Mittwoch, Oktober 29, 2008

Kälber sind kein Fisch

Wer dachte, nach Schulschluss ist das mit Lernen vorbei, hat sich im besten Fall geirrt. Man kann während ein paar netten Abendessen mit Freunden allein schon so viel lernen, dass sich das Aufstehen selbst dann morgens lohnt, wenn der Job einem keinen Spaß macht und die Frau auf gepackten Koffern an der Haustür sitzt und auf das Taxi zu ihrem neuen Lover wartet.

Mein Job macht natürlich Spaß. Haaallooo, mein Job macht mir Spass. Alles in Ordnung. Superjob. Ich habe auch so keine Probleme mit dem Aufstehen. Ich weiss sogar, wie sich unsere Zentrale Personalabteilung seit neuestem nennt: Zätt-äitsch-aaaaahr. Zentrale hjuumään Riessooooohrsiss in ausgeschrieben. Damit die Kollegen und Kunden in Usbekistan, der Antarktis und am Amazonas auch etwas damit anfangen können. "Personalabteilung" klingt ja doch ein wenig sehr deutsch. Meinetwegen. Warum man allerdings nur das Äitschaaahr globalisiert hat und nicht die Zentrale...darüber mögen sich klügere Köpfe streiten, ich amüsiere mich nur.

Ach so, nein, nicht amüsieren, nicht schlecht Aufstehen, guter Job, Traumjob. Nur für den Fall, dass mein Arbeitgeber dieses Blog längst entdeckt hat und mir aufgrund meiner Aussagen hier im Zuge irgendwelcher Restrukturierungsideen irgendwann anbietet, zukünftig noch länger schlafen zu dürfen, weil ich hier immer öffentlich rummotz. Das möchte ich nicht. Dann hätte ich zwar viel Zeit zum bloggen, ich wüsste aber nicht mehr, was.

Ich hätte nämlich kein Geld mehr, um solche Abende zu erleben wie die letzten beiden, wo ich in Gesellschaft lieber Personen viel lernte, was ich hier jetzt schreiben kann. Ich würde nichts mehr erleben und nur noch apathisch Kalenderstriche in die Raufaser ritzen, auf mich selbst starren und meine Hirnatrophie beobachten. Und mir fiele nicht mehr ein, was Atrophie ist. Schlimm. Wahrscheinlich wüsche ich mich nicht mehr und äße nur noch Hering in Tomatensosse aus der Dose vorm Fernseher. Mit der Hand.

Apropos "Heringe" und "mit der Hand". "Heringe pfeifen beim Sex", wurde mir Montag abend beigebracht. Ich gebe diese Aussage jetzt einfach mal so ungeprüft weiter. So, wie Bauarbeiter einer Frau hinterherpfeifen und früher beim Danz op de Deel die Burschen am Tresen ihren Maiden an der Sektbar zupfoffen, dass sie sich nun zur Kopulationsvorbereitung auf der Tanzfläche treffen mögen, so pfeift so ein Hering seiner Angebeteten zu, dass sie sich auch gleich auf der Tanzfläche der Paarung mit ihm treffen möge. Hübsch ne? Da stelle ich mir direkt einen riesengroßen Schwarm Heringsrüden vor und davor ein total verwirrtes und fast taubes Weibchen, was sich nicht entscheiden kann. Wie im richtigen Leben. Wenn alles laut ist ringsherum, haben die zarten Zwischentöne einzelner Herren keine Chance mehr, erhört zu werden. Haben Heringsweibchen eigentlich Ohren? Nein? Na, dann ist ja Wurst.

Wurst. Wurst macht man nicht aus Fisch. Zumindest habe ich noch nie eine Fischwurst gegessen. Wurst macht man aus Säugetieren. Aber es gibt, abgesehen von der Präsentation im Darm, noch andere kulinarische Unterschiede. Wie ich gestern lernte, sind Säugetierbacken nicht gleichzusetzen mit Fischbacken. Fischbacken sind nämlich eine zarte und leckere Angelegenheit. Wenn der Karpfen schön dicke Backen macht, kann das wohl schmecken.

Das hatte ich im Sinn, als ich gestern im Schatto Pauli Kalbsbacken orderte. Kalbsbäckchen um genau zu sein. Das klang süß und zart und lecker und ich wollte es esen. Auch wenn ich jetzt bestimmt für meine Tierkinderbestellung gesteinigt werde von allen Achwiesüsssagern. Das Tier war eh schon tot, weil meine Begleitung von Montag schon seine Leber aß.

Als die Backen kamen, sah das ganze auch noch superlecker aus. Die machen schon ganz schmackhaftes Essen da im Schatto. Als ich mir aber den ersten Bissen in den Mund schob, war ich leicht irritiert, weils wabbelte. Fettwabbeln möchte ich selten essen. Ich begutachtete das Fleisch näher und stellte zu meiner Unfreude fest, dass es auch nicht möglich war, das Gefettel einfach abzuschneiden, weil es sich, wie marmoriert, durch die gesamten Stücke zog. Für Fettliebhaber ist das bestimmt der Himmel auf Erden. Wer meine Urlaubsfotos gesehen hat, weiss aber, dass ich davon momentan wirklich selbst genug hab. Ich muss das nicht auch noch essen.

Was macht eine Frau in einer solchen Situation? Man preist das Essen dem Begleiter an, macht ihm den Mund wässerig und schlägt ihm, wenn er lobt und preist, vor, die Essen doch zu tauschen, wenn es ihm doch so gut schmeckt. Ich habs probiert, wurde aber schon im Ansatz aus dem Rennen geworfen, weil der Herr meinte: "Na gut, ich probier mal, aber ich mag dieses fettige Zeug eigentlich nicht so gern. Ich hab mich schon gewundert, dass du das bestellst. Erinnerst du dich noch an das Grünkohlessen, als ich die Schweinebacke mitbrachte, das fandest du doch megaeklig...." Da konnte ich zwar noch ein wenig auf meinen Begleiter einschimpfen, dass er mich da nicht früher dran erinnerte, mein Essen musste ich aber selbst hinter mich bringen.

Zum Trost bekam ich die Hälfte von seinem Bratapfel, was uns zum nächsten Lernstoff des Abends führte. Nach Kindeszeugung und Hausbau muss sich der Begleiter von gestern nämlich ernsthafte Gedanken machen, welchen Apfelbaum er in seinen Garten pflanzt. Das ist wohl gar nicht so einfach, gibt es doch tausend Sorten, welche die Entscheidungsfreudigkeit auf eine lange Probe stellen. Zum Glück zählte er mir nicht alle möglichen Sorten auf. Nur ein paar. Unter anderem die Sorte "Stina Lohmann". Die Namensgeberin dieser Frucht war sozusagen eine Mutter Theresa in Apfel. Die Bertha Keyer der Streuobstwiese. Der Engel von Kellinghusen.

Weil sie ihre Äpfel großherzig mit der hungernden Bevölkerung teilte, wurde die Sorte nach ihr benannt. Und Frau Keyser, der Engel von Sankt Pauli, bekam nur so einen blöden Versicherungshansel als Namenspaten.

Das Apfelproblem wurde natürlich nicht mehr gelöst, aber ich habe wieder viel gelernt dank meines großherzigen Arbeitgebers.

Das musste halt mal gesagt sein.

Donnerstag, Oktober 23, 2008

Haare auf den Zähnen?

Es gibt ja kaum einen Platz auf der Welt, wo ich bescheuerter aussehe, als beim Frisör. Mit nassem angeklatschtem Haar und einem schwarzen Umhang, der - mit Recht - nicht in meinen Farbtafeln auftauchen würde, wenn ich welche hätte, sehe ich ein wenig aus, wie eine drei Wochen alte Wasserleiche. Ein Kalkeimer mit Termin zum waschenschneidenföhnen.

Ich bin sehr froh, dass hochgeschlossene schwarze Umhänge kein "must have" in deutschen Kleiderschränken sind. Allerdings besitze ich auch kein Twinset. Und die sollen angeblich dazugehören. Und Etuikleider. Die hab ich auch nicht. Naja. Man muss ja nicht jeden Scheiss mitmachen. Zurück zum Frisör.

Durch das helle Licht und die so wundervoll ausgeleuchteten Umkleidekabinenspiegel sieht mein Gesicht immer blass, bläulich verädert und verquollen aus. Und ich glaube, jeder sieht unter der Schere aus wie ein ein Hund, den man badet. Resignation pur.

Und das hat ja auch System. Der Moment, wo die Frisette einen aus der Zwangsjacke befreit und man seine Haarpracht aus etwas grösserer Entfernung im Zusammenspiel mit normaler Kleidung betrachtet, sieht es immer um achthundert Prozent besser aus, als im Werden. Die Erleichterung darüber, sich nicht mehr die ganze Zeit im Spiegel selbst betrachten zu müssen, löst - zumindest bei mir - einen Fluchtreflex aus. Ich zahle und verlasse schnellstmöglich den Laden. Froh, davongekommen zu sein, froh, schöne Haare zu haben.

Und zu Hause kommt dann das böse Erwachen, so eines in der Geschichte vorgesehen ist. Wie einst, als ich die Haare dunkler tönen lassen wollte und erst zu Hause feststellte, dass die Pracht bei Tageslicht nicht dunkelblond war, sondern den Charme einer Karotte hatte. Es wandelte sich im Lauf der nächsten Wochen Richtung "Fuchs" und ich hatte viel Spaß mit dem Mimikspiel derer, die in Gedanken schnell diverse mögliche Reaktionen durchprobierten. Von "was ist Dir denn passiert" zu "oh, äh, hübsch".

Doch nicht dass Ihr glaubt, ich wäre beim Frisör gewesen. Das sollte ich vielleicht mal wieder, ich kann es mir nur nicht mehr leisten. Seit einiger Zeit überweise ich mein Gehalt nämlich an meinen Zahnarzt, wofür er mir bis heute schon zwei schöne neue Implantate in den Kiefer fräste. Gestern wurden die Kronen darauf endgültig einzementiert. Und in zwei Wochen erfreuen wir uns dann mit der Produktion diverser Teilkronen.

Auf einem Zahnarztstuhl falle ich - genauso wie beim Frisör - in eine leichten katatonen Sperrungszustand und lasse mir gottergeben Löcher hinein- und hinausbohren und meine Mundwinkel kaputtreissen. Nützt ja nix. Es tut weh, aber nicht hingehen tut weher (Hundeblick aus der Badewanne).

Ich habe Angst, ich verspanne, ich muss ständig nervöses Pipi und gebe mich gezwungen fröhlich vor lauter Nervosität. Und dennoch gehe ich gerne hin, denn ich freue mich, dass ich beim Dentisten nicht gezwungen werde, die ganze Zeit in einen Spiegel zu starren. Gestern fühlte ich mich mit fünfzehn Wattebäuschen im Mund, und zwei herausragenden Bäuschen zum draufbeissen, ein wenig wie ein Warzenschwein. Ich sehe davon ab, das Foto, welches ich aus Interesse von mir machte, hier einzustellen. Ich sehe sogar davon ab, es irgendwo zu stellen. Ich habe es direkt wieder gelöscht und den Dauerauftrag an den Zahnarzt erhöht, damit er den Mund hält.

Falls mal wieder Loriotaufführungen stattfinden, ich mach dann den Vic Dorn. Ich weiß jetzt, wie das geht.

Hauptsache, ich kann auch morgen noch kraftvoll zubeissen.

Montag, Oktober 20, 2008

Alte Socke

Der Herbst braucht Tee, Kerzenschein, Fahrstuhlmusik und Puschelsocken. Ich hatte schon einmal kurz angerissen, dass ich mit den Fußhüllen harmonische Probleme hatte. Diese sind mittlerweile zur Zufriedenheit, also zu meiner und sicher auch zu der der Socken, ausgesöhnt. Wir kommen hervorragend miteinander zurecht, seitdem ich sie einfach falschrum trage. Mit der dicken Nahtwurst nach aussen. Und das Puschelige nach innen. Da rubbelt nichts mehr nervenzehrend auf dem Zeh. Natürlich sieht das nur noch noch halb so gemütlich aus, aber ich starr mir ja auch nicht ständig auf die Füße und möchte das auch sonst niemandem nahelegen.

Dabei fällt mir ein, dass ich wohl langsam das Alter erreicht haben sollte, in dem ich hier zu Hause meine Einzelsocken auftragen darf. Davon habe ich schon mindestens vierzig und ich traue mich nicht, sie wegzuwerfen, weil ich immer noch daran glaube, dass die Gegenstücke wie durch ein Wunder wieder auftauchen. Einige dieser Unikate schleppe ich schon über fünfzehn Jahre und über mindestens acht Umzüge mit mir herum. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Eine gute Möglichkeit wäre vielleicht eine Sockenparty. Man lade alle ehemaligen WG- und Lebenspartner ein, mit ihren Einzelsocken vorbeizukommen, um nach Übereinstimmungen zu suchen. Bei gemeinschaftlich genutzten Waschmaschinen kann es ja schon den einen oder anderen Überläufer geben. Damit die Diskussionen, wem denn jetzt eigentlich das wieder zusammengeführte Paar ursprünglich gehörte, reizvoller werden, könnte man die Party mit ordentlich Eierpunsch und Grog und Glühwein unterlegen.

Mitgeführte Kinder würden aus den übriggebliebenen Socken Fu`s basteln und man könnte Wetten abschließen, wie viele Socken man übereinander anziehen kann, Torwandwerfen mit Sockenbällen wäre eine Möglichkeit des Zeitvertreibs und man könnte aus den Resten Adventskalender basteln und sich gegenseitig beschenken. Was für eine Idee. Ich werde darüber noch ein wenig meditieren.

Zurück zum Alter, zum Herbst und dazu, was die Einzelsocken damit zu tun haben.

Ich verfolge die Theorie, dass es bestimmte Verhaltensweisen von Menschen gibt, die mit dem Alter in direktem Zusammenhang stehen. Einer Zwanzigjährigen ist Rotwein völlig piepe, während ein Dreissigjähriger anfängt, Halbwissen über Rebensorten in die Welt zu posaunen und sich teuren Wein von italienischen Weingütern bestellt. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe auch einst behauptet, einen Merlot erkenne ich mit verbundenen Augen.

Mit vierzig beginnen die Leute Golf zu spielen, mit fünfzig unterhalten sie sich in erster Linie über das Essen (Wie war der Urlaub? Oh, super, so ein gutes Seelachsfilet hatte ich noch nie), mit sechzig drehen sich die Unterhaltungen um körperliche Gebrechen und mit siebzig fangen die Männer spätestens an, braune Ledersandalen mit Socken zu tragen.

Was einem Zwanzigjährigen noch als absolutes no go erscheint, Vollbart, Haushaltskittel, nachmittägliche Kuchentafel, Spazierengehen, Sauerbraten und Eierlikör, erscheint einer fast Vierzigjährigen nicht mehr ganz so weit weg. Ich persönlich habe zwar noch Schwierigkeiten mit dem Vollbart, dieses Problem löst sich dann vielleicht irgendwann hormonell, und Haushaltskittel trage ich auch selten....obwohl...


Ausnahmen bestätigen die Regel.

Mit zwanzig wäre ich niemals auf die Idee gekommen, mit Absicht unterschiedliche Socken zu tragen. Wer weiss, was mir in zwei Jahren alles einfällt. Dann werd ich vierzig. Ob ich mir dann ein praktisches Permanentmakeup zulege oder in den unterschiedlichen Socken auch auf die Strasse gehe....wir werden sehen. Langweilig wirds sicher nicht.

Donnerstag, Oktober 16, 2008

Mannomann

Die Emanzipation zwischen Frau und Mann schreitet ja weiterhin mit Siebenmeilenstiefeln voran. Frauen verdienen schon mehr als früher, zwar oft noch nicht so viel, wie ihre männlichen Kollegen, aber sie arbeiten sich darauf zu. Das Rollenverhalten im Haushalt ist aufgebrochen. Immer mehr Männer gehen in Elternzeit und kümmern sich selbst um ihre Brut. Und sie werden dafür nicht mehr ausgelacht.

Wenn ich nicht jemanden dafür bezahlen würde, meine Wasserkisten hochzutragen, müsste ich das selbst machen, mir macht auch kaum einer die Tür auf oder zahlt mein Essen. Die Frauen von heute tragen den Müll runter und Männer von heute kochen das Abendessen. Sie schneiden anderen Männern die Haare, und Frauen auch, und betreiben ernsthaft Turniertanz als Hobby, ohne ihre Männlichkeit aufs Spiel zu setzen.

Obwohl...also, sie schneiden anderen Männern die Haare. Und danach machen wir, die Männlichkeit betreffend, mal einen Cut.

Auch sollten nach meinem Dafürhalten kräftig gebaute Männer mit dunklen Schnurrbärten und roten Hemden in Dauerwerbesendungen keine Porzellanpuppen anpreisen. Das habe ich aber auch erst einmal gesehen. Seidem muss ich immer lachen, wenn ich einen Mann mit Schnurrbart sehe.

Zurück zum Thema: Frauen tragen Hosen, Männer dürfen Röcke tragen. Sie sollten es zumindest nach der Meinung diverser Modeschöpfer jedes Jahr tun. Und zieren sich zu Recht. Ein Mann im Rock ist zwar nicht ganz so schlimm, wie mit rotem Hemd und Schnurrbart auf die entzückenden Muster auf dem Täschchen der Puppe hinzuweisen, welche sich - ganz zauberhaft - auch im Kleidchen wiederfinden, aber schon recht schlimm.

In echt habe ich bisher neben der althergebrachten Schottenrocksache eigentlich nur einen einzigen Mann gesehen, der einen Rock trug, nämlich den einundzwanzigjährigen angeheirateten Sohn einer Freundin, der dem Alter entsprechend "anders", nämlich "Gothik" ist. Aber das verwächst sich ja in der Regel. Nix für ungut, Daniel. Ach ja, und die Nachthemden meines Vaters, aber die zählen glaub ich nicht.

Na gut, aber alles in allem denkt man doch: Wow, da ist das mit der Emanzipation doch schon ganz schön weit, eigentlich ja fast schon durch. Die Ossiwessigeschlechterschranke ist langsam gefallen, wir sind alle gleich vor wem auch immer.... aber nein, meine Lieben, es gibt sie noch. Die hormonunabhängige reine Fraueninsel. Den Ort, den Lebensraum, in den sich kein Mann freiwillig wagen würde. Der einzige Ort, den der Mann an sich in seiner Gesamtheit als den schlimmsten Alptraum empfindet, zu dem seine zarte Seele in der Lage ist.

Ich spreche vom Body Shop.

Der Hang von Frauen zu Düften ist schon etwas okkupiert worden im Rahmen des Metrosexualismus. Kein Mann schämt sich mehr, bei Douglas zwei Stunden mit der Nase voran durch die Probeflaschen zu hangeln, Antifaltencremes for men und Haartönungen zu probieren. Aber dass sie ernsthaft in Erwägung ziehen könnten, sich selbst mit einer stark nach Mango duftenden Körperlotion einzucremen, um frisch wie ein Obstteller zur Arbeit zu fahren, kann ich mir noch nicht einmal in meinen kränkesten Phantasien vorstellen. Sollte sich doch ein Mann bereitfinden es zu wagen: Ich habe Proben von Mangocreme und würde den Probanden dann gerne ein wenig begleiten und erfassen, wie wohl es ihm als Paradiscreme so ergehen wird.

Ich schreibe übrigens grade aus einer göttlichen Wolke "Vanilla Spice", denn ich habe mich heute abend sehr großzügig damit einbalsamiert. Was für ein Duft. Er riecht nach Glück, nach Weihnachten, nach Winter, nach Weihnachtsbäckerei, nach hinlegen und träumen. Jawohl. Ich rieche sowas von lecker, ich habe mich grad verliebt. Selbst. Einer muss es ja tun.

Und warum lehnen Männer den Laden ab? Abgesehen davon, dass beim Betreten des Ladens deren Nebenköhlen kollabieren, gehts hier um natürliche Körperdüfte. Das, was wir analog den Analdrüsen der Moschusochsen aus anderen Körperdrüsen sekretieren, um dabei möglichen Paarungspartnern in einem kurzen Briefing aufzugeben, welche Gene wir denn so im Angebot haben. Für die Nachzucht ist es wichtig, sich zu beschnuppern. Damit da auch was gescheites bei rauskommt.

Und Männer wissen das auch. Männer sind ja Urtiere mit Trieben und diese Urtriebe möchten sich nicht mit einem Weihnachtskeks paaren. Das versteh ich ja irgendwie. Ich hätte auch keine Lust auf ein Kind mit einer Mango.

Doch ich wollte mich jetzt auch grade gar nicht paaren, sondern noch ein Becherchen warmen Sanddornsaft trinken und mich dabei ganz langsam bewegen, damit ich von der Wolke, die mich umgibt, möglichst viel selbst schnuppern kann.

Wusstet Ihr, dass Solitärbienen unter Naturschutz stehen?

Mittwoch, Oktober 15, 2008

Wieder etwas gelernt

Wenn man sich im Frisörfachhandel ein drecksteures Spray kauft, welches dafür sorgen soll, die Nutzerin nicht beim kleinsten Hauch von etwas Luftfeuchtigkeit aussehen zu lassen wie ein geplatztes Kissen, darf man nicht vergessen, dass sich in diesen Sprays Öl befindet. Jojojojoba nämlich. Egal wie, es ist Öl. Dieses kann bei falscher Anwendung zum Beispiel dazu führen, dass die Haare aussehen, als hätte man sie - wie es damals in meiner Schulzeit mal ganz kurz "in" war - mal so "richtig durchfetten lassen".

Das war heute morgen aber nicht mein Problem. Mein Haar wallt in genau der Art und Weise wie ich es wünschte. Aber: Wenn man so ein Spray im Flur auf Holzfußboden stehend anwendet, dann fällt natürlich auch etwas daneben. Und ihr dann möglicherweise auch. Öl auf Holz ist nämlich eine ziemlich rutschige Angelegenheit.

Zum Glück gibts hier keine Kameras.

Naja, hauptsache das Haar sitzt....auch.

Dienstag, Oktober 14, 2008

Bunt sind schon die Wälder

"Wann wirds mal wieder richtig Sommer? Ach, das war doch kein Sommer, was wir hatten. Ich muss unbedingt in die Sonne fliegen. Es hat doch nur geregnet. Na gut, ein paar schöne Tage". Aber ansonsten hat es immer nur geregnet, mach mir doch die schönen Erinnerungen an den einmal wieder überhaupt nicht gnädigen Sommer nicht mies." Ein merkwürdiges Phänomen ist ja, dass die Menschen, die sich den Sommer so wünschen, ihn gar nicht zur Kenntnis nehmen...wäre ich jetzt grad entsprechend gestimmt, könnte ich diesen Satz als Metapher aufgreifen und euch einen wundervollen Hausfrauenphilosophie-Exkurs hinlegen. Da hab ich jetzt aber keine Lust zu. Und Hausfrau bin ich auch nicht.

Zurück zum Wetter.

Ich könnte Euch gar nicht sagen, wie im Sommer das Wetter war. Es war warm, denn ich schwamm in Seen, ich wurde auch beileibe nicht bei jedem Spaziergang nass von oben. Und es war schön und Bine war braun. Aber das ist jetzt doch völlig egal, weil nun eine ganz wundervolle Jahreszeit vor der Tür steht. Neben dem Frühling, wenn es draussen anfängt nach Keimendem zu duften und die Vögel wieder lauter werden, ist der Herbst die schönste Jahreszeit.

Ich bin ein Winterkind. Während andere Leute ab Oktober spontan einschlafen sobald sie den Kühlschrank öffnen, fangen meine Lebensgeister grade erst an, sich warmzulaufen. Ab dem Moment, wo ich aus einem frühkindlichen Brauch heraus die erste Kastanie vom Bürgersteig aufhebe, und die ganze kalte Jahreszeit mit mir herumschleppe, bin ich in meinem Element.

Ich bestaune die Farbenpracht der Wälder mit Sprachlosigkeit, ich horte wie eine Geisteskranke Duftkerzen, Wolldecken, Tees in allen Variationen. Ich könnte täglich in die Sauna gehen, ich liebe Kohlgerichte und Braten, heißen Fliederbeersaft, Glühwein, ooooh Glühwein...ich gerate ins schwärmen. Endlich verschwinden diese kleinen mediterranen Gerichte vom Teller und es gibt wieder richtiges Essen. Bekommt ihr nicht auch einen gemütlichen Schauer nur bei dem Gedanken an Rotkohl?

Zu Hause, ich kanns ja gern verraten, trage ich meistens unförmige Sweatshirts, sogenannte Wellnesshosen und dicke Socken mit Streifen. Im Sommer auch. Aber im Winter ist es sinnvoller. Und hier kommen wir jetzt zu einem Punkt, der mir in der kalten Jahreszeit gar nicht gefällt. Diese Puschelsocken sehen so schön aus. So behaglich, ich steh auf behaglich. Sie sind weich und wuschig. Und da ich eine Heizung besitze, bin ich auch mal geneigt darüber hinwegzusehen, dass sie aus hundert Prozent Plastik sind, gar nicht wärmen und auch recht schnell stinken. Was ich aber überhaupt nicht verzeihen kann, ist, dass sich in diesen wundervollen weichen Socken vorne innen eine Naht in Zehenhöhe befindet, die dick und hart und wulstig ist und keine andere Aufgabe hat, als auf meinen empfindlichen Zehen zu rubbeln und mich zu nerven.

Das macht die Behaglichkeit kaputt. Da zerre ich irgendwann jammernd und zeternd die hübschen Ringelsockenpuschel vom Fuß, werfe sie von mir und bin den ganzen Abend beleidigt. Das will doch keiner.

Macht Socken ohne Nähte! Seid gut zu meinen Füßen. Das könnt ihr bestimmt. Plastik kann man doch schweißen.

Ach so, ich hab keine Badewanne. Wo darf ich?


Sonntag, Oktober 12, 2008

Anlauf

Ich spüre es in den Knochen. Zum einen wirds Herbst, bei mir als altem Winterkind erwachen langsam die Lebensgeister, und zum anderen ist die Blogpause jetzt auch lang genug gewesen.

Als Startup oder - wie man auf neudeutsch derzeit viel lieber sagt "Kickoff", dürft Ihr Euch Flavias und meine Urlaubserlebnisse auf Usedom anschauen.

Hier durfte ich nämlich als absatzweiser Gastwriter ein wenig herumschmieren, was mir deutlich zeigte, dass auch dieses arme verwaiste Blögchen wieder meiner Fürsorge bedarf. Oder andersrum? Wer weiß das schon.