Mittwoch, Mai 30, 2007

Wann ist der Mann ein Mann?

Ich bin geplättet. Heute morgen im Radio lief eine hübsche Telefondiskussion zum Thema "Wann ist der Mann ein Mann". Jetzt muß ich mein Männerbild tatsächlich mal überarbeiten.

Neunzig Prozent der männlichen Anrufer behaupteten doch tatsächlich felsenfest, daß ein Mann dann ein Mann ist, wenn er Gefühle zeigen kann. Zu ihnen steht. Habt ihr zu viel Cosmopolitan, Petra, für Sie oder Brigitte gelesen? "Ein Mann ist ein Mann, wenn er zu seinen Tränen steht?" Hallo? Seid ihr schon einmal einer Frau begegnet, die, eine männliche Wimmerlotte mit Kleenex im Bett sitzen habend, sagt: "Oh, mein Hengst, du bist ja so männlich wenn du heulst?"

Die anderen zehn Prozent bewegten sich mehr auf dem Zeltfetenniveau. "Wenn man bei so`ner Schlägerei mal so richtig auf die Fresse bekommen hat, dann weiß man, worauf es im Leben ankommt". Auf was? Auf gute Zahnärzte? Ich bin wirklich verwirrt.

Aber was macht einen Mann denn jetzt aus? Ich mein, vielleicht wollte ich mir ja auch nochmal irgendwann einen anschaffen. Worauf soll ich da achten?

Vielleicht gibt es irgendwo Vorbereitungskurse für Männer "menschlich aber männlich" oder "Held sein und trotzdem helle sein"? Sagt mir bitte Bescheid, dann schnapp ich mir schon mal die Thermoskanne und den Schlafsack und campe dort vor der Tür.

Dienstag, Mai 29, 2007

Pfingsten

Ich weiß noch, daß ich mich irgendwann einmal dazu habe hinreissen lassen, nachzuschauen, was Pfingsten eigentlich für ein Feiertag ist. Glaub ich zumindest. Aber ich habs vergessen. Es ist auf alle Fälle was kirchliches. Und hatte es nicht irgendwas mit Jesus ihm seiner Kreuzigung zu tun? Hm. Angenagelt hatten sie ihn doch Ostern. Was soll da jetzt noch kommen? Habs echt vergessen. Schnell mal googlen.

Na sieh an. Jetzt war mein Fragmentalwissen schon ziemlich davon überzeugt nun etwas über irgendeinen heiligen Geist schreiben zu können, der zum Himmel aufgeflogen ist. Aber da hab ich mich gründlich geirrt. Pfingsten ist ganz was anderes. Da ist er nämlich wieder runtergekommen, der heilige Geist.

Hier ein kleiner Auszug aus dem Wikipedia:

"Seine theologischen Eckpfeiler sind die Entsendung des Heiligen Geistes an die Apostel, wie sie in der Apostelgeschichte (Kapitel 2) des Neuen Testaments beschrieben ist (… Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. …), und die offizielle Gründung der Kirche. Das Pfingstfest entstand aus dem jüdischen Schawuot (Wochenfest). Als christliches Fest wird Pfingsten erstmals im Jahr 130 erwähnt."

Ich hab das jetzt richtig verstanden? Aufgrund der Tatsache, daß die Apostel mit einem Mal anfingen wirres Zeug von sich zu geben, wurde die Kirche gegründet? Das finde ich ja irgendwie recht entzückend. Das ist ja fast schon ein Grund, mal wieder in die Kirche zu gehen.

Mit dem kirchlichen Bodenpersonal hatte ich es ja noch nie so. Unter Hinweis auf Kreuzzüge und Dogmen hatte ich mich nach meiner Konfirmation (ich war ein kapitalistisches Kind) höchstens noch zu Besichtigungs- und Konzertzwecken sowie zu Trauungen von Freunden in eine Kirche begeben. Was den heiligen Geist angeht, dachte ich früher immer, daß der bei uns wohnt. Meine Mutter sagte nämlich oft Dinge wie: Ach, das warst du nicht? Wer war es denn dann? Der heilige Geist?

Doch ich bin ein höflicher Mensch und Pauli ist am Pfingstfreitag aufgestiegen. Alsdann: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Kirche. Nachträglich. Ist ja schon Dienstag. Ich wünsche Dir Alles Gute und vor allem Gesundheit.

Außerdem muß ich langsam anfangen, mich wieder ein wenig anzukötern, zumindest meine Toleranz und meinen Gleichmut gegenüber den Themen der Kirche wachsen zu lassen, weil ich ansonsten meinen spontan gebuchten Urlaub im Oktober nicht nur körperlich nicht überleben werde, sondern wahrscheinlich auch die ganzen drei Wochen mit Oropax verbringen muß.

Nachdem ich nämlich in der Türkei bereits Spaß daran fand, typisch touristisches zu unternehmen, was ich sonst immer abgelehnt hätte, springe ich jetzt auf einen weiteren Trend auf. Erst Dörferfahrt mit Eselreiten durch das Taurusgebirge und im Oktober wandern auf dem Jakobsweg. 375 Kilometer ohne Esel, dafür auch mit Gebirge. Kerkeling sei dank? Möglich. Das Buch hat mich durchaus beeindruckt.

Seit meine Schwester und ich in der letzten Woche den Flug nach Madrid gebucht haben, leide ich schon unter Ganzkörperphantomschmerzen.

Aber vielleicht kommt das auch von der Hopserei auf der Aufstiegsfeier.

Daran glaube ich jetzt einfach. Ist doch ein guter Anfang.

Donnerstag, Mai 24, 2007

We love St.Pauli




So war es 2001 in Nürnberg. Der Aufstieg. Harren, bangen, warten, zittern, Adrenalin pumpen, erleichtert sein, trinken.

Und mit etwas Glück. Mit ein ganz wenig Glück wird es morgen ebenso laufen. Aber zu Hause am Millerntor. Eigentlich kann gar nichts mehr schiefgehen. Was ja leider bei den Jungs fast ein Garant fürs schiefgehen ist. Wenn es eine Chance von 1:1.000.000 gibt, das Ding noch zu versemmeln, werden sie versuchen, diese Chance zu nutzen.

Ich habe noch niemals so konsequent das Thema "Murphys Law - was schiefgehen kann geht schief" verfolgt wie in der Zeit, seit ich ans Millerntor gehe. Und deswegen drehe ich den Spieß jetzt einfach mal um: Hey, wer will eigentlich aufsteigen? Was haben wir davon, daß Pauli in der zweiten Liga spielt? Häh? Genau. Die Karten werden teurer, die Spiele finden zu unmöglichen Zeiten auf einem Sonntag oder manchmal auch mitten in der Woche statt, unser Stadion ist eine Baustelle, sind die Jungs wirklich gut genug oder würden sie in der zweiten Liga mit Schulhoffußball antreten, sollten sie vielleicht noch ein büschn auf die Weide? Sie werden wieder verlieren, wir werden dann wieder absteigen...große Trauer steht uns bevor....Das will doch keiner. All diese Überlegungen kann man sich schenken, wenn sie morgen hübsch 0:10 verlieren.

Also Jungs. Gebt Euch Mühe. Strengt Euch an, zu verlieren. Dann klappt das auch mit dem Aufstieg. Serviert uns einen Murphy der Spitzenreiter.

Ich freu mich drauf.

Sonntag, Mai 20, 2007

Der Mann, das unbekannte Wesen

Es ist Sonntag Abend. Sankt Pauli steht kurz vorm Aufstieg, heute war ein schöner Tag. Und er wird noch besser: Ich habe einen Kasten Mineralwasser, ausreichend Zigaretten, prima Musik und .... eine Men`s Health. Und ich werde sie benutzen.

Wohin man auch guckt, wem auch immer man zuhört, Männer und Frauen passen angeblich nicht zueinander.

Aber woran liegt das? In der mangelhaften Kenntnis des anderen Geschlechtes und seinen Interessen und somit dem fehlenden Verständnis für die merkwürdigen Verhaltensweisen des Gegenübers. Und woran liegt wiederum das? Genau. Weil Frauen Frauenzeitschriften lesen und Männer Männerzeitschriften. Andersrum wäre es es doch viel sinnvoller. Das wollte ich doch gern mal probieren.

Werfen wir also einen ersten Blick in die Men`s Health und verschaffen uns zunächst einen groben Überblick im Inhaltsverzeichnis: "Sport und Fitness", "Gesundheit und Ernährung", "Erotik und Partnerschaft", "Lebensart und Karriere", "Abenteuer" und "Style".

Psychokram fehlt völlig. Das wundert mich zum einen nicht, ich kenne auch den einen oder anderen Mann, außerdem bin ich mittlerweile selbst fast der Ansicht, daß diese Themen auch in Frauenzeitschriften nicht nur total ausgereizt, sondern mittlerweile eher kontraproduktiv sind. Wenn Männer tatsächlich verstehen wollten wie Frauen denken, wäre es sinnvoll und hilfreich, sich einen Korkenzieher in den Kopf zu drehen. Frauen wären andersrum sicher erfolgreicher, wenn sie sich die Stimmbänder entfernen lassen würden oder einer Lobotomie unterzögen. Botox für innen wäre sicher auch zweckmäßig und gut für die Nerven von allen Beteiligten.

Die Astrosparte fehlt in der Männerzeitschrift völlig. So ne Scheißzeitschrift kaufe ich nie wieder. Aber jetzt kommt das lustige: Autos fehlen auch völlig. Hättet ihr das gedacht? Das einzige zum Thema Motor ist ein kleiner Artikel über Temposünder. Keine heißen Schlitten, stattdessen Bratwürste im Test, innovative Haushaltsgeräte "2 in 1" eine Reportage über Cowboys und ein Artikel über das Entfernen von grauen Haaren. Ich muß mein Männerbild überarbeiten.

Viele Kategorien können wir getrost überspringen. Was Styling, Mode und Essen angeht, dürfte da nichts drinstehen, was sich deutlich von Frauenzeitschriften unterscheidet. Auch wenn sich hier wahrscheinlich weniger Lippenstift und mehr Penispilatis findet. Mich interessiert heute zuvorderst, was die modebewußten, stylishen jungen Männer von heute über den Faktor X "Frau" lernen. Also, da blättern wir doch mal rein.

Zum Thema "Erotik und Partnerschaft" finden sich nur drei läppische Artikel. In einer Frauenzeitschrift, ich habe mir jetzt mal als Vergleichswert die Cosmopolitan online zu Rate gezogen, sind es allein sechs Artikel zum Thema "Sex und Liebe" und weitere sechs Artikel zum Thema "Kopf und Herz" zu finden. Frauen reden also nicht nur mehr über diese Themen, sie lesen auch mehr. Daß das Thema "Sex" in Männerkreisen so stiefmütterlich behandelt wird, wundert mich allerdings schon ein wenig. Bis heute nahm ich ganz allgemein gesprochen an, daß der genetische Durchschnittsneandertaler diesem Thema eine vordergründige Bedeutung beimißt. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber nach Men`s Health ist die Ausnahme die Regel. Da habe ich wohl wieder was gelernt. Nicht schnell Auto fahren und kaum Sex. Hilfreich! Merken!

Lernen dürfen die Herren zunächst, wo Frauen gerne angefaßt werden. Das ist richtig schick aufgemacht auf einer halben Seite (Wahrscheinlich zum herausreissen und im Geldbeutel aufbewahren). Eine lustige Präsentation, auf der ein lasziv am Fingernagel knabberndes nackertes Mädel von diversen Pfeilen und Symbolen umringt ist, die zeigen, wo und vor allem WAS genau der Mann machen soll.

Ein Joystick für "fest zupacken", eine Katze für "sanft streicheln", eine Geburtstagströte für "leicht pusten", ein Tortenstück für "liebevoll knabbern"und dann noch das alte Bandzeichen von Kiss für "küssen und lecken". Na, jetzt bin ich aber gespannt. Sollte mein nächster Bettgenosse wie zu einem Kindergeburtstag auflaufen um sich Eselsbrücken mit ins Bett zu nehmen, weiß ich ja woher das kommt.

Halt, ich möchte Männer ja verstehen. Morgen geh ich gleich zu Fahnenfleck und kauf ne Tüte Tröten und ne Plüschkatze. Torte ist ja verderblich. Ich hab jetzt auch keine Lust, jede Woche einen Hoffnungskuchen zu kaufen. Vielleicht krieg ich sowas ja aus Gummi mit Quietscher drin im Haustierzubehör. Soll keiner sagen, ich geb mir keine Mühe. Ich könnte mir natürlich auch die Symbole einfach auf den Körper malen. Das isses. Ist auch billiger. Da brauch ich ja nur `n Edding für. Zwei. Einen Roten für "Yeah", und einen Grünen für "Pfoten weg". Das ist gut. Das mach ich. Hilfreich sei die Frau, edel und gut. Was? Rot für "Yeah" könnte verwirrend sein? Neenee, das ist schon wohlüberlegt. Rot - stehen, Grün - gehen.

Kommen wir zum nächsten Artikel. Hier wird den Hoffnungsträgern beigebracht, wie und ob man einem Quickie das bestmögliche Amüsement abgewinnt. Hier lernt der Mann gleich an zweiter Stelle, daß ein Quickie spontan sein muß. Hilfreich. Man soll sich von der Öffentlichkeit abschotten, weil sonst nix mehr geht. Hilfreich. Dann steht da, daß es auf Bahnhofsklos stinkt und stinken abtörnt (vielleicht könnte sich hier die Frau einen grünen Fleck auf die Nase machen wenn sie nicht von alleine grün anläuft. Das wäre hilfreich). Eine Frau mag nicht mehr, wenn sie auf eine vollbeladene Werkbank gehievt wird, weil die Schrauben übel ziepen. Hilfreich.

Wie auch immer, im Grunde wird hier ein wenig hintenrum mit der hochgezogenen Augenbraue Erziehungsarbeit geleistet. Macht es nicht im Aufzug, der ist zu schnell, nicht bei Oma im Nebenzimmer, nehmt euch Zeit, achtet auf Hygiene, macht euch nicht zum Affen vor der Fußgängerzone und haltet euch fern von Flugzeugtoiletten. Aber am Ende versucht sich die Redaktion wieder einzuschleimen, damit der Mann sich jetzt nicht bevormundet fühlt und sagt ihm recht guttural, daß aber auch ein Quickie unter bescheidenen und widrigen Umständen recht annehmbar sein können und daß sie sich nicht die Lust verderben lassen sollen.

Aha, wenn man jetzt also möchte, daß der Mann sich in einer bestimmten Art und Weise verhält, muß man Fakten aufzählen und ihm hinterher wieder die volle Handlungsfreiheit geben. Bloß kein Druck. Klingt plausibel. Ist aber Psychoscheiße, wollten wir hier heute nicht. Trotzdem hilfreich.

Im letzten Erotik- und Partnerschaftartikel bringt Men`s Health den Herren bei, woran die Frau erkennt, daß sie lügen. Männer lügen also? Und zwar in einem Maße, daß sich eine Herrenzeitschrift veranlaßt sieht, zu erklären wie man es besser macht? Das ist interessant. Und hilfreich. Nicht sehr hilfreich sind die Tipps. Die Herren sollen nicht erröten. Supertipp. Gar kein Problem. Dann erröte ich eben heute beim Lügen nicht. Auf das Schwafeln soll der Mann auch verzichten. Klar. Auch hilfreich. Heute mal nicht schwafeln beim lügen. Sehr gut. Auch aufs Fuchteln und Wackeln sollte der Herr dann verzichten. Der einzige Tipp, der tatsächlich bedingt sinnvoll ist, ist der, vom Starren abzusehen. Immer schön in die Augen gucken, immer schön linke Pupille, rechte Pupille. Bloß nicht starren. Selbst wenn sie nicht auf die Idee kommt, daß ihr sie anlügt, wird sie denken, daß ihr sie gleich angreift.

Na. Das war doch alles sehr lehrreich. Ich glaube, ich kann getrost sagen, daß sich mein Männerbild radikal gewandelt hat. Die sind ja gar nicht so wie ich dachte. Oder? Kann ich das wirklich verallgemeinern? Ganz ehrlich. Wenn ich irgendwann einmal dem Frauenbild einer Frauenzeitschrift entspreche, ziehe ich die Lobotomie ernsthaft in Betracht.

Wo gab das nochmal das Botox für innen? Nur für den Notfall. Ach, Möchte jemand die Probe mit der Antifaltencreme?

Mittwoch, Mai 16, 2007

Lustig?

Wenn man möchte, daß es in der eigenen Wohnung lustig, nämlich wie im Hallenbad, riecht, muß man eine halbe Flasche Schimmel-Ex großzügig in der Dusche verteilen und vermeiden das Kläppchen nach außen aufzumachen, damit sich der Geruch großzügig verteilt.

Und wenn man möchte, daß sich die Welt um einen herum lustig verhält, macht man genau das gleiche. Ohne Schimmel-Ex. Man stellt sich hin, macht das Kläppchen nach außen zu und läßt das was kommt durchziehen.

Es gibt eine menschliche Tendenz, originell wirken zu wollen. Lustige kleine Wortspiele sind originell. Bei dem, der sie das erste Mal verwendet. Vielleicht lacht man auch noch ein zweites Mal. Da der Mensch aber ungern von einer Idee läßt die sich einmal tief in die grauen Massen hinter den Augen eingefräst hat, wird man fortan von allen Seiten mit diesen Originalitäten begossen.

Jeder kennt das. Man sitzt auf einer Bank. Jemand kommt an, wirft sich neben einen, gröhlt dabei "Stück ma´n rück" und strahlt einen beifallsheischend, grinsenerwartend an. Wie ein Hund, der das Kunststück brav vollbrachte und jetzt sein Leckerchen will.

Wenn ein Rettungswagen mit Horn vorüberfährt, kann man schon Wetten darauf abschließen, daß man ein kleines Singen "zu spääät, zu spääät" hört, oder die Begleitung sagt: "Hinterher, da wird ne Wohnung frei".

Laß uns zum Bleistift mal teflonieren, laß liegen, tritt sich fest. Herzlichen Glühstrumpf, Tel Aviv, alles in Dortmund, lieber arm dran als Arm ab, jaja heißt leck mich am Arsch, Tschüssikowski, Tschö mit Ö, links ist da wo der Daumen rechts ist, ohne moosi nix loosi, alles fit im Schritt, noch so` n Ding - Augenring, Schlepptopp, laß uns ins Horn brechen, nett ist der kleine Bruder von Scheiße, stimmts, oder hab ich Recht, Schittebön, Schankedön...und wenn ich noch ein wenig nachdenke, fallen mir sicher noch hunderte dieser kleinen Bonmonts ein. Aber dann komme ich nicht rechtzeitig zur Arbeit und muß, weil ich spät komme, früh gehen.

Deswegen verabscheue ich mich für heute. Schönen Schrank für ihre Aufmerksamkeit.

Montag, Mai 14, 2007

Speckmamsell

Was man niemals machen darf:

Bei Freunden auf die Waage steigen! Tut euch den Gefallen und macht das niemals. Wer sich Leid ersparen möchte, schaue die Waage von der Ferne abwertend an und trete höchstens einmal im Vorübergehen dagegen um irgendwelchen anderen Frust zu vertreiben. Bei batteriebetriebenen Waagen entferne man die Stromlieferanten und verstecke sie gut, bei manuellen Waagen drehe man den Nullpunkt von vorneherein fünf Kilo nach unten.

Eigentlich hatte ich den Figurwahn schon längst hinter mir gelassen. Wie sagt man so schön: Irgendwann muß man sich als Frau entscheiden, wohin man sich die Reise vorstellen kann. "Kuh oder Ziege". Ich war schon immer tendenziell ein Freund von Kühen. Abgesehen von der Sabberei und dem Umfang haben sie nämlich die schönsten Augen der Welt und strahlen Güte, Geduld und Gleichmut aus. Da kann so ne Zicke lange dran arbeiten. Das wird sie nie erreichen. Jawohl. So hatte ich mir das ausgedacht. Kuh ist gut. Aber das muß ja nicht unbedingt sofort sein. Zumindest nicht im Hinblick auf die Masse.

Nachdem die Urlaubsbilder (jaha, ich stelle auch für die Frisurengucker gleich noch ein wenig was drunter) bei mir eintrudelten, trudelte ich auch erstmal in ein mentales Loch. Sich selbst im Bikini betrachten zu dürfen (diese Fotos werde ich auch in hundert Jahren hier nicht einstellen) entspricht schon einem Zwischending zwischen Schocktherapie und Folter.

Ausschnittbetrachtungen im Spiegel zu Hause sind nämlich immer von einem leichten Weichzeichner begleitet. "Das liegt nur daran, daß der Spiegel schräg steht. Das ist nur die Optik. Die Hosen passen doch noch prima"

Jaha liebe Freunde. Die Hosen passen ja noch prima....Auch ich verschenkte einst wider dem Schlankheitswahn meine Waage, um fortan meine Fettbergschwankungen an den kneifenden Hosen zu messen. Das könnte auch klappen für die, die es nicht gern bequem haben. Ich habe es gern bequem. Stretch ist bequem. Und gut für mindestens anderthalb Größen. Hinzu kommt, daß die heutige Hosenform, die bereits unter dem Bauch endet, Veränderungen in dem Bereich ebensowenig kommentiert, wie den Hintern, der sich unauffällig den Rücken hochschiebt.

Kurzum, als ich am Wochenende bei einem Freund in Frankfurt auf die Waage stieg, leuchtete mir eine Zahl entgegen, die ich nicht glauben konnte. Der Winterspeck hat ganz schön reingehaun. Zum Glück ist die Fußballsaison bald vorbei, so dass ich mich dann etwas von fröhlicher Feierei mit Biergenuss distanzieren kann. Auch das Fahrrad will bewegt sein. Da muß was passieren. Ansonsten dürft ihr mich bald Liese, Emma oder Hannelore nennen. Oder wie auch immer Kühe heute heißen.

Ich will so bleiben wie ich bin - Muh.

And now for something completely different: Ein paar Fotos. Zunächst Langhaarbine bei einer Tätigkeit, die sie öfters tun sollte:



Und nun die Optik nach der Friseurgeschichte. Allerdings gibt es in der Tat keine akuten Bilder. Furchtbarföhn ist also nicht dokumentiert:




Und so eine Verkleidung hätte ich gern gehabt, als ich den Friseurschuppen verließ:


Dienstag, Mai 08, 2007

Spiritus Sanktus?


Als ich letztens einmal wieder zur U-Bahn trottete, streifte mein Blick mehr beiläufig diesen Zettel an der Ampel. Meditation...ökä, da gibt das sicherlich schlimmere Möglichkeiten seine Abende zu verbringen, dachte ich. Zum Beispiel gar nichts machen, höhö, und schlurfte ungestoppt weiter über die Straße.

Auf der Straßenmitte angekommen, trat mir mein Gehirn von hinten an die Nase und forderte mich auf umzudrehen und den Rest des Plakates noch einmal etwas bewußter zu betrachten. "Die Freude spirituellen Seins"... Ach... Spirituell ist man doch noch lange genug wenn man tot ist?

Ich schlurfte wieder los. In der U-Bahn sinnierte ich dann weiter: Na gut, einen Vorteil hätte es, jetzt schon ein wenig spirituell zu sein. Dann hat man ja auch einen Astral-Leib. Nicht so wie ich, die im irdischen Sein momentan eher mit einem Astra-Leib zu kämpfen hat.

Auf der anderen Seite bin ich lieber dick als tot. Da muß man mal realistisch sein.

Samstag, Mai 05, 2007

Karneval im Garten




Ich verkleide mich ja nicht besonders gern. Als Hamburgerin steht man zwar dem lustigen Trinken und Hopsen auf der Straße nicht unbedingt abgeneigt gegenüber, aber bislang konnte ich schon mir durchaus verkneifen, das ganze morgens um zehn mit einer Clownsnase im Gesicht zu praktizieren.

Nun flatterte mir unlängst von dem lieben Reto eine Einladung zum Blog-Karneval „urbane Gärten“ ins Haus. „Oh“ dachte ich. Was wird das denn? Trifft sich da eine bunte Bloggermische zum trinken und hopsen im Kleingartenverein? Super. Da mach ich mit wenn ich Zeit hab und meine Mütze als Verkleidung reicht. Also auch. Ich gedachte natürlich nicht, nur die Mütze zu tragen, wobei mich das „urban“ doch ein wenig verunsicherte. Wenn das mal kein Schweinkram ist. Erst verkleiden müssen und dann auch noch rumurbanen was das Zeug hält.

Also, in dem Fall würde ich mir die Leute dann doch lieber vorher angucken. Neehee, diese Phantasie fangen wir mal schnell wieder ein. „Urban“ muß etwas anderes bedeuten.

Als ich dann schon auf Knien durch mein Unterbettstaub robbte, weil da hinten in der Ecke doch irgendwo die alte Rastaperücke modert, die sich unter der Mütze bestimmt hervorragend machen würde, summte ich beiläufig ein Lied von Funny van Dannen. „Hmmmmhmmmm Wenn im Urbanhafen die Schwääääne schlafen, sind viele da draussen noch wach...sie machen Liebe oder Blödsinn, oooder sie spielen noch Schach..“

Moment mal. Wo? Urbanhäfen, Urbangärten, jetzt ist die Zeit gekommen für Wikipedia. Bine will ja nicht dumm sterben.

Also: „Urban“ ist zunächst ein häufig gebrauchter Papstname. Das kann nicht gemeint sein. Es ist zwar durchaus möglich, dass der Vatikan Kleingartenparzellen in der Schweiz besitzt, aber ich glaube nicht, dass ich da trinken und hopsen darf. Geschweige denn, Mützen mit Totenköpfen und Rastaperücken tragen.

„Kostenlose dänische Tageszeitung“ bietet sich als nächstes an. Smoerebrödrömpöm? Auch eher unwahrscheinlich.

Ich glaube, die Definition „städtisch“ gefällt mir am besten. Städtische Gärten in Hamburg. Ich bin eingeladen, etwas über städtische Gärten zu schreiben Na also. Zack verschwindet das Staubding wieder unterm Bett.

Wenn man in Hamburg wohnt, fällt es ausgesprochen schwer, sich nur auf einen Garten zu beschränken. Deshalb antworte ich global, wie es sich für das Tor zur Welt ziemt. Denn ob ihr es glaubt oder nicht: Ganz Hamburg ist ein Garten. Ein Hafen mit Garten und mehr Brücken als in Venedig. Das ist mal urban was?

· 13 % der Stadt sind Parks, Freizeitanlagen und Wälder

· Weitere 8 % der Stadtfläche werden von Seen, Flüssen und anderen Wasserflächen eingenommen, die den Erholungswert ausmachen

· 44 km² (6%) sind Nationalparks

· Weitere 170 km² sind Naturschutzgebiete

· Die Strassen der Stadt sind mit insgesamt 215.000 Bäumen gesäumt

· Das "Alte Land" ist Europas größtes Obstanbaugebiet, ist mit der Fähre oder dem Auto nur eine halbe Stunde süd-westlich von Hamburg entfernt

Doch seht selbst:

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Und wer es sich in meinem Garten, der schönsten Stadt der Welt, bequem machen oder ein wenig hopsen möchte, ist jederzeit herzlich willkommen.

Donnerstag, Mai 03, 2007

Polare Überlegungen

Es ist Mai. Es ist grün. Die Bäume schlagen schon seit geraumer Zeit aus und die Sonne scheint, als würde sie jetzt schnell noch Energie verpulvern wollen, bevor der Lauf der Zeit die nächste Eiszeit einläutet. So wie das Eisauto täglich abends um kurz vor neun in meiner Straße. Bloß in groß.

Heute Morgen kam es wieder im Radio: die Pole schmelzen viel schneller als man ursprünglich annahm. Das spricht zwar eigentlich gegen eine kommende Eiszeit, ist aber nicht minder dramatisch. Das ist nämlich ziemlich viel Eis. Und ziemlich viel Eis was schmilzt, macht ziemlich viel Wasser. Und das muß irgendwo hin. Dann hat sich was mit Sylt irgendwann.

Aber ist wirklich das Wasser das Schlimme? Wenn wir uns jetzt aber mal an den Physikunterricht erinnern, könnte es doch sein, es gar nicht so schlimm wird. Wie ist das mit der Masse? Ist euch schon mal der Deckel einer Tupperschüssel hochgetaut? Nein, nicht wahr? Deckel frieren auf weil das Eis mehr Raum einnimmt als die Flüssigkeit vorher. Das Eis am Pol sieht doch viel mehr aus als es eigentlich Wasser ist.

Glaube ich zumindest. Ich bin Bankangestellte und kein Physiker. Und erst recht kein Eiszeitler. Aber egal wie, ich hoffe dennoch, dass es schon noch ein wenig dauern wird mit den Polkappen. Wenn ich mal überlege, wie lange ich mit einem Föhn an einem zugefrorenen Kühlschrank herumtaue, glaube ich, daß man sich schon noch so einzwei Jahre entspannt zurücklehnen kann ohne auch nur eine Schüssel unter den Pol stellen zu müssen.

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, was ich mit diesen Polschmelzinformationen anfangen soll. Klar. Klimawandel. Erderwärmung. Das ist alles furchtbar aber ich habe keine Ahnung, was ich dagegen machen soll. Soweit ich weiß, gibt es schon längst kaum noch FCKW. Ich mach das Fenster nicht auf wenn ich heize. Ich zünde keine Autoreifen an, ich kann die argentinischen Rinder nicht am pupsen hindern, ich fahre kein Auto, ich bemühe mich, möglichst wenig Hygienetextilien ins Klo zu werfen, ich benutze Leinenbeutel zum Einkaufen wenn ich dran denke, ich kippe weder Farben noch Lacke ins Grundwasser und habe auch noch kein Altöl verklappt…

Oh Scheiße, jetzt hab ich es: Ich benutze Weichspüler. Ich Umweltsau. Nur weil ich eitles Stück gerne gut dufte, entziehe ich den Eisbären ihren Lebensraum.

Ich hab vergessen, was an Weichspüler so schlimm ist und welche Auswirkungen es auf die Umwelt hat. Ich weiss nicht einmal, ob ich es je wusste. Macht aber nix. Als ich noch klein war, glaubte man den Erwachsenen. Und in meiner Jugend hatten alle noch Atomkraft-Nein-Danke-Buttons, strickten sich ihre kratzigen Pullover selbst und der Gebrauch von Weichspüler stand sozusagen unter Todesstrafe. Weichspüler in die Waschmaschine zu kippen stand in der Schlimm-Liga ungefähr auf einer Höhe mit dem tottreten von süßen kuscheligen kleinen Tieren.

Na gut. Wenn es den Eisbären hilft, stell ich das Zeug jetzt eben nach ganz hinten in den Schrank. Kann niemand behaupten, dass an meiner Generation die Erziehung zu ökologischem Bewusstsein versäumt wurde.

Und meine Haare laß ich jetzt immer lufttrocknen.