Dienstag, Januar 30, 2007

Nono

Dieser Tage ist mit Hypochondern nicht gut Kirschen essen. Derzeit berichten sie mit angstvollem Blick von dem neuen Grippe-Virus "Nono". Eine Tote gibt es schon. Stand groß auf der Titelseite der Hamburger Morgenpost. "Nono" dachte ich, das ist ja ein süßer Name für einen Virus. "Oh shit. No! Es hat mich erwischt. Nonono."

Ganz ganz aggressiv soll er sein der Virus. Es steht eine Epedemie ins Land. Das Robert-Koch-Institut wiegt bedenklich das Haupt und warnt. Laßt uns doch ruhig noch ein wenig Panik machen, nachdem die Panik mit dem Sturm - zumindest hier in Norddeutschland - nicht so fruchtete. Panik macht Spaß.

Nachdem ich, so weit von Kollegen angefüttert, gestern am Büro meines Chefchefs vorbeiwanderte, wußte ich, daß ich reagieren müßte. Seiner angesichtig wollte ich sofort die Nationalgarde, sofern unser Land überhaupt so etwas besitzt, wahrscheinlich heißt das hier langweilig "Bundeswehr" oder "Zollpolizei" oder so, aktivieren und aus unserer Abteilung eine Quarantänestation machen lassen. Er sah aus, als wäre ihm das Gesicht explodiert. Oder - netter ausgedrückt - sehr norddeutsch. Eine Nase wie ein Leuchtturm, Augen wie ein Seehund und diffuse rote Flecken im gesamten Gesicht.

Und ich mußte da rein. Zum Glück hatte ich noch genügend Zeit, mir einen dicken Schal ums Gesicht zu wickeln, eine Flasche Sterilium zu holen und Handschuhe anzuziehen. Dann nahm ich mir den Kugelschreiber einer Kollegin, damit er meinen nicht anfassen muß und seine Viren darauf verteilt und trat in die Höhle des Löwen. Ich war auf der sicheren Seite.

Handschuhe sind übrigens sehr sehr wichtig. Wie ich letztens irgendwo las, dürfe man sich im Krankheitsfalle durchaus abküssen, daß es nur so eine Freude ist, ein ordinärer Händedruck wäre aber höchst infektiös. Nun habe ich wenig Interesse daran, meinen Chefchef abzuküssen, was ich auch gleich deutlich zum Ausdruck brachte, nachdem ich ihm meinen Händedruck verwehrte. Eigentlich gibt es wirklich nicht sehr viele Menschen, die ich in ihre Schnottergesicher küssen möchte. Bei Geschnotter bin ich sogar so mutig zu sagen, daß ich dann auch ungern diejenigen küssen möchte, bei denen der Gedanke an Küsse normalerweise eher wohlige Gefühle auslöst. Nono.

Das muß man sich mal vorstellen. Durch das Geknutsche verwehrt man dem Kranken die Atmung durch den Mund und darf sich dann mit den entstehenden Rotzblasen aus der Nase auseinandersetzen. Nonononono.

Da ich Hypochonderinformationen immer noch einmal gerne nachprüfe, nicht aus Bosheit, sondern einfach aus Interesse, suchte ich natürlich nach weiteren Informationen über den Virus. Nix. Es gibt keinen Nono-Virus. Häh? Ach, Noro. Das ist ja blöd. Noro macht lange nicht so viel Spaß wie Nono. Und dann ist das auch noch ein Magen-Darm-Virus. Das hat doch nichts mit Nase zu tun. Oder?

Doch. Zwar sieht sie nicht aus wie ein Leuchtturm, das ist Erkältungen und Grippe vorbehalten, aber gerade bei einer Magen-Darm-Grippe ist ein Tipp kaum in Gold aufzuwiegen: Nichts essen, was nicht durch die Nase passt. Ein Tipp für Praktiker von Praktikern.

Und immer schön viel trinken.

Freitag, Januar 26, 2007

Mein-ung?

Das Leben könnte so einfach sein, wenn man einfach ein wenig blöder wäre. Das ist ein Gedanke, der mich schon recht lange verfolgt. Nicht, daß ich mich für einen intellektuellen Überflieger halte, aber die Weisheit mit Löffeln gefressen, das hab ich wohl. Mit allen Nebenwirkungen die dranhängen. Klugscheißen zum Beispiel.

Nachdem ich jahrelang als eifriges Informationssammelchen unterwegs war, komme ich langsam zur Erkenntnis, daß es Dinge gibt, die ich eigentlich nicht wissen will. Angefangen hat diese Gedankenschleife damals, als zum ersten Mal in einer Daily Soap junge Frauen beim Gebären gefilmt wurden. Ich hockte fasziniert und angewidert zugleich vor der Kiste und beobachtete, wie sich eine Neunzehnjährige am Ende ihrer Kräfte neunzehn Stunden lang durch die Wehen schrie.

Danke, dachte ich. Damit hat sich das Thema Geburt für mich wohl erledigt. Ich bin doch nicht bescheuert. Wenn ich tatsächlich irgendwann meiner evolutionären Pflicht nachkomme, wird das rausgeschnitten. Basta. Hätte ich den Film nicht gesehen, würde ich wahrscheinlich irgendwann meinen feuchten Blick in die Ferne schweifen lassen und verkünden, eine Geburt wäre die schönste Erfahrung für eine Frau. So intensiv. So weiblich, so göttlich.

Ich habs gesehen. Wenn göttlich wirklich bedeutet, sich die Seele aus dem Hals zu brüllen, kann ich da locker drauf verzichten.

Aber das, nämlich Dinge, die man so genau gar nicht wissen will, ist nur eine Seite des Gedankens. Früher sagte man, jemand erlaube sich den Luxus einer eigenen Meinung. Betonung liegt in diesem Moment für mich auf "eine". Ich habe zu einem Thema durchaus auch schon einmal achtzehn Meinungen. Je nachdem. Zunächst die, die ich auf mich anwende. Aktuell. Morgen kann die schon anders aussehen. Dann fange ich an mit der berühmten Münze zu jonglieren und mir sämtliche Seiten anzugucken, bringe die Tatsache, daß Menschen unterschiedlich sind und Ziele sehr anders aussehen können als meine mit in den Gedanken hinein und komme schlußendlich zu dem Ergebnis, daß ich mir lieber nicht anmaße, eine abschließende Meinung zu bilden. Da halte ich lieber die Klappe. Sonst bin ich morgen mit meinen Ausführungen noch nicht fertig.

Eine meiner neuen Lieblingssendungen findet ihr abends auf dem Sender DMAX. Guckt euch das mal an. "Die Ludolfs". Hier werden vier Herren begleitet, die einen Schrottplatz beackern. Alle zusammen kommen höchstens gemeinsam auf einen IQ, der einem Meter Feldweg entspricht. Wobei einige Pluspunkte an einen Mitstreiter fließen, der, irgendwie die Dustin Hoffman in Rainman, genau weiß, welche Ersatzteile wo liegen. Sein Ordnungssystem sind riesige Haufen Schrott und er weiß genau, was sich in diesen Haufen befindet. Ansonsten kann er sich wahrscheinlich noch nicht einmal selbst die Schuhe binden. Aber das weiß er.

Am faszinierensten für mich sind jedoch die Ansichten und Lebenseinstellungen der Jungs, die mir das Herz wärmen. "Wenn man stirbt, kommt man im Himmel. Und da trifft man sich wieder mit alle und sieht Mama und Oma wieder und das wird schön. Niemand soll Angst haben vorn Sterben. Da glaub ich ganz fest dran." Ganz einfach, ganz schlicht. Aus der Kindheit bewahrte Geschichten ins Erwachsenenleben gerettet.

Frei von Egoismus machen sich die Jungs Gedanken über die Wünsche ihrer Brüder und sich das Leben gegenseitig schön. "Wenn einer Geburtstag hat, dann muß man das schön machen. Dann backen wir Kuchen und der Tisch muß schön gedeckt sein. Dann freun sich alle und das ist dann wie früher, als unsere Mutter noch lebte. So ist das und so muß das sein."

"Lauter" ist das Wort, was mir dazu einfällt. Neid und Mißgunst gibt das nicht. Alle sind froh, wenn alle froh sind. Ist das nicht schön? Niemand muß sich den Kopf darüber zerbrechen, wie wohl irgendetwas gesagtes gemeint war, weil es genau so gesagt wird wie es gemeint war. Einfach, schlicht, verständlich. Die soziale Kompetenz dieses Schrottplatzhaushaltes ist, was gerade in diesem Umfeld merkwürdig erscheint, zu mehr als 100 % präsent.

Da werd ich neidisch. Wieso ist mein Horizont so weit? Etwas enger gesteckt wäre die Welt vielleicht behaglicher. Kosmopolit im eigenen Heim. Der Zug ist für mich weg. Dafür müsste ich mich einer Lobotomie unterziehen. Wie gestern auf einem Geburtstag mein Großonkel sagte: "Bine, guck dir die Familie an, das liegt uns nicht im Blut." Wenn das Gras auf der anderen Seite des Zaunes grüner ist, dann steigen wir drüber. Und wenn man schon mal über einen Zaun gestiegen ist, ist der nächste kaum noch ein Hindernis. Da macht es auch nichts, wenn man mal auf ner Modderwiese landet. Da geht man eben weiter. Muß ja. Hinterm Horizont gehts weiter.
Eigentlich auch ganz einfach.

Montag, Januar 22, 2007

Herrjeh

Jetzt lassen sie den Typen, der die Pinguine für Schokolade alberne Tänze aufführen läßt auch noch texen: "die größte technische Innovation, auf die ein Urinstrahl treffen kann".

Au weia.

Zugegebenermaßen habe ich noch nicht in Betracht gezogen, meine kleine neue PC, die seit neuestem aus mir unerfindlichen Gründen den Namen "Dorit" trägt, anzupinkeln. Ich würde in Betracht ziehen, das Space-Shuttle einmal mit meinem Nierchenwasser zu besprenkeln oder derzeit vielleicht meinen Counter, der, ebenfalls sehr technisch innovativ, leider derzeit spackt, aber einen bibliophilen Schwangerschaftstest als größte technische Innovation zu bezeichnen, erscheint mir doch ein wenig weit hergeholt.

Im Gegenteil. Dieser Schwangerschaftstest ist diskriminierend. Wissen wir doch, daß eine gehörige Menge der Bevölkerung weder lesen noch schreiben kann. Oder älter ist. Mir zumindest ist der eine oder andere Mitmensch bekannt, der altersbedingte funktionelle Schwierigkeiten mit dem Gucken hat. Das geht ja heutzutage schon mit dreissig los. Wahrscheinlich eine Folge der Rentendiskussion. Da soll man ja eher weitsichtig sein. Das Unterbewußtsein hört "weitsichtig" und macht das, was es seit Jahrtausenden macht. Evolution dauert. Dieser weitsichtige Mitmensch schaut dann auf ein kleines verschwimmendes Feld, in dem "schwanger" steht und seufzt erleichtert: ah, Schwein gehabt, nur ein Punkt.

Meine Lieblingswerbung, die ernsthaft im Fernsehen läuft, ist allerdings diese.

Das ist fast schöner als die Massagestäbe, die sich die Mannequins damals im Otto-Katalog merkwürdigerweise an die Wange gepresst haben.

Freitag, Januar 19, 2007

Kyrill Alaaf

Ich bin beleidigt. Da wohnt man schon im Norden, was ja eigentlich ein Garant sein sollte für Sturmgetöse und Wasser von allen Seiten, und was ist? Kaum was ist. Kyrill hatte sich in Köln schon ausgetöst als er sich endlich bequemte, ein paar Böen in Hamburg abzuladen.

So viel Aufregung. Für nichts. Aber ich räume ein, daß es ja anders aussah. Zunächst. Dramabilder im Internet, umgestürzte Bäume und die eindringliche Warnung, das Haus nicht mehr zu verlassen. Kinder wurden mittags aus der Schule nach Hause geschickt, obwohl der Sturm erst um sechs kommen sollte. Flüge wurden gestrichen und der Bahnverkehr wurde auch erstmal prophylaktisch eingestellt. Hamburg war vorbereitet. Endlich einmal wieder Katastrophenfeeling. Vorsicht ist besser als Nachwehen.

Auch mein Chef wanderte gegen vier Uhr nachmittags mit besorgtem Gesichtsausdruck durch die Büros, um uns höchstpersönlich mitzuteilen, daß von "ganz oben" die Genehmigung erteilt wurde, vorzeitig nach Hause gehen zu dürfen. Die sind schon toll "da oben". Sowas von fürsorglich. Meine etwas verständnislose Frage, wozu wir bei freier Gleitzeit eine solche Genehmigung benötigten, ob ich die nicht geleisteten Arbeitsstunden dann wieder gutgeschrieben bekommen würde, wurde mit diesem speziellen "immer-müssen-Sie-so-spitzfindig-sein-Blick" quittiert und unkommentiert gelassen.

Zunächst spielte das Wetter allerdings auch mit. Höchstanständig verdunkelte sich gegen Mittag der Himmel und es fiel schon mal ein wenig Wasser vom Himmel. Freudig erregt rannte ich immer wieder zum Fenster um ergebnislos nach überklappenden Schirmen zu fahnden und Menschen zu beobachten, die sich an Laternenpfählen festhalten. Aber nix war. Es war dunkel und es hat geregnet. Nicht sehr ungewöhnlich irgendwie.

Um dann in den vollen Sturmgenuß zu kommen, machte ich gegen sechs Uhr Feierabend und trat erwartungsvoll auf die Straße. "Kommt ihr Teufel der Winde, ich werde trotzen" verkniff ich mir zu rufen, und war kurz versucht, mich auf dem Bahnhof einzufinden um in Zügen zu schlafen und Erbsensuppe zu essen. Es kann mir doch nicht zum Vorwurf gemacht werden, daß ich nach sieben Minuten U-Bahn-Fahrt zu Hause wäre. Ich wollte so gern diese Dynamik, diesen Zusammenhalt in schweren Stunden fühlen, den ich mir so ähnlich vorstellte wie die Stimmung während der Weltmeisterschaft.

Leider antworteten die Teufel der Winde nicht. Ein wenig zaghaft zerpüsterte mir ein laues Lüftchen die Frisur und es regnete noch nicht einmal. Da macht Bahnhof keinen Spaß. Also ging ich nach Hause, kochte was Leckeres mit Erbsen für eine Freundin und mich und ließ den Sturm Sturm sein.

Man kann halt nicht alles haben. Im Gegensatz zu Bob, den ich gestern begeistert im Fernsehen anschmachten konnte, wo er ganz souverän im Quiztaxi ziemlich viel Geld gewann. Sturm UND Kohle. Ein wenig neidisch bin ich ja schon.

Montag, Januar 15, 2007

Kinotipp?

Es gibt gute Filme. Es gibt so lala-Filme, es gibt schlechte Filme und es gibt uuuuunglaublich schlechte Filme. Es gibt schlechte Filme, von denen man genau das erwartet und genau deswegen guckt und viel Spaß hat und es gibt schlechte Filme, wo man im Kino überlegt, daß man auch eigentlich gerne den Abend zu Hause mit einem guten Buch verbracht hätte.

Meine Hitliste der schlechten Filme die Spaß machen, wird seit langen Jahren angeführt von dem Klassiker "Das Ding aus dem Sumpf". Mein Glück kennt schier keine Grenzen wenn ich des Nachts nach ausgiebiger Feierei nach Hause komme, auf eine letzte Zigarette den Fernseher anschmeiße und zufällig - und das gabs schon zwei Mal - Alec und Käibl dabei begleiten darf, wie sie von Bösewichtern verfolgt durch riesige Sümpfe hetzen, sich trotzdem ständig treffen, in die Arme sinken, "ooooh Alec...ooooo Käibl.." seufzen und dann wieder Fersengeld geben.

Diesem Film haben die Naturmenschen und Esoteren die Anregung entnommen, in den Wald zu gehen und Bäume zu umarmen. Alec wurde nämlich im Laufe des Films immer borkiger. Oh Alec hört man sie leise wispern. Verzage nicht, kleiner Baum. Ich spüre deine Energie. Wundervoll schlechte Maske, wundervoll böse Bösewichter und wundervoll einfache Dialoge. Oh Alec.

Dicht gefolgt ist das Ding aus dem Sumpf von dem Schocker "Starship Troopers", den ich das erste Mal, ebenso zufällig, mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination sah. Aufgrund eines Programmfehlers lief der Film direkt zwei Mal hintereinander und ich tat mir die zweite Lage natürlich auch an. Spätpubertierende Kens und Barbies auf der Jagd nach dem Brainbug. Göttlich. Je öfter man den Film sieht, umso mehr Spaß hat man. Die gesamte amerikanische Klischeegesellschaft wird hier so zauberhaft verarscht, daß ich den Film täglich sehen könnte.

Mehrfachgucken in Verbindung mit viel Humor und eigenen Interpretationen hilft manchmal bei schlechten Filmen. Aber nicht immer.

Immer wieder mit dem Kopf auf die Rückenlehne vom Vordermann schlagen und dabei "neinneinneinneinnein" wimmern, wollte ich in der "Liga der außergewöhnlichen Gentlemen". Brauchte Sean Connery da dringend Geld, oder konnten die Filmemacher ihn mit dreckigen Einzelheiten seines Privatlebens erpressen, in diesem Supergau mitzuspielen?

Bei "Alexander der Große" habe ich kapituliert und bin gegangen. Der Standard von GZSZ auf Großleinwand gebracht. Schlechte Schauspieler, schlechte Dialoge, schlechte Bilder und schlechter Verlauf. Ich habe den Film zwanzig Minuten staunend verfolgt und dann angefangen, mich zu winden. Das ist Folter. Wenn ihr jemanden richtig haßt, schenkt ihm diesen Film.

Und Samstag dann ein neues Highlight. Merwürdigerweise tolle Kritiken, tolle Besetzung und ein Abgrund wie der Grand Canyon in den man dann fällt. "Babel" entspricht exakt einem unmotivierten Fernsehabend im Hause Bine. Wenn ich unlustig auf der Couch hänge und kontinuierlich durch die Kanäle zappe. Ich sehe dann ungefähr vier bis fünf Filme und keinen richtig. Genau das ist Babel.

Oder anders: Sucht euch aus eurem Bücherschrank vier völlig unterschiedliche Bücher raus. Nehmt jeweils zwanzig beliebige Seiten aus der Mitte und tackert diese in beliebiger Reihenfolge zusammen. Dann sucht ihr den kleinsten gemeinsamen Nenner und schreibt wirklich schlechte Überleitungen. Wichtig ist, daß die Enden offengehalten werden und kein Handlungsstrang erklärt wird.

So wie in dem Film: Nymphomane taube Sechzehnjährige Japanerin, Ecstasy, Techno und schrillbunte Bilder, ein marokkanischer Reisebericht über Hirten, eine Studie über Einwanderungsprobleme der USA, ein Buch "Überleben in der Wüste leicht gemacht" und einen Politthriller, aus dem ihr aber nur die Füllabsätze benutzt.

Ihr könnt es aber auch lassen. Hätte Brad Pitt auch besser getan. Und traut keiner Filmkritik die ihr nicht selbst geschrieben habt.

Donnerstag, Januar 11, 2007

Nomen est omen

Endlich haben Franzi Almsick und Opa Harder es geschafft. Inoffiziell, weil Franzi ja nie bestätigte, schwanger zu sein. War ja auch gar nicht auffällig. Ihr war doch nur der Airbag aufgegangen. Naja gut. Aus diesem merkwürdigen Geschwür an ihrer Vorderseite kam jetzt doch ein Kind. Don Hugo. Ein echtes Promikind. Gestern noch ein Gerücht und heute schon ein beknackter Vorname. Klingt irgendwie ein wenig wie Donna Waltraut. Oder Ibn Ben Hermann.

Ich vermute hier ja einen kulturellen Hintergrund. Wer viel Sport macht, kommt nicht so zum Lesen. Wer nicht viel zum Lesen kommt, verbringt seine Zeit mit einfacher Lektüre. Vorzugsweise Comicheftchen. Und wen finden wir da? Traraaaa: Don Hugo Rosa. Peinlicher Name, großer Mann, dem wir die Existenz von Dagobert Duck zu verdanken haben.

Somit wäre das Rätsel gelüftet. Glaube ich. Durchaus denkbar wäre natürlich auch der von meiner Lieblingssatireseite präferierte Idee, daß hier das Kind nicht nach dem Ort der Zeugung benannt wurde, sondern nach seinem Grund.

Doch dieses Kind wird es im Vergleich zu anderen Promikindern eher leicht haben. Klar wird sein Schniepel wohl irgendwann der Dindon sein, wenn er zum Zahnarzt wird, heißt er sicher Dontodent, aber im großen und ganzen wird er mit Glück nicht arg so gehänselt.

Anders zum Bespiel die armen Jungs vom Ochsenknecht. Wilson "Speedy" Gonzales und Jimy "Blue Eye" Muhkuhpfleger. Da möchte man doch gerne selbst noch einmal Kind sein.

Oder die bedauernswerte Emma Tiger Schweiger.

Den lustigsten Fehltritt mit einem Kindernamen erlaubten sich übrigens Dummbatz Cruise und Kati "dümmergehtnimmer" Holmes. Sie nennen ihre Tochter "Suri". Hier zeigt sich mal wieder, daß die Damen und Herren Scheißologen andere Wörterbücher besitzen, als der Rest der Welt. Angeblich ist der Ursprung des Namens persisch oder hebräisch und Bedeutet entweder "Rote Rose" oder "Prinzessin". In Israel oder im Iran hat man von diesem Namen allerdings noch nie etwas gehört.

Nur die Japaner können mit der Buchstabenfolge "Suri" etwas anfangen. Dort bedeutet das nämlich "Taschendieb". Die gute Fee, die ihr diesen Namen in die Wiege gelegt hat, gehört doch ordentlich gebeutelt. Dann doch lieber Dagobert Duck.

Zum Glück bin ich normal. Wenn ich mal eine Tochter habe, nenne ich sie Daisy Eppendorf Milram con Carne. Rufname Jackeline.

Montag, Januar 08, 2007

Counter macht Spaß

Ich gebe zu, daß es mir viel Spaß bereitet zu sehen, nach was die Besucher dieses Blogs so gegoogled haben, um schlußendlich hier zu landen. Wie ich schon einmal erwähnte, ist das Hauptsuchwort immer noch ungeschlagen "Frauenbauch". Ein Trend, der im wahren Leben bislang deutlich an mir vorbeigeschlendert ist ohne zu grüßen. Doch ich versuche noch zu verstehen. Vielleicht sollte ich da auch mal nach googlen.

Meine Lieblingssuche vom heutigen Tag war folgende Frage:

"Was tun wenn jemand versehentlich pupst"

Ehrlich, warum auf diese Frage meine Seite bei Google ganz oben stand, ist mir ein Rätsel. Das ist mir übrigens häufig ein Rätsel. Aber gut. Seis drum. Weil ich ein höflicher Mensch bin, will ich in diesem Fall nun gern dafür sorgen, daß der- oder diejenige, die sich mit diesem Problem herumschlägt, Hilfe erfährt, falls er oder sie hier noch einmal landet.

Also, was sollte man tun, wenn jemand versehentlich pupst. Mir fiele auf Anhieb folgendes ein:

Zuallererst: Lachen. Ich könnte zumindest nicht anders. Auf alle Fälle hätte ich sicher einen akuten Anfall von Gesichtslähmung um meine Mundwinkel in einer akzeptablen Horizontale zu halten.

Ferner kann man sein durchlässiges Gegenüber mit beruhigenden Bemerkungen wieder ins Boot holen. Spontan fallen mir folgende Formulierungen ein:

- Oh, ein Frosch
- Laß raus was dich bedrückt
- Du Sau
- Alle Mann in die Boote
- Ist doch alles nur Schall und Rauch
- Erstens Luft, zweitens Duft
- Gebt Freiheit euren Winden
- Du bist Quäker?

Kulturbeflissene, die sich nicht auf Fäkalniveau herablassen wollen, können sich auch in dem reichhaltigen Schatz der Klassiker bedienen. Jede Menge tröstende Worte findet man. Wie diese:

"Das Verhängnis muß geschehen, das Gefürchtete muß nahen."

- Schiller, Kassandra -

"Die Spannung steigt,
der Drang wird groß,
nur still, gebt acht,
gleich drückt er los."

- Busch, Schnurrdiburr -

"Wie wird mir, leichte Wolken heben mich!"

- Schiller, Jungfrau von Orleans -

"Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft"

- Schiller, Tell -


Vielleicht fällt ja der geneigten Leserschar noch die eine oder andere akzeptable Lösung für dieses Problem ein.

Für die anderen hier noch ein paar Highlights aus der heutigen Suchliste:

- Bonbon aus Wurst
- free Pony steifer Finger
- Würgereiz bei Wellensittichen
- Schnee pipi
- Füsse Tante
- Das Geschlechtsteil von Oma

Es lebe das Internet. Bildung und Hilfe in allen Lebenslagen.

Autsch.

Samstag, Januar 06, 2007

Ich lache gern - wenns paßt

Wenn der Herr Barth im Fernsehen noch einmal diese blöde Story erzählt, daß jeder Mann schon einmal auf die Brust seiner Freundin gedrückt und dabei gehupt hat, und - echt wahr - ein Freund von ihm mal auf die Brust drückte und dabei sagte "Fräulein, kommen Sie bitte zum Diktat", dann fange ich glaube ich an zu heulen. Wenn zudem auch noch das Fernsehpublikum weiterhin hysterisch lacht, nutze ich mein Recht auf Notwehrkoma.

Haben die Leute das wirklich verpaßt, die letzten drei Millionen Male, als er die Story brachte, oder lachen sie, weil sie den Witz wiedererkennen. So wie in Konzerten, wenn man die ersten drei Zeilen eines hübschen Liedes nie mitbekommt, weil neben einem jemand frenetisch die Patscherchen aneinanderschlägt und beifallsheischend um sich schaut, weil er anhand des Intros erkannt hat, um welchen Song es sich handelt.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß das sich Publikum in diesen Fernsehsendungen ausschließlich aus alltäglichen Fernsehvermeidern zusammensetzt. Und wer diesbezüglich Ersthörer sein möchte, kann sich eigentlich nur damit rausreden, daß das TV kaputt ist oder er nur 3Sat oder Arte guckt. Und die lachen doch eh nie.

Also Herr Barth. Bitte nicht mehr "Fräulein zum Diktat". Du kannst Dir bestimmt auch etwas anderes ausdenken, mit dem du dich die nächsten paar Monate rüberretten kannst. Zur Not gibt es ja auch noch den einen oder anderen Gagschreiber. Die werden dafür bezahlt. Das "wirklich, das ist mir wirklich passiert", kannst du da ja trotzdem hintersetzen. Merkt doch keiner.

Aber nicht nur der Herr Barth fällt diesbezüglich auf. Mittlerweile ist die Fernsehlandschaft durchwirkt von Comedians, Stand up oder nicht, die dazu übergegangen sind, merkwürdige Shows zu moderieren, in die sie sich gegenseitig einladen. Dann werfen sie sich kichernd in der normalen Unterhaltung Teile ihres aktuellen Programms um die Ohren und halten abwechselnd DVD`s, Bücher und CD`s in die Kamera. Wie originell.

Das ist doch etwas ermüdend - oder? Seit der von mir sehr verehrten Anke Engelke wissen wir doch, daß nicht jeder Comedian, der in der Lage ist, eine gute Rolle zu spielen oder sich sein Programm fehlerfrei zu merken, auch geistreich moderieren kann. Muß ja auch nicht. Wirklich nicht. Bleibt doch lieber ernst als auf Krampf schlagfertig sein zu wollen. Oder bei euren Leisten.

Ach so, aber dann seid ihr nicht mehr komisch und die Leute kaufen nicht mehr euer Programm? Kann sein. Ich kaufe aber auch kein Programm, welches ich im Fernsehen schon tausend Mal gesehen habe und daher auswendig kann. Da müßte ich ja noch Geld draufkriegen.

Eine andere bedenkliche Entwicklung ist die Hervorsprießung von schlecht moderierten my-Video.de-Shows. Wenn da wirklich Neues käme oder besonders Originelles. Wär gut. Aber sie zeigen das, was sowieso schon durch sämtliche E-mail-Briefkästen wanderte. Vor fünf Jahren. Und die Moderatorenhühner machen einem den Spaß an der Schadenfreude durch Ooooh-das-muß-jetzt-wirklich-wehgetan-haben-so-möchte-ich-nie-verarscht-werden-
Bemerkungen kaputt.

Wie? Schadenfrohe Leute haben einen schlechten Charakter und keinen Humor?

Schnickschnack.

Mittwoch, Januar 03, 2007

Standpauke?

"Wenn du immer nur abhängst, ist irgendwann Ende der Fahnenstange". Na, das ist ja mal ein Satz, der mir eben beim durchzappen direkt, ohne viertausend Mark und ohne über Los zu gehen, ins Hirn geschossen ist. Sämtliche verbliebenen schlechte-Gewissen-Zellen machten sich grade und formierten sich mit ausgestrecktem Zeigefinger um mein Aktivitätszentrum, welches direkt in sich zusammensackte und schuldbewußt pfeifend in der Hirnschale herumglotzte.

Heh, das hat doch diese blöde Supernanny zu so nem verpickelten Sechszehnjährigen gesagt, der mit tumben Gesichtsausdruck im Sessel hing. Ich gucke an mir runter. Naja, weder sechzehnjährig, noch verpickelt. Gott seis gedankt und getrommelt. Aber das mit dem rumhängen...auch der etwas dümmliche Gesichtsausdruck...gerade jetzt.. und nun überflüssigerweise die zaghafte Frage des Kleinhirns: "Eh, warum hast du eigentlich kein Hobby?" "Wie, kein Hobby? Wozu soll das gut sein?" Na, damit du nicht hier rumhängst. Mach was sinnvolles in deiner Freizeit. Betätige dich im Verein, mach Sport, feste Termine und so. Regelmäßiges Leben. Und wenn du zu Hause bist, dann putze und wiener, damit du für die wenige Zeit, die dir dann noch verbleibt, einen guten Eindruck bei deinen sozialen Kontakten hinterläßt. Sauberkeit ist da hoch angesehen.

Ach, tatsächlich. Ich dachte immer, miteinander verbrachte Zeit wäre höher angesehen. Und guck doch mal. Sooo dreckig ist das hier gar nicht. Sogar den Staub unterm Schreibtisch hat gestern jemand mitgenommen....einmal fängt man an mit Regelmäßigkeiten und zack hat man eine Zwangsneurose....äh

Naja, wenn ich hier schon rumhänge und dummes Zeug wegen der Supernanny denke, kann ich wenigstens etwas machen, was mir Spaß macht, wenn ich schon mal einen Abend alleine und zu Hause bin: Rauchen und ein Glas Wein trinken. Das wären doch eine fabelhafte Antwort: Mein Hobby ist Rauchen. So ohne ist das nicht. Immerhin ist das fast Extremsport. Lebensgefährlich, teuer und stinken tut es auch. Prima Hobby. Super Hobby. Besser als Reitenschwimmenlesen. Oder Serviettentechnik.

"Fernsehen" ist auch ein prima Hobby. Ohne dieses Medium wäre ich ja niemals auf die Idee gekommen, mich für mangelnde Regelmäßigkeit und nicht vermißten Spaß anzuklagen. Jeder der möchte, kann zum Laienrichter werden, zum Psychologen und Berater. Wenn man die Privaten guckt. Um dieses Hobby kulturell aufzuwerten, könnte ich jetzt anfangen zu behaupten, ich würde immer nur 3Sat und Arte gucken. Und natürlich die dritten Programme. Alles andere wäre ja Schund. Aber seien wir doch mal ehrlich, wenn man sein Hobby schon vor sich selbst aufwerten muß, dann kann man das auch gleich bleiben lassen.

3Sat-Gucker waren mir außerdem schon immer suspekt. Das ist wie ständig Diät leben. Irgendwann wachen diese Leute bestimmt nachts auf und stopfen hemmungslos Dauerwerbesendungen und diese Dreiminutenspots Busenrubblerinnen in sich hinein. Wahrscheinlich machen sie auch Nordic Walking. Und Serviettentechnik. Oder - örks - Windowcolours.

Also ihr Synapsen, wenn ich ganz ehrlich bin, ich hänge ich ganz gerne ab, treffe Freunde und mache was mir Spaß macht. Also legt euch wieder hin, zappt noch ein wenig durch den Fernseher, raucht noch ne Zigarette und trinkt ein Glas Wein mehr. Seht ihr? Ist gar nicht so schlimm.

Und die Supernanny gucken wir nie wieder.

Tausend Dinge

Denkt euch nur, die Katz ist krank...
Jaja, so wars. Pünktlich zum Jahreswechsel nahm meine neue kleine Computerine eine beleidigte Auszeit. Ich kann das verstehen. Winterdepression, Jahreswechselmiesstimmung, ihr alter Herr und Meister gab sie mirnichtsdirnichts weg, dann mußte sie hier zunächst mit einem vergnatterten alten dicken Monitor arbeiten, der nur an den etwas rauhbeinigen Hein gewöhnt war und, mußte sich an die andere Arbeitsweise einer Frau gewöhnen und ich lasse sie auch noch über die Festtage ganz alleine.

Wäre sie eine Katze, hätte sie bestimmt aufs Sofa gepinkelt. Zum Glück ist sie keine Katze und eher autoaggressiv veranlagt, so daß ich hier nicht mit Sagrotan und Frischluftspray hantieren muß. Aus Trotz schnitzte sie also hier allein ein wenig an ihrer Festplatte und verstreute irgendeine Bitmap in alle Himmelsrichtungen.

Gestern abend haben wir dann operiert. Also, ihr Altvertrauter hat operiert und ich habe ihr dabei zärtlich das Kabel gehalten. Sie hat jetzt eine neue Festplatte, die zwar etwas schnarcht, aber - noch - komplikationslos läuft. Die Lüftung ist grad etwas laut. Aber sie ist ja auch noch rekonvaleszent. Und bestimmt doppelt beleidigt, weil wir sie in dieser Wir-bauen-uns-ein-Atomkraftwerk-Aktion mit Hein kopulieren lassen mußten. Beide standen nackig aufeinander und er pumpte seinen Festplattenstrom in sie rein, weil sie als Mädchen zu wenig Stecker besitzt.

Was habe ich daraus gelernt? Man muß sich intensiv um seine Geräte kümmern, sonst haun sie ab. Wobei mir ein sehr schöner Song von Fanny van Dannen einfällt, den ich euch ans Herz legen möchte:

Verzweifelte Dinge - Funny van Dannen

Johnny war ein Butterkeks,
er glaubte an die Liebe,
doch er wurde aufgegessen –
das tat weh!

Heidi war ein Wohnmobil,
sie wollte in die Berge,
aber ihre Eigentümer
fuhren an die See.

Toni war ein Küchenmesser,
wollte niemand wehtun,
doch er musste schneiden
bis er daran zerbrach.

Helga war ein Telefon,
sie fand Gespräche eklig,
könnt ihr ahnen, wie sie litt,
wenn jemand lange sprach?

Billy war ein Tesafilm,
er wollte nicht mehr kleben,
niemand riß den Zettel ab,
der so an ihm hing.

Renate war ein Kaugummi,
sie hatte Angst vor Zähnen,
sie wurde hart wie Stein,
klar, dass da was kaputt ging.

Die Dinge sind verzweifelt,
das Leben ist nicht fein,
ein Keks kann nicht weinen
und ein Wohnmobil nicht schrei'n.
Die Sachen sagen leise:
»Seid bitte fair,
sonst hau'n wir alle ab,
und euer Leben wird – sehr schwer.«

Tausend Dinge brauchen Liebe.
Tausend Dinge wollen glücklich sein.
Tausend Dinge sagen: »Bitte!
Könnt ihr vielleicht einmal
aufmerksam sein?«

Vielleicht als guten Vorsatz für 2007? In diesem Sinne, allen ein frohes neues Jahr.

So, und jetzt schäme ich mich noch ein wenig für diese Unmengen Staub unter meinem Schreibtisch, durch die Doc Schimi durchrobben mußte. Achtet immer auf saubere Unterwäsche für den Fall eines Unfalls und ein gut gesaugtes Zimmer.