Montag, Januar 07, 2008

Harte Birnen sind voll fürn Arsch

Volksmündlich gesehen ist es überhaupt nicht erstrebenswert, eine weiche Birne sein eigen zu nennen. Ganz schön doof eigentlich und eine Frage der Sichtweise wie ich finde. Was andere Leute sich so hinters Gesicht stecken, mag mir volks oder unvolksmündlich egal sein. Binemündlich mag ich die weichen Birnen. Süß und saftig, so dass hinterher die Finger und das Gesicht kleben und der Fruchtzuckerschock und die Vitaminspritze die Mundwinkel spontan nach oben ziehen. Reife Birnen sind mindestens so lecker wie frische kühle Ananas wenn es warm ist oder Steckrübeneintopf im Winter. Nur anders.

Harte Birnen hingegen haben den Charme und den Geschmack einer Styroporumverpackung. Sie schmecken ein wenig wie Quitten oder Feuersteine, auch wenn sie etwas leichter zu kauen sind. Harte Birnen schmecken ausschließlich grün und trocken, wobei grün schon wieder ein bißchen zu emotional ist für das, was dann auf der Zunge liegt und so tut, als wäre es ein schmackhaftes Nahrungsmittel. Harte Birnen sind sozusagen ein Obstdummy. Ein Obstplacebo. Schummelobst. Und eine Waffe.

Abgesehen davon, daß man mit einer harten Birne ohne weiteres jemandem den Schädel einschlagen kann, ist sie eine Waffe gegen die Verlotterung, eine Waffe für Disziplin und Konsequenz, die bei mir leider eher weichbirnig ausgeprägt sind. So dachte ich jedenfalls heute Mittag, als ich meiner neuesten Arsch-ab-Strategie folgend nur Obst zu mir nehmen wollte. Nämlich heute eine Riesenbirne in hart. Sonst wär mir das Birnenthema ja wurst.

Als ich das erste Stück Birne aß, blickte ich mich ungläubig an, zeigte mir selbst einen Vogel und stand dann kommentarlos auf, um Schmackhafteres zu suchen. In diesem Moment trat aber die durch die blöde "eine Mahlzeit-durch-Obst-ersetzen-Theorie" geweckte birnenharte Disziplin in meinen Weg und brüllte mich an: Birne oder NIX. Was auf den Tisch kommt, wird gegessen, Birne oder tot, Birne oder hungern. Birne statt Bier! Basta!

Blöde Birne.

Da setzte ich mich erstmal ziemlich erstaunt auf meinen weichen Apfelpo, dass sich da direkt Druckstellen bildeten. So kenn ich mich gar nicht. Und ich komm da gar nicht dran vorbei. Da stand ein Dickkopf, sieht aus wie ne Styroporfrucht mit meinem Gesicht, ist aber hart wie Stein und sagte mir, was ich essen soll. Das ist mir ja seit Jahren nicht mehr passiert. "So ein Arsch", murmelte ich trotzig und das Birnengesicht brüllte: "Genau, der Po, der muss ab, iß die Birne! Nimm dir ein Besispiel an ihr. Bleib hart".

Bei wem sollte ich mich da beschweren. Bei mir? Bei wem sonst? Dann nehm ich mich doch aber nie wieder ernst. Fällt mir eh schwer genug. So hab ich mir also die harte, geschmacklose und nahrhafte Birnenparodie zu Gemüte geführt. Und ich wurde satt. Ohne Geschmacksknospenexplosion und mit zerfurchter Stirn. Aber satt. Herz, was will man mehr? Genuß wird doch überbewertet. Also, mittags. Abends macht Genuß dann nämlich doppelt so viel Spaß. Allein die Phantasie, dieses renitente Miststück Birnenpappe in Gorgonzolasauce hübsch weichzukochen und über Nudeln oder andere Sättigungsbeilagen zu kippen, versüßt mir den Nachmittag. Irgendwann krieg ich sie am Arsch.

Soll keiner sagen, mir würde Disziplin nicht schmecken.