Spargelessen verwursteten Themen:

- warum tut man Zucker ins Spargelwasser
- kauft man bei Wasserbetten Kammermatratzen oder nur einen Sack
- wechselt der Spieler aus der zweiten Mannschaft des HSV jetzt in die erste oder kommt er doch zu Pauli
- Hochzeiten während wichtigen Qualifizierungsspielen
- das merkwürdige Verhalten von Freunden
- Testosteronspiegel bei Frauen
- ist der Cholesterinspiegel wirklich nicht durch Ernährung beeinflußbar
- aktuelle Kinofilme
- Rückenschmerzen bei allen
- Bauer sucht Frau
- Tatjana Gsell und ihr Prinz
- Tom Cruise und die stille Geburt
- die aktuelle Peugot 207-Werbung
- Kinder, die ohne Geschlecht geboren werden
- Jungs, die man zwingt mit Puppen zu spielen
- muß der Schlachter, bei dem der Schinken gekauft wurde, auch Tiere töten
- der letzte Aktienchrash
- Privatinsolvenzen
- Verrückte Kunden
- reiche Apfelbauern mit kaputtem Gebiss
- Schleimhautablösung als Medikamentennebenwirkung nach Knochenmarktransplantationen
- bedauerliche Todesfälle
- sollen Schulkinder den neuen Film "Feed the world" sehen
- Pfandweinflaschen mit Drehverschluß
- Das Saisonabschlußspiel demnächst gegen den HSV
- Sauce Hollandaise lieber kaufen
- wie trennt man Butter?
- lachen, wenn man sich beim Kosmetiker vorstellt, das Gesicht wäre aus Knete (die Nase kriegt man so doch nie wieder hin)
- warum nimmt Birgit Messer mit zur Saunanacht und verliert sie da?
- woher kommt das Schild "nicht vom Beckenrand springen" im Badezimmer?
- woran erkennt man neu Schwangere (schwellende Möpse)
- woran erkennt man, daß eine Kollegin die Pille abgesetzt hat? (Pickel und Strohhaar)
- ist Kay wegen der Schwangerschaft dick geworden oder wäre er auch so verfettet?
- welches Straßenfest am Wochenende ist besuchenswert?
...


undsoweiterundsofort

Kindermärchen

Ich habe gestern das erste Kaugummi meines Lebens ausgespuckt. Versehentlich. Ich hüstelte ein wenig in vollem Spazieren und dabei fiel es einfach raus. Jetzt habe ich auch einmal etwas zur modernen Bürgersteiggestaltung in Hamburg beigetragen. Aus Verlegenheit mußte ich ein wenig lachen. "Spontanes Kaugummi-rausfallen" gehört schon irgendwie in die gleiche Kategorie kleiner peinlicher Momente wie "sich in der U-Bahn beim Niesen auf die Hand schnottern und kein Taschentuch dabeihaben", "beim Husten versehentlich pupsen müssen" oder "ohne offensichtlichen Grund vor sich hinlachend durch die Straßen zu wandern".

Wenn man fröhlich vor sich hinkichernd durch die Straßen schlendert, überprüfen Entgegenkommende zuerst den Sitz ihrer Kleidung und die Schließhöhe des Hosenstalls. Ist alles am rechten Fleck und die Hose zu, gucken sie prophylaktisch böse. Nur wenige lachen mit. Der Bürgersteig ist nicht zur Fröhlichkeitsverbreitung geeignet.

Sicher fragt sich jetzt der eine oder andere, was ich denn mit all den anderen Kaugummis gemacht habe. Ich trage ja nicht ständig einen riesen Gummibatzen im Mund. Da antworte ich trotzig mit einer Ungeheuerlichkeit: Runtergeschluckt. Ich habe alle alle alle Kaugummis, die ich je kaute, einfach runtergeschluckt. Jawohl.

Direkt spüre ich entsetztes Gemurmel hochmurmeln. Das darf man doch nicht. Das ist gefährlich. So etwas kann man doch nicht öffentlich zugeben. Natürlich wurde auch mir als Kind beigebracht, daß heruntergeschluckte Kaugummis den Magen verkleben und todbringende Blinddarmentzündungen auslösen. Gerade deswegen habe ich es einfach drauf ankommen lassen. Nicht, daß ich großen Wert darauf gelegt hätte, krank zu sein, aber krank im Bette bekamen wir Süßigkeiten und das Abendbrot ans Bett und einen Fernseher ins Zimmer. Das hatte durchaus seinen Reiz. Dafür schluckt man gern mal einen unverdaulichen Gummiklops. Aber es klappte nicht. Ich bekam nie eine Blinddarmentzündung. Auch Darmverschlüsse oder Erstickungsanfälle blieben aus.

Weil nie etwas passierte, schlucke ich sie auch heute noch runter. Das ist höflicher, als den zerkauten Lappen den anwesenden Rauchern in ihren Aschenbecher zu legen wie die Katze einen toten Vogel mit ohne Kopf auf die Fußmatte. Und ich kippe vor Ekel tot um, wenn ich einmal wieder in ein altes Kaugummi fasse, welches ein nicht-Blinddarmentzündung-bekommen-Wollender unter den Stuhl geklebt hat (dabei fällt mir ein: zu dem Thema "wohin mit dem Popel" könnte man ein ganzes Buch schreiben).

Als Kind glaubte ich übrigens auch, daß Schuppen ansteckend sind. Niemals durfte man die Haarbürste eines beschuppten Menschen benutzen. Dann rieselte es sofort wie ein Schneesturm aus der eigenen Kopfummantelung. Das ist natürlich Blödsinn. Wenn ich mich heute in fremden Badezimmern tummel, kämme ich mir mit den herumliegenden Zinken immer heimlich die Haare. Und noch nie hat mich jemand hinterher angesprochen und gesagt: Hey, ich habe seit neuestem furchtbare Schuppen. Hast du dir mit meiner Bürste das Haar entwirrt? Kindermärchen. Alles Kindermärchen.

Aber nach wie vor schiele ich lieber nicht, wenn die Uhr schlägt. Vorsichtshalber.

Mittwoch, Mai 17, 2006

(in Klammern)

So sollte das immer sein. Morgens um sechs mitten in der Woche wach im Bette sitzen. Was es doch bringen kann, sich mal tüchtig einen von der Seele zu reden. Nur gebügelt hab ich gestern nicht. Da mußte ich erst mit einem lieben Freund (O-Ton "und das mir, einem Roboter mit dem Hirn eines Planeten") den Feierabend im Nagel (wer nie sein Bier im Nagel trank weiß nicht wie Schweden singen) ausklingen lassen (drei Pils auf nüchternen Magen verbreiten eine gehörige Gemütlichkeit). Danach mußten dringend noch Weißweinflaschen (in voll - sowohl als auch) aufgetrieben, diese zur Freundin mit dem frischen Spargel (geschält) transportiert und dort nach einem köstlichen Mahl geleert werden (zumwohljawohl).

Ja gut, ich hör schon auf zu klammern. Nachdem ich ständig höre, daß das bei Männern gar nicht hoch im Kurs steht, wollte ich das auch mal probieren. Gar nicht klammern funzt nämlich auch nicht. Von wegen "wenn man den Vogel fliegen läßt, kommt er immer wieder freiwillig und gern zurück". Angeschmiert. Entweder ihm gefällt es draußen oder er wird sofort vom nächsten Raubvogel geschlagen. Nein. Nestwärme erreicht man durch Bindung. Nicht umsonst wurde ich schon als Kleinkind mit einem Geschirr an meine Karre gefesselt. Und was ist? Ich fahre nach wie vor zu meinen Eltern. Sorum wird ein Schuh draus.

Immer dieses Herumreiten auf der persönlichen Freiheit. Ich weiß nicht mehr wo ich das las, aber irgendwo steht Folgendes geschrieben: "Freiheit ist der ursächliche Zustand des Menschen. Das gilt allerdings auch dafür, auf einem Baum zu sitzen und eine Mahlzeit zu verspeisen, die noch zappelt". Man kann diesen Satz beliebig weiterführen. - nach dem Betreten eines Raumes erst einmal in alle Ecken zu pinkeln, - seine Analdrüsen im Teppich auszudrücken, - den Rudelführer totzubeißen, -alle anwesenden Damen zu begatten. Bevor jemand diesen großen Begriff "Freiheit" allzusehr beansprucht, sollte also erst einmal seine Urtriebe auf das Niveau des zwanzigsten Jahrhunderts bringen und sich mit seinen Genen aussöhnen. Genau.

Wie komm ich da jetzt eigentlich drauf? Ach ja. Das Gras auf der anderen Seite des Zaunes ist immer grüner. Ich bin so frei. Wenn man sich nicht mit den Freiheiten anderer Leute, sondern nur mit seinen eigenen auseinandersetzen muß, ist darüber gut klugscheißen.

Huch, ich habe meinen Pulli falschrum an. Egal. Ich zieh ihn eh gleich wieder aus. Zu Hause vorm PC ist er phantastisch. Doch ins Büro sollte ich ihn wohl nicht anziehen. Allerdings, vielleicht bekomm ich dann endlich eine Gehaltserhöhung. Oder wohlmeinende Hinweise, wo man günstig angemessene Kleidung herbekommt. Denen würde ich aber ins Gesicht lachen. Kleidung kaufen? Selber!

Eine kleine Anekdote fällt mir dabei ein. Irgendwann stellten Freunde von mir fest, daß ihr Junior seine Hose falschrum trug. Nämlich mit dem Schlitz nach hinten. Darauf angesprochen meinte er "Da kann ich nichts für. Die hat Mama mir so hingelegt".

Die Frau, die den mal bekommt, tut mir heute schon leid.

Dienstag, Mai 16, 2006

Autoritätsprobleme

Um ein wenig meine therapeutischen Fähigkeiten für Frau T. zu trainieren, die zwar bislang morgens ihre Jacke bei mir aufhängt, dann aber den ganzen Tag auf Zwutsch ist, weil sie noch ihren alten Job (haha) zu erledigen hat bis zum 1. Juni, ist es wohl mal Zeit, eine Innenschau zu betreiben. Denn nur wer selbst auf ehernen Füßen steht, kann Weisheit verbreiten und vor allem seine Nerven behalten.

Also. Karten auf den Tisch Schätzchen.

Ich steh nie rechtzeitig auf in der Woche. Und das hat nur einen einzigen Grund: Renitenz, passiver Widerstand und die totale Ablehnung meiner eigenen Autorität. Klugscheisser werden jetzt die Köpfe wiegen und sagen: Binebine, das sind aber drei Gründe. Die sollen mal schön irgendwo anders Kaffee trinken gehen diese Erbsenzähler. Für mich ist das alles ein Matsch.

Daß ich nämlich durchaus in der Lage bin früh aufzustehen, wird mir an den Wochenenden schmerzlich bewußt, wenn ich mich ab sieben Uhr morgens schlaflos in den Laken wälze. In der Woche wache ich auch um sieben Uhr morgens auf, starre dann aber höchstens desorientiert auf den Wecker, mache ihn aus, weil er laut ist, überlege kurz, welchen Wochentag wir eigentlich haben und ob ich überhaupt aufstehen muß, und beschließe, das ganze in zehn Minuten noch einmal etwas ausgeruhter zu überdenken. Dann drehe ich mich um um schlafe sofort wieder ein.

Das Spiel mache ich wenn ich ganz gut drauf bin bis halb neun. Manchmal auch nur bis acht. Und jetzt schießt mir auch ein, warum es kein Mann länger bei mir aushält. Wäre ich ein Mann und müßte meinen Morgen damit verbringen, alle paar Minuten von einem schreienden Wecker aus den Träumen gerissen zu werden um dann zu beobachten, wie die Holde mit dem wirren Haar den Lärmmacher ausdruckslos anguckt, ihn nach einer halben Ewigkeit ausmacht und wieder stumpf nach hinten umkippt, würde ich auch meine Zahnbürste und den Abschied nehmen.

Aber nur weil ich irgendwann die Notwendigkeit aufzustehen durchaus anerkenne, heißt das nicht, daß ich mich dann sofort unter die Dusche schwinge, mich in die am Vortag zurechtgelegten Klamotten werfe und in die Ubahn falle. Nein. Ich lege mir abends keine Klamotten zurecht, was bedeutet, daß ich morgens noch leicht tranig den Kleiderschrank öffne und hoffe, daß etwas Sauberes drin ist. Im schlimmsten Fall muß ich die Teile noch bügeln. Denn die Sinnhaftigkeit, gebügelte Klamotten in den Schrank zu hängen, hat sich mir noch nicht erschlossen. "Da legen sich doch direkt wieder Falten rein und ich hab einen Nachmittag mit nutzloser Arbeit vertrödelt."

Nein, dann kann man die Nachmittage doch lieber verfernsehn. Oder gebt mir ein Blatt Papier, das loch ich euch weg. Aber bügeln? Umgotteswillen.

Wenn das erledigt ist, geh ich duschen. Nicht ohne vorher ein wenig vorm Spiegel zu stehen und darüber nachzudenken, ob ich mir die Haare jetzt waschen muß oder nicht. Das ist sehr wichtig, weil das föhnen wertvolle Zeit frißt. Aber alle zwei Tage muß das schon sein. Gut. Also Haare waschen. Dann komm ich halt etwas später ins Büro.

Zwischendurch trinke ich jede Menge Kaffee, blogge ein wenig, gucke Frühstücksfernsehen, rufe meine Mails ab, gieße meine Balkonpflanzen, trinke noch mehr Kaffee und bringe meinen Nikotinspiegel auf einen Pegel der bis Abends hält.

Und jeden morgen überlege ich auf dem Weg zur Arbeit, daß es viel besser wäre, früher loszufahren, weil ich dann auch früher Feierabend machen könnte. Und ärger mich über mich selbst. Das hat leider nur zur Folge, daß ich mir am nächsten Tag richtig den Stinkefinger zeige und den Wecker gar nicht höre.

Ich bewundere diese durchorganisierten Gesellen, die morgens um fünf aus dem Bett hüpfen, sich schnell fertigmachen, noch ihre Wohnung putzen, damit es immer adrett aussieht (ich putze immer eine halbe Stunde bevor Besuch kommt), die ihren Kram stets ordentlich gebügelt im Schrank hängen haben und am Vortag die Selbstdisziplin besitzen, um halb zehn ins Bett zu gehen. Wirklich. Ich wünschte, ich hätte mich auch im Griff.

Manchmal, wenn die Sterne günstig stehen, schaff ich das auch ein paar Tage. Aber mehr als Spiel. Es geht nicht in Fleisch und Blut über. Die Schlüsselworte hab ich auch schon gefunden. Müssen und wollen. Wenn ich etwas will (morgens den Flieger in den Urlaub kriegen), klappt das hervorragend. Wenn ich aber muß (Arbeiten), quakt es aus den Untiefen meines Selbst: och nö. Willichnich. Und hierzu fielen mir noch tausende Beispiele ein.

Ich muß mich nur davon überzeugen, die Pflicht auch zu wollen. Und damit beißt sich der Hund grad selbst in den Schwanz. Wo ist nur der alte Lenz, ich denke, ich sollte mal wieder in der Deutschstunde ein wenig zu den Freuden der Pflicht lesen. Aber nein. Dann würde ich mich nur wieder freuen, daß ich nicht in einer Jugendstrafanstalt sitze, sondern frei bin zu machen was ich will.

Zum Glück hab ich keine Kinder. Die hätten sicher immer ungekämmte Haare und Ziehfäden in den Kleidern.

Montag, Mai 15, 2006

Mach schön ei bein Hamster

Mein neues kleines Lieblingsgedicht.
Poesie der handfesten Sorte. Bzw. der handzahmen.
Hamburger Grammatik der Spitzenklasse.


Angesichts einer Goldhamster-Familie

"Zu nühtlech!" - Nein!
Nu kuckma, die Klein`!
Zun Schrei`n!
Stehn auch schon auf zwei Bein`
und stoppm sich mit`n annern bei`n
ihr Essn inni Backntaschn rein.

Die Felle glänzn so sei`n
So richtich zun ei`n
Abe daaf wol nich sein?
Sint noch zu klein!
Bin bange, bein ei`n
gehn die ein-bei-ein bei ein"

(Dirk Paulun)

Sonntag, Mai 14, 2006

Halbe Wade

Ich glaube, ich sollte meinen BMI neu errechnen, da ich mittlerweile deutlich an Höhe verliere. Dadurch gewinnt die Masse ja doch an Gewicht. Sozusagen. Meine Füße habe ich mir in Hamburger Kaufhäusern bekanntermaßen schon vollständig abgelaufen. Gestern abend hab ich mir dann die Stumpen bis auf die halbe Wade weggetanzt. Jawohl. Tanzmuffel Bine schwang die Keulen. Aber wie!

Zum Glück sind noch ein paar Meter von dem tollen Gardinenumbügelband von Ikea übrig, daß ich die neue scheißeteure Hose entsprechend kürzen kann.

Die Hochzeit verlief wie geplant. Hübsche Trauung in der Kirche, besonders angenehm untermalt durch den durchgehend kichernden Herrn G. neben mir in der Holzbank. So liebe ich Kirchenbesuche. Kindergegreine im Hintergrund, jeckernde Typen und weinende Freundinnen. Weils so schön ist. Ich gebe zu, dann und wann neige ich auch extrem zur Rührseligkeit. Und seine Tränendrüsen bei hochromantischen gegenseitigen Eheversprechen, derer sich ein Kai Pflaume nicht schämen würde, unter Kontrolle zu halten, erfordert jahrelange anstrengende Übung und diverse Freunde, die sich im Kino zu einem rüberbeugen und laut rufen: eh, heulst du etwa? Ich habs geschafft. Ich blieb trocken.

Gut. Ein paar Lachtränen kann ich nicht unter die Nase fallen lassen. Kaum wieder einzukriegen waren wir, als der Pastor, übrigens der mitgebrachte Schwager des Bräutigams, sagte: "Und nun Marest und Horn zum"....weiter kam er gar nicht, weil er nicht nur Mühe hatte nicht laut loszuprusten, sondern es tat. Marest und Horn. Netter kann man doch zwei Brautleute, die eigentlich Maren und Horst heißen, gar nicht miteinander verbinden. Ich fand es ganz entzückend.

Entzückend fand ich auch, ebendiesen Pastor bei der späteren Feier auf der Tanzfläche wild herumhopsend und beineschmeißend zu erblicken. Da dachte ich mir, die ich bis dahin meiner Rolle als strunzarroganter Hamburgensie treu geblieben war, "das kann ich auch". Zack rauf auf den Tanzboden, und dann haben wir gehottet was das Zeug hielt. Auch das Spiel, welches ich mit meinem Vater zu spielen pflege, wenn wir einmal Gelegenheit haben, gemeinsam herumzuhüpfen, kam zu seinem Recht. Es heißt "wer zuletzt lacht" und hat viel gemeinsam mit dem wilden Angerempele vor den Bühnen wilder Konzerte. Es geht darum, so derbe herumzuruppen und zu -schubsen, bis alle von der Tanzfläche verschwunden sind. Wer zuletzt noch steht hat gewonnen.

So verbrachte ich ein paar vergnügliche Minuten damit, Frontalzusammenstöße (Genau so. Volle Geschwindigkeit, maximaler Aufprall, verschiebbare Knautschzone) mit dem Herrn Pastor zu zelebrieren. Mir tut immer noch alles weh. Und auch sonst befand ich mich, nachdem der schlechteste DJ der Welt gegen ein Uhr endlich anfing, anständige Stücke zu spielen, durchgehend im Gummiballmodus. Hei was für ein Spaß.

Zum Schluß sprangen nur noch Nicola, die Braut und ich über das Parkett und als wir durch den Saal guckten, stellten wir fest, daß wir allein waren. Alle weiteren Gäste waren schon gegangen. War ja auch spät. Aber egal. Der DJ hatte so lange nur Mist gespielt, den machen wir jetzt auf die letzten Minuten noch fertig. Los auf, noch ein Lied. Hurra.

Die Paartanznummer probierte ich auch. Kurz. Mit dem kirchekichernden Herrn G. Der hat nämlich grad einen Tanzkurs am laufen und war somit voll im Thema. An Spaß mangelte es nicht. An Führung schon eher. Ich übe halt noch damit, wie weiche Butter in den Händen der Männer formbar zu sein. Wenn ich mich ganz doll konzentriere, klappt das auch ein paar Minuten. Beim tanzen. Ich geb mir Mühe.

Letzten Endes haben wir dann doch lieber gehopst. Man sollte seine Bewegungsmomente auch nicht allzusehr von dem Konventionellen beeindrucken lassen.

Schöne Hochzeit. Prima Hochzeit. Machen wir mal wieder.

Samstag, Mai 13, 2006

Sag Hallo zu der Tante ohne Füße

So in etwa wird es sich nachher anhören, wenn andere Hochzeitsgäste ihre Evolutionsprodukte zur Höflichkeit mahnen. Meine Füße habe ich irgendwo in der Mönckebergstraße abgelaufen, nachdem ich gestern sage und schreibe fünf Stunden verzweifelt durch die Geschäfte tourte.

Folgender Merksatz ist dabei herausgekommen: nur wer weiß was er will, wird Erlösung finden.

Das Axiom "kein Kleid" allein reicht nicht. "Dann irgendwie ne Hose und was drüber" ist zu schwammig. Kaufparadiese wecken zwar in mir den einen oder anderen Bedarf, Klamotten waren aber noch nie darunter. Irgendwann, nach ungefähr zwanzig Umkleidekabinenslapsticks merkt man, daß die Geflatter auf dem Bügel deutlich anders aussehen als am Körper.

Und nach zigtausend hin- und hergeschobenen Kleiderbügeln sieht eh alles gleich scheiße aus.

Ein Aha-Effekt hatte ich gestern aber. Dachte ich doch immer, daß das Geschäft "Zara" eher etwas für kaufkräftige Hanseatinnen ist. In meiner Verzweiflung habe ich gestern natürlich auch - gegen meine eigentliche Überzeugung - die hochpreisigen Geschäfte besucht. Dachte ich also, "Zara" wäre gleichzusetzen mit "Gerry Weber" oder "Aust", wurde ich beim Eintreten eines besseren belehrt. Dachte ich bisher "H+M" wäre in der Präsentation seiner teils mit Rissen und Flecken versehenen Ware das Unordentlichste, was in der City zu finden ist, habe ich mit "Zara" die Schlampe des Monats gefunden. Unorganisiert, schlecht strukturiert, die Hälfte der Klamotten auf dem Boden liegend, zerknüllt und in die Ecke getreten.

Zwar laufen jede Menge Angestellte rum, die sind aber die mit wichtigen Gesprächen über die letzte Party und die Kollegin aus dem Erdgeschoss beschäftigt und haben keine Zeit haben zum aufräumen. Kann man ja verstehen. Ich räum auch nicht gern auf. Aber ich will meinen Saustall hier ja auch nicht verkaufen.

Mich ärgerte das, weil das Betreten des Ladens mit dem folgenden Woandershinwalking auf blankem Knochen wertvolle Zeit fraß.

Nach ungefähr drei Stunden planlosen Herumgerennes hatte ich den point of Overreiz erreicht. Aber es half ja nix. Ein wenig halfen die Telefontipps von Sorgentelefon Kay, doch einfach ein Bettlaken um mich zu drapieren, daß Jeans von Diesel auch bei kleinen Frauen mit dicken Hintern klasse sitzen und daß er mich tötet, wenn ich mir Jeans mit Flitterkram oder gemalten Blumen aufm Bein kaufe und das dann möglicherweise auch noch anziehe, wenn wir zusammen weggehen. Auch sagte er, daß Palliettenoberteile für € 270,00 nicht das richtige wären für mich. Gut, da wär ich vielleicht auch selbst drauf gekommen.

Und was soll ich sagen? Während des Telefonates nahm ich beiläufig eine Hose vom Ständer, probierte sie dann an - und super! Gut, nur weil da Ralf Lauren draufsteht, war sie "ein wenig" teurer, obwohl sie in der DomRep hergestellt wurde, aber ich hatte keine Zeit mehr für diese blöden moralischen Bedenken. Das sind doch alles Sozialneider und Hintz-und-Kunz-Verkäufer die so denken. Basta. Die hab ich mir jetzt verdient, die Hose. So.

Schlimmer war, Kay sagen zu müssen, daß er allein zum Fußball gehen muß.

Damit war für mein Untenrum schon mal gesorgt. Zumindest äußerlich. Höhö. (Wenn die Nerven blank liegen, macht der Humor es sich im Keller bequem)

Tick.....tick

Heute ticken die Uhren ja gar nicht mehr. Zumindest nicht die auf dem Handy. Aber im Kopf. Da tickte es. Hoffentlich noch halbwegs richtig. Mittlerweile war es 19.00 Uhr und ich hatte immer noch nichts Fetziges zum drüberziehen.

Endspurt. Ich fiel in das nächste Geschäft und fast im wahrsten Sinne der nächsten Verkäuferin in die Arme:
"Helfen sie mir. Bitte. Ich stehe kurz vorm Nervenzusammenbruch. Ich habe hier eine Hose. Gucken sie mal. Feine Hose. Gute Hose. Aber Hose allein macht nicht glücklich. Auch mein Oberkörper will verhüllt sein. Gib mir was. Jetzt. Irgendwas, was nach ein wenig Geschwitze unter den Armen nicht aussieht wie ein Batiktuch und auf einer Hochzeit nicht für hochnäsige Blicke sorgt".

Unnötig zu sagen, daß sie mir kein Stück half und ständig Blüschen anschleppte, die so eng saßen, daß ich die Ärmel aus den Angeln reißen würde, wenn ich nur irgendjemandem die Hand gäbe. Freunde mit einer Umarmung begrüßen, würde zur sofortigen Selbstzerstörung aller Nähte führen. Wenn ich die Arme weit genug hochbekäme. Also wirklich. Sowas trägt man heute? Erneuerung der traurigen Erkenntnis "ich werd alt" die hundertzwanzigste. Am besten war eine wirklich grottenhässliche Weste in rot-lila-kariert. "*Träller die sieht angezogen viel besser aus. Total süß.". Jaja. Natürlich. Ich schätze, die Damen haben Wetten laufen, wie viele von den Ladenhütern sie an verzweifelte Kundinnen mit gehetztem Blick verschachern können. Und ich sehe ja auch so aus, als würde ich "süße" Westen tragen. Würg.

Ich war zwar fast tot. Aber nicht blöde.

Kurzum. Ich riß mir ne weiße Bluse mit ganz viel Knitter vom Ständer, sprang rein, befand es nicht für das non plus ultra aber akzeptabel, kaufte sie (auch hier war mir der Preis egal. Ich weine morgen ein wenig) und fertig. Aus. Wo sind meine Füße

Als "fetzig" kann man natürlich eine beige Hose mit ner weißen Bluse nicht bezeichnen. Dann gibt es eben keinen Preis für das aufsehenerregendste Outfit heute abend sondern einen für die beste Verkleidung als konservative Hanseatin. Arrogant gucken kann ich auch. Paßt.

Wenn alles gutgeht, werde ich nach Adam Riese (wie man so schön sagt) das Thema Klamottenkauf jetzt auch erstmal für eine lange Zeit wieder zu dem Humor in den Keller sperren. Einmal im Jahr reicht. So wie Fenster putzen.

Freitag, Mai 12, 2006

Mist

Bei ganz neutraler Beurteilung meines Tütüs in angezogen vorm Spiegel und bei Licht fiel das Aus. Das geht wirklich nicht. Damit mach ich mich ja gänzlich lächerlich. Was grundsätzlich nicht schlimm ist. Doch auf einer Hochzeit sollte das Brautpaar im Mittelpunkt stehen und nicht irgendso ne olle Kollegenwurst, die man mit ausgestrecktem Zeigefinger bestaunt, weil Ihre Figur Verschiebungen vorgenommen hat wie eine Wanderdüne.

Aber was mach ich jetzt? *wimmer
An zwei Tagen hintereinander bin ich jetzt durch die Läden getourt und habe ungefähr hundertzwanzigtausend Ensembles anprobiert. Und jedes Mal starrte ich entweder fassungslos in den Spiegel (tragen andere Frauen die Taille unter den Achseln?) oder guckte in das Gesicht einer Barbie für Arme, die mit meiner Person ungefähr so viel gemeinsam hatte wie ein Waschbecken.

Wobei, Ähnlichkeiten mit einem Waschbecken...da es gestern und vorgestern wirklich warm war, besonders in Kaufhäusern, und Einkaufen an sich mich immer ein wenig unter Streß setzt, waren auch bei mir alle Hähne auf. Wenn ich schon kein Kleid gekauft hab, vollgeschwitzt hab ich eine gehörige Anzahl davon.

Und wenn nur aus Rache für die schreckliche und bereits vielbeschriebene Umkleidekabinenbeleuchtung. Ich weiß nicht, warum. Wenn ich vor einem Kaufhaus stehe und mich zufällig in einem Spiegel betrachten kann, dann sehe ich mich, finde mich gut, mag mich. Ich knuffe mir sozusagen kräftig an die Schulter vor lauter Freude mich zu sehen.

Wenn ich diese Person dann im Kaufhaus wiedertreffe, hat sie eine Gesichtsfarbe wie ein Kalkeimer, strohige Haare, die in alle Richtungen abstehen und deutlich zu wenig an. Egal wohin ich gucke. Eine liebevolle Beziehung mit mir selbst ist dann nicht mehr herzustellen. Am allerwenigsten, wenn ich in einer dieser Kabinen mit strategisch gesetztem Spiegel für die Rückseite stehe. Alter Schwede. Weiße Winterhaut, die noch keine Sonne gesehen hat dieses Jahr. Von oben mit gnadenlosem Weißlicht beleuchtet. Da hat jede Zellulitebeule ihren eigenen Spot. Die Spannkraft weicht insgesamt langsam der Schwerkraft und ich beschließe sofort, doch lieber nie wieder in die Sauna zu gehen. Und einen Mann will ich auch nicht mehr, denn das da, diese Kehrseite, kann nur eine Mutter lieben. Wenn jemand jetzt sagte: Bine, eine Münze hat immer zwei Seiten, werde ich tapfer nicken und sagen: Ja. Wahrlich oh du Weiser. Was ein kluges Wort lässig ausgesprochen. Wahrscheinlich werde ich dabei versuchen, meinen Hintern heimlich einzuziehen.

So stehe ich also verschwitzt und stinkend in einer Umkleidekabine, entkleidete mich ächzend und umständlich, um dann in die mitgebrachte Hose zu steigen und festzustellen, daß ich sie eine Nummer zu klein gegriffen hab (Ja, 36, das andere Bein auch) Eckesetzen und heulen ist die erste Idee. Geht aber nicht. Die Schweißporen haben die gesamte Körperflüssigkeit für andere Kanäle annektiert. Keine Verkäuferin in Sicht (aber die ziehen eh immer nur den Vorhang auf wenn sie es wirklich nicht sollen), nackig kann ich hier nicht raus, also muß ich mich wieder in meine alten Klamotten ächzen, die anstrengenden Schuhe zubinden, wobei ich ungefähr noch einmal fünf Liter Körperflüssigkeit verliere und raus in die feindliche Welt. Neue Hose holen. Und dann alles wieder von vorn. Noch ne Nummer größer.

Ich bin frustriert und will Schokolade. Jetzt vermag ich auch nicht mehr so lauthals zu skandieren, daß die Klamotten nur deswegen nicht mehr passen, weil sich die Schnitte auf die Figuren der jungen Mädchen ändern. Oder weil die Größenbezeichnungen aus Bosheit eine Nummer nach oben gerutscht sind. Irgendwo mußte ja XS auch noch in die Reihe. Neinnein Bine, du hast ganz ehrlich gesagt die Teenagerfigur hinter dir gelassen.

Seufz.

Heute gehts dann in den Endspurt. Ich kann auf der Hochzeit wirklich nicht mit Jeans und T-Shirt auftauchen. Das wird bestimmt übelgenommen. Und dann werd ich nie wieder eingeladen.
Obwohl...nein, gar nicht drüber nachdenken.

Einen Hinweis auf das noch Kommende hab ich allerdings schon. Eben hab ich meine alten Schuhe (die mit den Absätzen von ganz hinten ausm Schrank) begutachtet und beschlossen, daß nur ein einziges Paar tragbar ist. Und das ist braun. Damit fällt blau aus. Und ziemlich viele der anderen Farben auch.

Neue Schuhe kaufen? Neeehee. Neue Schuhe auf Hochzeiten gehen gar nicht wenn man hinterher noch gehen will.

Außer es sind Prinzen anwesend. Dann würd ich natürlich auch die "Ruckediguhn Blut ist im Schuh-Nummer" machen. Aber ich hab die Gästeliste gesehen. Von Prinzen keine Spur.

Darauf geh ich mir jetzt erstmal den Strohkopf waschen.

Donnerstag, Mai 11, 2006

Frau T. und ich

Tja liebe Freunde, wer ist "Frau T."? Ich schreibe diesen Namen gleich noch einmal: "Frau T.". Damit ihr euch an ihn gewöhnt. Und ich mich auch. Denn wir werden alle zukünftig sehr viel Zeit mit der Dame verbringen.

Anscheinend hatte ich mich zu laut gefreut, daß ich zukünftig an den Nachmittagen ein lauschiges Einzelbüro mein eigen nenne, weil ich die Kemenate nach diversen Umstrukturierungs und -setzungsplänen nur noch mit einer lieben Halbtagskollegin teilen sollte. So viel Glück kann das Schicksal nicht gutheißen. Das Schicksal (mein Schicksal?) ist nämlich ein schadenfrohes Scheusal. In den hinteren Reihen will es sitzen und Tränen lachen darüber, daß man mit den neuen Schuhen auf dem ersten verfügbaren Hundehaufen ausrutscht. So gab es mir Frau T. Und sitzt nun weiterhin kichernd in der letzten Reihe. Mit Sicherheit stopft es sich dabei in unangenehmer Art und Weise Popcorn in den Hals.

Es gibt auf jedem Schulhof die armen Gestalten, die als letzte in die Mannschaft gewählt werden, in der Bank gibt es die Gestalten, die einst für einfache Eingabearbeiten eingestellt wurden und den genau für diese Tätigkeiten notwendigen IQ mitbringen. Nämlich etwa so viel wie man von einem Meter Feldweg erwarten kann. Leider gibt es durch die allgegenwärtige Technisierung diese Jobs nicht mehr. Die Leute aber sehr wohl. Frau T. zum Beispiel. Und wenn man hunderttausend qualifizierte Mitarbeiter einfach auf die Straße setzen kann, Frau T. wird man nicht los. Frau T. ist 53 und besitzt einen tollen Schwerbehindertenausweis, der uns jetzt auf ewig zusammenkettet.

Nun sieht Frau T. natürlich nicht aus wie ein Schwerbehindertenausweis. Eigentlich besteht Frau T. zu 80 % aus Angst zu 5 % aus Drüsen und auf die restlichen 15 % verteilt sich ein recht großer Haufen Fleisch, Knochen und Haut. Frau T. entstammt östlichen Regionen. Polen. Oder Tschechien. Was weiß ich. Ich kann ihre Sprache nicht. Sie meine allerdings auch nicht.

Wenn ihr mal bei uns durch die Gänge stromert und seht eine Frau mit wirrem Haar, die zehn Minuten regungslos vor den Postschränken steht und dann die Eingangspost einfach in den erstbesten Kasten wirft und schnell abhaut, dann habt ihr sie gefunden.

Wenn ihr einer Frau begegnet, die mit einem Schlüssel in der Hand regungslos vor einem Schrank steht, in dem sich zwei Schlüssellöcher befinden und die dann nach fünf Minuten anstrengenden Überlegens lieber wieder geht in der Hoffnung, daß ein guter Geist kommt und die Schränke aufschließt. Dann habt ihr sie gefunden.

Aber ich habe Hoffnung. Ich muß diese Hoffnung haben, sonst würde ich mich jetzt Dauerkrank schreiben lassen, weil ich sonst langsam aber sicher dem Wahnsinn in die Finger fallen würde. Dann könntet ihr durch die Gänge stromern und einer blonden Frau begegnen mit den irren Augen derer, die den Teufel gesehen haben. Wahrscheinlich dampft es aus ihren Ohren und sie murmelt ununterbrochen vor sich hin. Dann hättet ihr mich gefunden. Das wollen wir alle nicht. Hoffe ich. Deswegen hoffe ich, daß ich den Fluch brechen kann.

Ich hoffe, daß sie nicht ganz so doof ist wie sie sich gibt. Und ich hoffe, daß sie durch eine nette und freundliche Behandlung ihre Angst verliert und mit einem Mal wie der strahlende Stern am Bankenhimmel auftaucht. Jawohl. Das hoffe ich. Für sie ein wenig und noch mehr für mich. Nennt mich also fortan Robin Bine. Oder Robine wenn ihr nicht so viel Zeit habt. Beschützerin von Witwen und Frau T. Rächerin von Mobbingopfern und die Frau ohne Nasenschleimhaut. Denn Frau T. hat nicht nur Angst. Sie hat Schiß. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre Drüsen arbeiten gut.

Jetzt wird sich zeigen, ob wir unsere nicht vorhandenen Qualifikationen (sie als Bankangestellte, ich als Therapeutin) aneinander verbessern können. Stümpern wir also los was das Zeug hält.

Wenn alles nichts hilft, werden wir die Arbeitszeit einfach effektiv nutzen. Ich werde ihr morgens meine Haustürschlüssel in die Hand drücken und sie in meine Wohnung schicken, damit dort einmal tüchtig saubergemacht wird.Wenn ich nämlich eine Hausstauballergie hätte, wäre ich längst tot.

Und wir wären beide zufrieden.

Ich halte euch auf dem laufenden.

Mittwoch, Mai 10, 2006

Übrigens

kann hier jeeeeeeder Kommentare abgeben der will. Einfach auf den Kommentar
drücken, "sonstiges" ankreuzen, seinen Namen oder auch nicht eingeben, Kommentar
absetzen, Wortprüfung eingeben, ist gegen Spams
*hoooooolttiefluft
und dann auf senden drücken.
Da brauchts also keinen eigenen Blog für. Neinnein.

Was für ein Arsch

Es ist Mai. Und wie im Mai allüberall üblich, sprießt die Romantik an jeder Straßenecke. Luftballons und tanzende Herzen überall. Wunderkerzen und Glockengeläut. Sonne und Kroküsse. Jawohl, ich bin am Samstag zu einer Hochzeit eingeladen. Großes Kino. Ohne Popcorn, dafür mit Kirche, Blumengeschmeiße, weinenden Müttern und hoffentlich ein paar Hochzeitsgästinnen, die sich auf dem Klo versehentlich den Rocksaum hinten mit in die Strumpfhose stopfen. Hinterher. Bei der großen Feier im Hotel Treudelberg aufm Saal.

Aufgrund kürzlicher Ereignisse ist mir ja irgendwie die männliche Begleitung abhanden gekommen. Zum Glück habe ich kurzfristig angemessenen Ersatz bekommen können. Sandra geht zwar nicht tatsächlich als mein Galan durch, aber ich kann auch ohne Mann fröhlich sein. Sollte ich wider Erwarten einem Paartanzflash erliegen, fang ich mir einfach einen von denen, die da rumstehen. Ansonsten hoffe ich eher auf fröhliches Herumgehopse und -gespringe. Das darf und kann ich auch allein.

Abgesehen von der großen Geschenkefrage (kaufen wir ne Vorlegegabel oder schenken wir Geld?) ist die wichtigste Frage auf einer Hochzeit die, des "Was zieh ich an". Wichtige Frage. Grad bei einer Feier im Superduperhotel im Hamburger Norden. Da kann man ja nicht hingehen wie Frau Flodder.

Für mich stellte sich die Frage gar nicht. Ich besitze nur ein einziges Flatterdingsbums, welches mir auf diversen verehelichenden Zusammenkünften schon gute Dienste leistete. Es ist wie für mich gemacht, da es sowohl die züchtige Eleganz einer Hose als auch das elegante Horse d`oevre eines Kleides vereint. Indischer anmutender Schick in schwarz mit herausrieselnden Goldflittern. Außerdem Stretch und bügelfrei. Auch russische Beinschmeißtänze und Sirtaki sind damit locker zu bewerkstelligen, ohne daß man mir bis zu den Mandeln gucken kann.

Aber wo zum Geier ist das Ding? Ah, die Hose liegt schon seit Jahren ganz unten im Schmutzwäschekorb. Komm raus du. Und wo ist jetzt das Oberteil? Unterm Bett bei den Altkleidern? Nein, zum Glück nicht, da hätte ich mich jetzt auch ein wenig geschämt. Das Aufbewahren von Edelklamotte im Schmutzwäschekorb hatte zumindest schon mal zur Folge, daß ich mich streng anguckte. Machtmandochnicht. Na gut, muß ich ja niemandem erzählen. Und ich wasch das jetzt auch noch. Bestimmt. Also, das Oberteil ist schließlich auch gefunden. Ganz hinten zusammengeknüdelt im Kleiderschrank. Siehste mal. Bügelfrei hat doch was für sich.

Sieht doch aus wie neu das Teil. Schnell mal reingeschlüpft um zu gucken, ob auch wirklich alles in Ordnung ist....

Au weia.

Wo ist denn die Lasche wo die Größe draufsteht? Ach da. Ui. Uiui. Mist. Das trag ich doch schon seit zwei Jahren nicht mehr. Irgendwie hat sich mein Hintern dem Alter und dem lockeren Leben größentechnisch angepaßt. Er paßt noch rein. Stretch sei Dank. Aber der Reissverschluß will offen bleiben. Hmpf. So ein Arsch. Was mach ich denn jetzt? Nix mehr essen bis Samstag? Dann verabschiedet sich höchstens meine eh nicht so hervorragende Oberweite gänzlich. Der Werbung glauben und diese Entwässerungspillen (pissen Sie sich schlank) kaufen? Och nö, ich hab auch meine Grenzen. Hektisch losrennen und ein neues Tütü kaufen? Ich bin doch nicht Krösus. Den Reissverschluß einfach offen lassen...das ist eine gute Möglichkeit.

Und jetzt die Presswurst in der Körpermitte...den ganzen Abend Bauch einziehen werde ich nicht schaffen. Aber warum auch. Das ist ein schöner Bauch. Er ist bezahlt. Ich mag meinen Bauch. Er erzählt Geschichten von vielen schönen Abenden. Den werde ich stolz vor mir hertragen. Sollen die Leute doch denken: "boh was für ein Bauch". Da werde ich hochmütigen Blickes dran vorbeigehen und sagen: Ja ihr Diätwunder. Da seid ihr Baff. Seht euch die Braut an. Auch sie ist gesegnet mit einem gar prächtigen Hintern und einem fabelhaften Bauch. Es ist unhöflich schlanker zu sein als die Braut. Trollt euch und schämt euch die Augen aus dem Kopf.

Ja genau. So werde ich das machen. Und wir werden einen wunderschönen Abend haben. Basta.

Übrigens ist Mr. Bean immer noch dabei, sein Loch zu bohren. Oder was immer er da versucht. Ich kauf mir nachher Oropax für morgen.

Dienstag, Mai 09, 2006

Irgendein Depp bohrt immer irgendwo..

In der Wohnung unter mir wird renoviert. Seit ungefähr zwei Stunden bemüht sich jemand, ein Loch in die Decke zu bohren. Jedoch nicht mit aufgekrempelten Hemdsärmeln und tollkühn schwellenden Bizeps und Trizeps. Es ist kein Held der Heimwerker. Dieser Bohrer gehört zu der zögerlichen Sorte. Ich sehe ihn nicht wie den Gott Thor mit Hammer in Nebelschwaden und Rauch, sondern mehr wie Mr. Bean. Vorsichtig ausgedrückt "zart". Etwas linkisch. Mehr so ein Mathestudent, der sich bemüht, einen Füller grade in der Hand zu halten und darüber schriftbildvernichtend verkrampft. Und schüchtern. Ja, schüchtern ist er bestimmt auch. Er möchte niemanden stören mit seiner Bohraktion am frühen Morgen (hier ziehe aber doch leicht tadelnd eine Augenbraue hoch...am frü-hen-Mor-gen...). Deswegen bohrt er wie einer dieser Hemmschuhe im Kino, die versuchen, möglichst leise einen Bonbon auszuwickeln.

Diese Klemmbretter möchten einen nämlich gar nicht wahnsinnig machen. Neinnein, sie versuchen nicht zu stören mit der Folge, daß sämtliche Umsitzenden nach drei Minuten Zeitlupenbonbonpapiergeknister auf 2000 dezibel ausschließlich damit beschäftigt sind, die Starttriebwerke, die sie von den Sitzen schießen wollen um dem jungen, angstvoll und entschuldigend um sich blickenden Mann die Süßigkeit zu entreißen, diese mit einer zackigen Bewegung zu entpacken, und ihm dann ganz tief in seine Speiseröhre zu rammen, im Zaum zu halten.

Der Film wird zur Nebensache. Das Leben schreibt doch die schönsten Geschichten. Und ich suche jetzt mal im Telefonbuch nach dem nächsten Aggressionstherapeuten.

Jetzt wißt ihr einen Grund, warum ich nicht gern ins Kino gehe. Ein anderer Grund ist die Unsitte, in Kinosäälen warme Mahlzeiten, die nach Käse stinken, zu sich zu nehmen. Die mit-den-Händen-Esser knartschen den Filmanfang fröhlich herum, um an der ersten spannenden Stelle des Films hektisch mit gespreizten Käsefingern nach einer Abwischmöglichkeit zu suchen und mir hierbei ihren Ellenbogen ins Jochbein jagen. Auch hier schaffe ich es nicht mehr, meine Konzentration auf dem Film zu halten, sondern schließe mit mir selbst Wetten ab, ob sie die Finger jetzt im Sitz des Vordermannes abwischen oder doch die eigene Jeans nehmen.

Spaß hätte ich daran, wenn ich während des Films einen anständigen Haufen Schweinebraten mit Gemüse und Kartoffeln essen könnte. Oder Kohlsuppe. Da hätte ich dann die ganzen zwei Stunden Spaß mit. Aber Jung und hip will Altpapier mit Kunstkäse. Wäh.

Ich mußte zum Glück schon lange nicht mehr ins Kino, weil kriminelle Energien meines Umfeldes mich stets mit den neuesten Erscheinungen auf gebrannten DVD`s erfreuten. Leider ist das schöne Leben jetzt vorbei. Ängste (happy börßtai Papi - noch fünf Mal singen) und Viren (meine Uhr hat seit neuestem 200 Sekunden) haben diesen Quell der Mainstream-Bildung versiegen lassen.

Bis ich Technikdepp also gelernt habe, selbst zu brennen, bzw. mein Computer erstmal überhaupt in der Lage dazu ist (noch hat er noch nicht einmal eine Soundkarte), geh ich also wieder ins Kino. Im Sommer habe ich ja zum Glück die Chance auf open-air. Dafür braucht man hier in Hamburg zwar eine wasserdichte Unterlage und einen anständigen Regenhut, aber damit werden wir hier ja geboren.

Jetzt hämmert er angstvoll der Mr. Bean. Ich hoffe, heute abend hat er das Loch fertig. Dann darf ich morgen wieder ausschlafen.

Sonntag, Mai 07, 2006

Wortspiele mit Doofen auf doofen Partys

Das-letzte-Wort-Spiel. (Salatschüssel-Schüsselinhalt-Inhaltsleere usw. Partyspiel zwischen Wodkaleerung und Affenstall)

Zwei Beispiele der Durchführung:

Typ1: Erhöhung
Frau1: äh?
Frau 2: dann mach halt mit "hoch"
Frau 1: ach ja: erhoch

Typ 1: Zimmerdecke
Typ 2: ääääähm Deckefluter

(Ich fühlte mich wie Loriot beim Scrabble: "Schwanzhund? Was ist denn ein Schwanzhund? Na, ein Hund mit einem Schwanz. Also bitte, es gibt doch keinen Schwanzhund. Dann hätte ich vorhin auch meine Quallenknödel legen können.")

Ich hab übrigens mehrfach "Blutgrätsche" gesagt wenn ich dran war. Passte nie. Hat aber keiner gemerkt.

`N little drink in the morningtime

...is better as den ganzen Tach gar kein...

Danke Lotto. Tolle Inspiration am frühen Morgen. Da kann ich grad richtig was mit anfangen. Hamburg meine Perle, ja, selbstverständlich. Aufrecht stehn? Ja, normal. Es wird alles schlimmer werden... Ich mach mir erstmal `n Kaffee.

Kurzes Gegrübel...ja, es wird schlimmer. Nein, ich schiele jetzt nicht auf die Portflasche, los, ab in die hinterste Ecke im Schrank. Weiche Port. Führe mich nicht in Versuchung. Ich brauch dich nicht. So schlimm war das gestern doch gar nicht. Wie? Die letzten beiden Worte streichen? Na gut, es war schlimm. Jaaa, na gut. Es war schlimm.

Schon in dem Moment, wo ich die Haustür der Kollegin, die gestern ihren siebenundzwanzigsten Geburtstag feierte, passierte, war ich nicht mehr ich selbst, weil ein Teil von mir draußen im Hausflur am Türrahmen klammerte und laut skandierte "ICH GEH DA NICH REEEEEIN". Da ich mich selbst einigermaßen kenne, war mir klar, daß hier keine Überredungskünste ziehen würden. Wenn ich nicht will, will ich nicht. Leider hockte jetzt der extrovertierte Teil meiner selbst draußen auf der Treppe und streckte mir mit seinem blöden Dickkopf die Zunge raus. So ein Arsch.

Also, dann eben ohne. Tief Luft geholt und noch ein kurzer Blick auf die beiden Freundinnen, mit denen ich bis zur Haustür noch fröhlich rumscherzte und Harmonie produzierte. Los, gebt mir Zuversicht. Sagt mir, daß das ein ganz super Abend wird. Doch sieh an, anscheinend hat mein Extroego Gesellschaft da draußen. Jeder sicher aus seinen ganz persönlichen Gründen, doch die Blicke der beiden spiegeln meine Gefühle wider. Jetzt stehen wir hier wie die Kühe auf dem Weg zur Schlachtbank. Das Geburtstagskind kommt angestrahlt wie die Judasziege und fordert uns auf, doch bitte reinzukommen. Na dann.

Lächeln aufgesetzt, ins Wohnzimmer getreten, und ein fröhliches Hallo in die Runde geworfen. Warum muß ich grad daran denken, daß in einem meiner Grundschulzeugnisse stand: "Sabine hat große Talente im darstellerischen Spiel"?

Fünf Pärchen, Durchschnittsalter 25, Durchschnitts-IQ etwa 70, Ziel des Abends: acht Flaschen Wodka in der kürztmöglichsten Zeit wegnageln, dabei Blondinenwitze erzählen und Affen nachmachen (Ja doch, richtig gelesen. Diverse Male sprang einer der Jungs unvermittelt auf, steckte sich die Hände in die Achseln und machte uuuhuuuuggguuuh. Es gab auch einen Gorilla, einen Seehund und ein Mammut. Ich glaub, ich hab da irgendwelche Spielregeln nicht verstanden und machte daher lieber die Schildkröte). Hm. Erstmal ein Bier. Das Bier ist warm. Yeah, das macht meine Laune doch gleich viel besser. Örks.

Während ich die Flasche ein wenig durch die Gegend schwenke, damit sie vom Luftzug etwas ankühlt, sinniere ich vor mich hin:

Bine, wo ist dein Problem, normalerweise hast du gegen gepflegtes Kopfabdrehen und volllaufen (cool, drei l) lassen überhaupt nix einzuwenden. Warum sitzt du jetzt hier und schaust arrogant?...Weil ich nach Hause will. Ich will das hier nicht... Tolle Argumentation Bine. Super. Meinst du nicht, du kannst das besser? ...Hey, was nervst du hier eigentlich rum. Hast DU noch Lust darauf, Abende in der Gesellschaft von Leuten zu verbringen, die dich nicht interessieren, und die ganze Zeit darauf zu hoffen, irgendwann betrunken genug zu sein, um dir den ganzen Abend auf unterstem Niveau Sprüche um die Ohren zu kloppen?

Aaaha, jetzt wurde mir klar woher der Wind meiner Renitenz wehte. Rekonvaleszenz. Da hab ich mich wohl einmal zu oft gezwungen, den bescheuerten Kumpelkreis des letzten Freundes, mit denen die Abende wie oben beschrieben abliefen, nett zu finden. Einmal zu viel gute Mine gemacht, einen Abend zu viel mit dem Gedanken an die nächste U-Bahn-Station durchgehalten. Man bin ich froh, daß das vorbei ist.

Die Jungspunde waren bestimmt für sich jeder ganz reizend, vielleicht ein wenig doof, aber nicht der wahre Grund meiner Kotzlaune. Na gut, dann hab ich halt Kotzlaune. Um mich für meine weiterhin anhaltende Arroganz zu strafen, trank ich noch ein warmes Bier, kuschelte mich in meinen Sessel und verbrachte den Rest des Abends damit, die Runde beim trunkener werden zu beobachten. Was für ein Abend. Auf einzelne Highlights der Berieselung komme ich später noch zu sprechen. Es gibt auch noch hübsche neue Erkenntnisse zur Bankonovela. Doch auch hierzu später in einem gesonderten Artikel.

Nur Stimmung war in mich nicht mehr reinzukriegen. Das Extroego saß ja nach wie vor draußen. Vielleicht hätte ich es in die Diskussion mit einbeziehen müssen... Aber mal im Ernst, wenn ich mich wirklich ins Treppenhaus gesetzt hätte, wäre ich nicht nur die arroganteste Person des Abends gewesen, sondern auch die wunderlichste. Man muß mitleidige Blicke ja nicht herausfordern.

Als meine Mitstreiterinnen anfingen, ostentativ zu gähnen, stellte ich schnell die halbvolle Flasche Bier ins Regal: "fertig, wir können loohoos". Noch schnell ein Stück Schokolade für das Ego vor der Tür gegriffen, es abgeholt und gepuschelt (jaaaaaa, braves Ego. Hast du schön gewartet) und ab nach Haus.

Selbstreflektionen auf einer Party. Ich glaub, jetzt werd ich alt.

Übrigens, die Judasziege ist eine Ziege die in Schlachthöfen gehalten wird, um durch ihr unbekümmertes Vorwegschreiten den angehenden Schnitzeln und Steaks zu signalisieren, daß alles in Ordnung ist und keine Gefahr droht. Haha.

Samstag, Mai 06, 2006

Turnschuhe machen einsam

Es ist Sommer! Na gut. Eigentlich ist Frühling. Revolutionen überall und sogar das Wetter läßt sich nicht mehr in die straffen Korsette der traditionellen Bauernregeln zwängen. In diesem Jahrhundert befreit sich alles. Die DDR von Rußland, ich von diversen Kerlen, Deutschland von Kohl und Schröder, die beiden Ingenieure von ihren Geiselnehmern, Eiweiß von Eigelb, Drüsen von Schweiß und Turnschuhe von Socken.

Wenn die beiden letztgenannten Beispiele aufeinandertreffen, entsteht in den Turnschuhen, wie es sich für eine anständige Revolution gehört, eine neue Lebensform. Höflicher als "organisch" vermag ich die Folge dieser Entwicklung kaum zu beschreiben. Allerdings sagt man nicht zu dem Mädchen in der U-Bahn, welches neben einem steht, während ihr unterstes Körperviertel gutgelaunt vor sich hinschwelt "hey, was hast du für tolle organische Schuhe an". Nein, man sagt gar nichts. Weil es unhöflich ist. Man denkt "IGITT" und versucht, dem durch die Luft wabernden Fußschweiß von drei Sommern auszuweichen, indem man nur noch durch das rechte Nasenloch Richtung Fenster atmet, mit innerem Kopfschütteln nach links auf die Stinkbomben schielt und fasziniert ist, daß biologische Waffen so harmlos aussehen können. Nun wundert mich gar nicht mehr, daß Hans Blix im Irak die Massenvernichtungswaffen nicht gefunden hat.

Übrigens atmet der Mensch bei Nasenatmung IMMER nur durch ein Nasenloch. Gut, zu 80 %. Aber das ist ja fast immer. Das ist ja schon eine zwei. Das Hauptnasenloch wechselt alle paar Stunden selbständig. Habt Ihr Eurer Nase so viel Eigenleben zugetraut? Ein nie endendes harmonisches Nasenloch de deux. Das ist Arbeitsteilung, das nenne ich Teamwork. Wenn das bekannt wäre, bräuchten Firmen keine Coaches mehr um teure Teamentwicklungen durchzuführen, die eh nix bringen, sondern die Teammitglieder nur den Hinweis, sich doch mal an die eigene Nase zu fassen.

Bei Heuschnupfen funktioniert das natürlich nicht. Also doch Coach.

Womit wir wieder in der U-Bahn landen. Direkt neben dem Mädchen mit den Stinkelatschen steht nämlich ein nicht mehr ganz so junger Mann mit den Augen eines Albinos, hübsch rot und feucht. Tränen rinnen aus dem Augenwinkel und alle zwanzig Sekunden kündigen leicht spastisch anmutende Zuckungen die nächste Rotztsunami an. Ach hätte ich doch Taschentücher dabei, ich hätte sie ihm gegeben. Wirklich. Da ich in meiner Tasche aber nur ständig ganz viel Müll, meinen Geldbeutel und ein Buch umherschleppe, könnte ich nur eins von den knüdeligen Exemplaren von ganz unten aus der Tasche anbieten, die ich schon benutzt habe. Die Geste zählt? Neinnein, das wäre genauso unhöflich gewesen, wie dem Mädchen mit mildem Lächeln eine Flasche Febreeze für jetzt und eine Dose Daktar für später in die Hand zu drücken.

So haben meine Eltern mich nicht erzogen.

Leider.

Freitag, Mai 05, 2006

Bankonovela - ein Telefonat

Frau1 ruft bei Frau2 an:

"Du, ich hab vorhin bei ihm angerufen. Da war er aber nicht da und ich hab ihm einen Rückruf eingestellt. Er hat aber nicht zurückgerufen. Dann hab ich das nochmal probiert, da hat er telefoniert. Ich hab ihm dann noch einen Rückruf eingestellt. Aber er hat immer noch nicht zurückgerufen. Rufst du ihn mal an? Vielleicht geht er bei dir ran."

Muß Liebe schön sein :)

Mode auf dem Pausenbürgersteig

Nicht daß Ihr glaubt, ich richte meinen kritischen Argusblick nur auf die mal mehr und mal weniger reizvollen Hinterteile meiner Geschlechtsgenossinen, nein, heute morgen habe ich eine wunderhübsche Weiterentwicklung der von Max Goldt so treffend als "Umlandhosen" bezeichneten Kleidungsstücke gesehen, welche einen für meinen Geschmack etwas zu dicken Männerhintern umhüllte.

Für alle verständnislosen Achselzucker jetzt aus der Reihe, "flippige Klamotten für Landeier".... "Umlandhosen bestechen durch außergewöhnliches, von der Masse abhebendes Design: hinten Cord, vorne Jeans und durch und durch Stretch. Für den ganz provokanten Geschmack gibt es die auch noch "kariert" also von Ober- und Unterschenkel jeweils einer Cord, einer Jeans. Und durch und durch Stretch. Am besten werden diese stets aktuellen Beinkleider mit einem Wildlederbluson im Briefträgerstyle und einem Bündchensweatshirt, welches in die Hose gesteckt wird, kombiniert. Farben egal."

Also, hier nun die hochaktuelle Weiterentwicklung, die in keinem Schrank fehlen darf:

Vorne Jeans, hinten CAMOUFLAGE und gar-kein-Stretch. Ich hab immer noch Herzklopfen.

Ohne Camouflage geht in dieser Saison doch gar nix. Und ohne Bärlauch auch nicht.

Laßteseuchgesagtsein.

Bankonovela

Wenn ein Kollege und eine Kollegin beschließen, gemeinsam in Urlaub zu fahren, ist das in sämtlichen Büros der Kredithölle ein steter Quell der Heiterkeit. Deswegen soll die Aktion seit neuestem geheim bleiben. (Hoffentlich wissen das schon alle.) "Wir fahren ja nur als Freunde" - sagen die zwei. "Klaaaa, uns interessiert ja auch wie Ihr wiederkommt" kichert die ganze Bank.

Ich beobachte übrigens zum ersten mal eine wie man mir sagte "typisch weibliche" Interaktionsform. Zwei Frauen stehen auf den gleichen Typen.
Anstatt sich jetzt gegenseitig - wie normalerweise üblich - mittels des angeborenen weiblichen Talents zum Psychoterror gegenseitig an den Haaren zu ziehen und in die Augen zu spucken, findet eine Verschwesterung mit ständigem gemeinsamen Rumgehänge, Umhergekicher und Getuschel statt. Um, wie man mir Sozialkrüppel eröffnete, den Feind immer im Auge zu haben. Sieh an.

Identifikation mit dem Aggressor at it`s best. Auch mit fünfunddreissig kann ich von den Junghühnern noch ne Menge lernen.

Übrigens, der Bö (der Bö? ja, der B-e-a-u, ach, der Bo) macht es genau richtig. Er sitzt wie der Esel zwischen den Heuhaufen und läßt sich die Bissen von den Mädels mit der Schubkarre direkt in den Mund schieben, ohne sich für einen Haufen zu entscheiden. Das macht mich direkt ein wenig neidisch.

Will ich auch. Auf Jungs, bringt Heu!


Eben ist übrigens die erste Wespe des Jahres in mein Eßzimmer geflogen und tanzt jetzt an der Scheibe. Wenn sie heute abend tot auf der Fensterbank liegt, werde ich sie angemessen beweinen.

Donnerstag, Mai 04, 2006

Morgens auf dem Pausenbürgersteig der Handelsschule

Du kannst nicht immer siebzehn sein...

Was für ein Glück. So kann mich auch keiner mehr zwingen, zu enge weiße Jeans mit türkisen Stöckelschläppchen anzuziehen und das dann auch noch hübsch finden zu müssen.

Bierbauch versus Babyspeck: Mein Bauch rangiert auf dem Pausenbürgersteig eher in der unteren Gewichtsklasse. Strike!

Frauenbauch

03.05.2006



Meine Güte. Gibt es hier irgendjemanden, der auf Frauenbäuche steht? Wenn ich so an mir runterlinse, sehe ich ein sich deutlich entwickelndes Biergeschwür. Ich hab ja mal gehört, daß Männer auf Rundungen abfahren. Aber ob diese alle Kriterien erfüllt?

Vielleicht ist er aber auch eine Folge meines unkontrollierten Einkaufsverhaltens:

Ich sitze in der Bahn. Mal wieder. Und wie immer, wenn nichts Eßbares in der Nähe ist, bekomme ich Gelüste. Zuletzt auf Schwarzbrot. Mit was drauf. Die Caddys, die im Zug Erfrischungen verkaufen, haben aber nur komische weiße Baguettes mit ner hauchdünnen Scheibe Käse für € 4,20. Nach trotzigem Gestreite mit meinem vermeintlichen Hunger kaufe ich nichts. Und träume weiter von Schwarzbrot. Wenn ich am Hauptbahnhof ankomme, werde ich die Schlemmermeile durchforsten und alle, alleallealle Schwarzbrote mit was drauf kaufen. Jawohl. Bis dahin eß ich halt die Hustenbonbons auf.

Im Hauptbahnhof angekommen hab ich eigentlich gar keinen Hunger mehr. Aber das Schwarzbrot hat sich festgesetzt. Also, rein ins Schlemmerparadies und zu meinem Glück hat genau ein Laden noch zwei Klappstullen im Glaskasten liegen. Zack. Gekauft. Preis ist schippe.

Auf dem Weg zur Ubahn überfällt mich mit einem Mal ein unsägliches Verlangen nach Schweinkram von McDo. Ich schimpfe (leise) ein wenig mit mir (Dialogausschnitt: oooh Bine, meinste nicht? Ich könnte Hoheluft anhalten und mir jeede Menge leckeres Zeug kaufen.....sach ma, du tickst wohl nicht richtig? Hast die ganze Tasche voll mit leckerem Schwarzbrot und dafür schon den Geldbeutel geleert. Und jetzt willste diesen Dreck essen....wäh, Schwarzbrot. Da kann ich ja gleich Müsli essen. Ich will jetzt weiches Zeug mit Schmierkram drauf. Und nichts, an dem ich mir die Zähne ausbeisse.....ach, halts Maul).

McDo fällt also aus. Blöde Kuh. Aber jetzt kommt die nächste Versuchung. Der dänische Hot-Dog-Laden auf dem Bahnsteig. Die Bahn kommt erst in sechs Minuten. Ich überlege unschuldig, ob ich es schaffe, in dieser Zeit ein HotDog zu kaufen und auch zu essen. Nur so als Test. Ob der HotDogverkäufer das wirklich schnell kann. HotDogverkäufer sollten nach meinem Dafürhalten zehn leckere Stängelchen in einer Minute vollbringen. Weich und matschig mit Schmierkram drauf...mjam. Aber jetzt beginnt sich die Schwarzbrotseite zu regen und guckt drohend.

Na gut, so beobachte ich also zwei andere Leute, die tatsächlich in dem Zeitraum den HotDog kaufen UND essen. Und schmolle.

Zu Haus semmel ich mir aus Trotz das gesamte Schwarzbrot auf einmal rein. Ohne Hunger. Kein Wunder krieg ich`n Bauch. Ich glaub, ich brauch ne Therapie...nein Bine, brauchst du nicht. Nicht? Nein. Gut.

Übrigens, der Sommer ist da. 24 Grad und blauer Himmel. Sonne zieht mir immer die Mundwinkel nach oben. Muß magnetisch sein das Teil :).

Dienstag, Mai 02, 2006

Teenager in der U-Bahn

02.05.2006



„Ey, und weißt du, was mir dann durch den Kopf gang?“


Heute verfestigte sich tatsächlich der Plan, im September das Unmögliche zu wagen und das Oktoberfest in München zu besuchen. Ist mir wohl bei dem Gedanken? Nein. Aber das ist mir auch nicht, wenn ich mich morgens in die U-Bahn schwinge um in die Bank zu fahren. Es ist bestimmt lehrreich für mich, Promis beim Bierbrechen zu beobachten. Hurra. Auf ins Hippodrom.

Aufgrund bereits lang andauernder Untermotivation, beschloss ich auch heute wieder, Unterstunden in Kauf zu nehmen und mich ebendiesem, nämlich dem Kauf von nutzlosem Dekokram wie knallroter Bettwäsche, Vorhängen, Gebimsel und Tand zu widmen. Hauptsache viel Geld für Tinnef ausgeben. Das war mein Plan. Und was kaufte ich? Toastbrot und Kartoffelsalat. Ich sollte langsam mal anfangen, gesetzte Ziele auch erreichen zu wollen. Sonst komm ich zu gar nix. Dann werde ich auch in fünf Jahren noch gebimselfrei durch die Welt dümpeln. Der Ernst des Lebens kommt da nicht zu seinem Recht.

Bahnfahren

01.05.2006



Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Auf dem Rückweg aus Siegburg bin ich völligst übermüdet eingeschlafen. Wohl noch in Erinnerung an das viele gute Essen bei der anderen Sabine, träumte ich einen wunderschönen Traum, in dem es irgendwie darum ging, mir sperrige Sachen in den Mund zu stecken. Leider wachte ich in genau diesem Moment auf und mußte feststellen, daß ich mit weit aufgerissenem Mund dasaß. Zum Glück saß ich im Großraumwagen ohne störenden Armlehnenbeansprucher und hab weder geschnarcht noch gesabbert um die Mitreisenden auf das große Kiefersperrefinale aufmerksam zu machen (hoffe ich).

Um meine vom mit-offenem-Mund-schlafen trockenen Schleimhäute wieder ins Leben zurückzurufen, wühlte ich in meiner Mülltasche nach den auf dem Bahnhof gekauften Bonbons. Wieder
Glück, daß niemand neben mir saß. Als ich nämlich die Bonbonschachtel zu fassen bekam, hing ein etwas klebriges Zigarettenschachtelumhüllplastikstück daran und daran dann ein Pillenrondeel. Welches, könnt ihr euch vorstellen. In einem Slapstickfilm wäre es mir wahrscheinlich noch entwischt und auf die Sitzreihe hinter mir geflogen. Oder runtergefallen und dann von mir während des hektischen Aufhebens in den Zuggang getreten worden. Aber eigentlich...wenn an den Bonbons eine Slipeinlage geklebt hätte, wäre mir das unangenehmer gewesen.

Übrigens: Mit dem Zug durch die „lebenswerteste Stadt Deutschlands“, Münster, zu fahren, ist genauso öde wie das durchqueren von Rotenburg/Wümme. Vom Zugfenster aus betrachtet, sehen die meisten Städte irgendwie scheiße aus. Sogar mein liebes Hamburg. Wenn ich allerdings hier zu Hause aus dem Fenster gucke, finde ich es wunderschön. Alles eine Frage der Perspektive.

Klischees sind scheiße?

30. April 2006



„Kommt, wir fahren jetzt nach Bonn und gehen in eine Afrika-Disco“.

Es gibt Vorschläge der Freizeitgestaltung, die mich sofort begeistert aufspringen und rufen lassen:
„Hey, wir haben zwar Herbst, aber ich finde auch, daß wir jetzt unbedingt an die Alster fahren sollten um herauszufinden, ob man da wirklich drin stehen kann.“ Es gibt sicher Momente, in denen ich mir auch nichts Schöneres vorstellen könnte, als in unserer ehemaligen Bundeshauptstadt Farbigen beim tanzen zuzuschauen. Allerdings nicht unbedingt morgens um halb eins nach Extremvöllerei und dem Genuß von diversen Flaschen Wein.

So quengelte ich also unmotiviert „Och nöö, nichmehrlosgehenbüdde“, wurde aber von der lieben Freundin, bei der ich mich übers Wochenende eingenistet hatte, stumpf ignoriert. Ohne Rücksicht auf mein deutlich zur Schau gestelltes Schlafbedürfnis wurde ein Taxi bestellt und ich dort resolut reinverfrachtet. Na dann, immerhin war es ihr Wein, den ich den ganzen Abend fröhlich und vor allem in Massen trank...dann also los.

Ankunft Afrika-Disco in Bonn. Der Laden mutete ein wenig an wie ein Partykeller mit richtigen Zapfhähnen. Viel ist auf den ersten Blick nicht los. Ein paar dunkelhäutige Gestalten sitzen in der Ecke, die fünfundsechzigjährige Wirtin mit unglaublichem Ausschnitt säubert Gläser und ein afrikanischer Elefant puzzelt an der Stereoanlage.

Lauschig sollte man meinen. Langweilig könnte man sagen. Ich freute mich und bereitete meine Rede „Ach, laaaaanweilig, laß uns lieber wieder nach Hause fahren“ vor. Aber mit einem Mal schwappte die geballte rheinische Fröhlichkeit in Form von fünf, sagen wir mal „sehr präsenten“ Weiblichkeiten zwischen vierzig und fünfzig Lenzen über mir zusammen. Von der Herzlichkeit erschlagen und fasziniert von diesen unflätigst mit Unsäglichem Umsichschmeißenden, verlor ich auf der Stelle sämtliche kommunikativen Fähigkeiten und saß ab da sediert grinsend mit großen Kuhaugen in meinem persönlichen Kino.

„Koks, da muß Koks mit im Spiel sein“ dachte ich. „Du bist ein wenig unlocker, was?“ sagten die „Mädels“.

Aus Notwehr bestellte ich mir gleich zwei Bier zum festhalten.

Es ist kaum in Worte zu fassen. Man stelle sich eine typische Kegelschwesterngesellschaft vor, wie sie manchmal in Zügen sitzen und Ihre Vereinsersparnisse auf einem Ausflug versaufen. Die Figuren, die man sich vorstellt, darf man in der Masse so belassen. Jetzt subtrahiere man die Hälfte der verhüllenden Kleidungsstücke, addiere ein wenig Oberweite, kürze sämtliche Schamgrenzen, setze das Ergebnis in ständige Bewegung, drehe den Ton voll auf und mache das Licht an. Denn abgesehen davon, daß sie ganz schön strahlig waren, strahlten die Mädels eine solch fröhliche Offenheit aus, daß ich es mir durchaus hätte vorstellen können, an die diversen vorhandenen Brüste zu sinken und zu sagen: „ja, ich mag dich auch (aber du machst mir Angst)“.

Hamburg meets Rheinland. Ab heute glaube ich wieder an Klischees. Aber zum Karneval fahr ich trotzdem nicht.

Männer in der U-Bahn

29.04.2006


Mann 1: Ich wußte gar nicht, daß Helens Mutter Dagmar heißt
Mann 2: Jetzt weißt du es
Mann 1: Ja, jetzt kenne ich alle Namen

Chaos begins

28.04.2006


Zack, schießt er aus dem Boden. Der Blog. Sieht sich verwundert um und fragt mich: "heeh, was zum Donner soll ich hier?"
Ganz ehrlich - das frage ich mich auch manchmal. Finden wir es heraus.