Donnerstag, Dezember 28, 2006

Winterwonderland

Bei frühlingshaften Temperaturen Glühwein trinken, das war meine Vorweihnachtszeit. Abwechselnd zu dick oder zu dünn angezogen schwitzen oder frieren. Die Jahreszeit schrie nach Rollkragenwollpulli und das Wetter bat um Blüschen. Ich hatte stets den gefüllten Taschenofen im Anschlag, um doch nur wieder das Feuerzeugbenzin verdunsten zu lassen. Ein Dezember wie ein Frühling. Gewöhnungsbedürftig? Nicht unbedingt. Unschlüssigkeit ist mir nicht ganz fremd. Ich versteh das Wetter. Und wenn ich ehrlich bin, hab ichs ganz gern warm. Kühl bin ich selbst genug. Eigentlich ist es mir echt schnurz, obs im Dezember schneit oder nicht.

Es ist etwas ermüdend, immer wieder von allen Seiten darauf hingewiesen zu werden, daß es noch nie so warm war wie in diesem Dezember. Was im übrigen nicht ganz richtig ist. Ich erinnere mich dunkel, daß es im August deutlich wärmer war. Mit diesen Bemerkungen haushalte ich allerdings sehr sparsam. Es gibt originellere Möglichkeiten, in entgeisterte Gesichter zu blicken.

Doch heut war es so weit. Es hat geschneit. Und trotz aller Wetteregalheit fühlte ich mich heute morgen, als ich mit dem Kaffeebecher ins Wohnzimmer schlurfte und mit einem mal mit großen Augen das ebenso große weiße Geriesel sah, wie Pippi Langstrumpf und Michel von Lönneberga zusammen. Raus auf den Balkon, Mund auf und Flocken fangen. Eklig? Neinnein, das ist ungefährlich. Gelber Schnee kommt selten von oben. Hoffe ich.

Ich habe mir den Tag dick im Kalender angestrichen. Nur für den Fall, daß im nächsten Jahr jemand behauptet, daß es im Jahr 2006 keinen Winter gegeben hat. Klugscheißen macht Spaß.

Mit Pipi, nein, nicht dem gelben Schnee, dem Lindgren-Terminator, und Michel habe ich mich übrigens über die Weihnachtsfeiertage amüsiert. So ist das. Tausend tolle Filme laufen und was guck ich? Pipi, Michel, Heidi und Stuart Little. Wenn man sich ein Mal im Jahr wieder in die alte Rolle als Kind im Familienkreis begibt, dann hat das originelle Auswirkungen.

Um mir das Daumenlutschen wieder abzutrainieren und mich langsam wieder auf mein wahres Alter und meinen Job in der Bank vorzubereiten, bin ich am zweiten Feiertag ganz ganz lange aufgeblieben. Und einen Krimi hab ich auch geguckt. Ich habe mich nicht hinterm Sofa versteckt und auch nicht den Ton weggedreht als es spannend wurde. Was allerdings nur daran liegt, daß der Papagei die ganzen Tasten auf der Fernbedienung abgefressen hat und ich daher nicht weiß, wo ich drücken soll. Aber ich habe die Spannung ausgehalten. Jawohl. Und ich hatte keine Alpträume danach.

Erwachsen sein hat auch Vorteile.

Und ich habe jetzt einen Flachbildschirm. Die Technisierung im Hause Bine ist nicht aufzuhalten. Ich habe jetzt sogar einen Luxus-Frühstücksbereiter. Damit kann man gleichzeitig Brot toasten, Kaffee kochen und Spiegelei braten. Gut. Ich frühstücke nie. Aber wenn, könnte ich alles auf einmal machen. Das ist doch wundervoll. Oder?

Nicht sehr technisch, aber ein Grund, jede Menge gelben Schnee oder schlimmer zu produzieren, ist ein weiteres Geschenk. Ich habe auch noch einen Fallschirmsprung in der Schweiz. Ausm Hubschrauber. Im Januar bekomme ich den Termin. Ich werde früh genug Bescheid sagen, damit ihr lieben Leser in unserem sympathischen Nachbarland wißt, an welchem Tag ihr besser nicht ungeschützt auf die Straße geht.

Den Schnee, der dann von oben kommt, solltet ihr ausnahmsweise auch nicht essen.

Samstag, Dezember 23, 2006

Morgen Kinder wirds was geben

Es ist soweit. Der letzte Tag der Höllenfahrt ist angebrochen. Heut noch sind wir jung und gestreßt. Morgen? Morgen wird sich der Phönix aus dem Staub heben und alle Müh vergessen lassen. Es wird ein Singen sein und Lachen, Kinderaugen werden strahlen, Hände werden gereicht und der Baum wird hoffentlich nur da brennen wo er soll.

In meiner Kinderzeit war es vielleicht so. Am Heiligabend war es schön und entspannt. Aber ehrlich gesagt habe ich von vorweihnachtlichem Streß damals nie etwas mitbekommen. Abgesehen vielleicht von dem üblichen Weihnachtsbaumstreit der Eltern, der aber anscheinend in der westlichen Kultur genetisch verankert ist (was hast du denn da für einen krummen Baum gekauft? Bist du bescheuert, du kannst doch nicht die ganze Spitze abschneiden, das sieht jetzt doch aus wie ein halber Baum, da sind ja überall Löcher drin, dreh den nochmal um zehn Zentimeter, das piekt? Dann zieh halt Handschuhe an, alles muß man selber machen, du bist mir wirklich keine Hilfe undsoweiterundsofort).

Wir Kinder flogen am Heiligen Abend morgens um acht mit den Resten unseres Taschengeldes in der Hand aus dem Haus und durften erst um zwölf wieder aufschlagen. Bei diesen Gelegenheiten wurde der Grundstein zu meiner Angewohnheit, die Geschenke immer erst auf die letzte Minute zu kaufen, gelegt.Meine Mutter hat noch ein paar Verzweiflungstaten aus früheren Tagen aufbewahrt, um uns heute lachend daran zu erinnern, was für Ladenhüter wir damals abgriffen. Der Renner in jedem Jahr ist der kleine Plastikkerzenständer in silber mit der Kerze in Form einer Rose. Schlimm. So etwas möchte man noch nicht einmal auf dem Jahrmarkt gewinnen. Als Kind hat man aber manchmal den Geschmack einer Kuh. Auch genetisch glaub ich. Also kollektiv genetisch. Nicht speziell. Das nur, falls meine Eltern mitlesen (Hallo Mama).

Bis vier Uhr wurden dann in den Kinderzimmern hektisch die Geschmacklosigkeiten in Papier gehüllt und noch einmal die Gedichte geübt. Nebenbei guckte man den kleinen Prinzen oder was immer tagsüber als Kinderbespaßung im Fernsehen lief. Neben Krankheit war Weihnachten nämlich die einzige Zeit, in der wir einen kleinen Schwarzweißfernseher mit Drehknöpfen ins Zimmer bekamen um uns ruhig zu stellen. Die offene Treppe war mit Wolldecken verhängt, damit wir auf keinen Fall mitbekamen, was unten im Haus vor sich ging.

Um vier standen wir dann gestiefelt und nett bekleidet vor dem Auto, um den jährlichen Pflichtbesuch in der Kirche abzuhandeln. Hauptamüsement meinerseits war es, mich zwischen meinen Bruder und meinen Vater zu setzen. Mein Bruder sang schon immer so laut und kräftig, als wäre er allein auf der Welt - links - und mein Vater brummte sich auf der rechten Seite kontinuierlich einen Ton danebenliegend in einem Lied durch mindestens acht Oktaven. Und daneben saß meine Schwester und versuchte - ebenso wie ich - vergeblich das alberne Gekicher zu unterdrücken.

Gegen sechs Uhr wurds dann aufregend. Wieder zu Hause sammelten wir Blagen uns oben in einem Zimmer und warteten gespannt auf das alljährliche Glöckchen. Und dann kam es. Strahlende Kinderaugen, ein erstmals in dem Jahr in weihnachtliche Stimmung getauchtes Wohnzimmer, ein brennender Kamin, ein leuchtender Baum, Geschenkegeschenkegeschenke, erwartungsfroh leuchtende Elternaugen, bunte Teller und Würste für die Hunde.

Ganz so ist es heute nicht mehr, aber mit sechsunddreissig ist mein Interesse an Glocken nur einmal im Jahr auch begrenzt. Aber daß Weihnachten erst am 24.12. am Abend anfängt, das hat sich gehalten.

Die Amerikaner hab ich immer bedauert. Weihnachtsstimmung am Morgen klingt falsch. Oder? Und denen fehlt dann auch ein Tag, den man braucht, um sich spätestens am zweiten Weihnachtsfeiertag so richtig auf den Sack zu gehen. So ist das nämlich an Weihnachten auch immer. Viel Familie, viel Spaß, viele Geschenke, viel gutes Essen und nach drei Tagen hat man den Hals voll von allem.

Doch jetzt ist erstmal der letzte Tag angebrochen, was bedeutet, daß ich heute meine Weihnachtseinkäufe erledige. Was schenkt man einem Bruder? Wo ist eigentlich mein Tesafilm? Wen hab ich noch vergessen? Warum sind bloß so viele Leute in der Stadt, können die das nicht vorher erledigen? Gott was für ein Streß.

Darauf erstmal einen Glühwein. Oh du fröhliche.

Mittwoch, Dezember 20, 2006

Heulsusenzeit

Leidensminen. Wohin man schaut, wohin man klickt, Leidensminen. Ich hatte total vergessen, es ist ja Winter. Im Winter, besonders zu Weihnachten gehts vielen Deutschen traditionell schlecht. Dunkle Jahreszeit. Dumpf. Kalt. Ein neues Jahr steht vor der Tür und es wird Bilanz gezogen. Furchtbar war es, das letzte Jahr. Schlimm. Und wieder ist eins rum. Wieder steht man mit einem Bein näher am Grab, wieder nichts erreicht. Wieder nur ein Jahr verdeddelt. Alles ist grau. Hoffnungslos. Herrjeh und so weiter.

Die saisonale Depression zum Jahresende ist amtlich anerkannt und genauso dankbar wie Bauchweh, um Fürsorge und Liebe zu erhalten. Oder den einen oder anderen freien Tag. "Du, mir gehts irgendwie überhaupt nicht, ja, antriebsschwach, total. Hmm, ich geh mal lieber zum Arzt, da könnte ja auch was schlimmes sein. Man liest ja so viel. Nee, ich will ja auch nicht zur Last fallen, aber wenn du ein wenig Hühnersuppe... ja das wär toll, ach ja, ich leg mich noch ein wenig hin im Abgedunkelten... schluchzschniefherrjeh und so weiter".

Im Winter darf es einem mit offizieller Genehmigung mal so richtig scheiße gehen. Das sollte sich niemand entgehen lassen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich finde es total in Ordnung, wenn die Leut meinen, ein wenig herumzumosern. Meinetwegen. Macht große Heulsusenpartys zum Jahreswechsel und übt gemeinsam ein wenig das korrekte Zittern mit der Unterlippe, gepaart mit dem feuchten Blick. Das ist wichtig. Und gut. Aber bitte streicht das Wort "Depression" von eurer Liste. Ihr seid einfach mies drauf. Gut so. Prima. Weiter so.

Wenn all jene, die zur Zeit herumschleichen mit gebückten Schultern, herunterfallenden Mundwinkeln und mit dem Aufdruck "Winterdepression" in den großen traurigen Augen, nur mal so zum Spaß eine echte Depression bekämen, würden sie bestimmt ganz schön gucken. Dann wollen sie nämlich mit einem Mal nur noch mies drauf sein. Aber höhö, die Leiter ins nächste Stockwerk, zu den miesen Stimmungen, die ist weg. Ich glaube, so einzwei Tage ganz unten würde sich positiv auf den Wortschatz auswirken. Genauso würde ich gerne diejenigen, die mit einer leicht laufenden Nase herumlaufen und behaupten sie hätten "Grippe", und die, die ein wenig hüsteln und behaupten, sie hätten eine "Bronchitis" (warum nicht gleich eine Lungenentzündung, das wäre doch viel dramaturgischer) einmal kurz dem gewünschten Krankheitsbild vorstellen und sie einen Tag gemeinsam verbringen lassen.

Das wäre bestimmt besser für meine Augen. Ich glaube nämlich, die haben Tuberkugelose oder wie das heißt.. Weil sie immer rollen müssen wenn sie so etwas hören. Hypochonderpack blödes.

Übrigens war die kalte Jahreszeit bisher noch nicht sehr geeignet dafür, eine Winterdepression auszulösen. Es war warm und sonnig. Sogar meine Geranie ist darauf hereingefallen und hat wieder angefangen zu blühen.

Nehmt euch ein Beispiel an ihr.

Montag, Dezember 18, 2006

Going modern

Ich muß mir dringend ein neues Radio kaufen. Die lebensgefährliche Weihnachtszeit mit Herzschmerzmusik ist ja bald vorbei und bei der morgendlichen Alternative VIVA oder MTV taucht mir im Moment ungefähr hundert mal zu oft Xavier die alte Heulsuse Naidoo auf. Dann hör ich doch lieber acht Mal in zwei Stunden "What a wonderful World" von Louis Armstrong auf meinem bevorzugten Oldie-Sender. Ich unmodernes Stück.

Es ist ja nicht so, als wäre ich - abgesehen von der Musik in großen Teilen, nicht interessiert an all dem, was die Gegenwart zu bieten hat, ich gucke schon ganz gerne. Aber Genügsamkeit ist mein zweiter Vorname. Jahrelang lebte ich in trauter Dreisamkeit mit einem Mini-Fernseher, den man nur dadurch an einen Videorecorder anschließen konnte, indem man das Antennenkabel herauszog und in den Recorder steckte und dessen Fernbedienung leider kaputt war, weil mir dort irgendwann eine Batterie drin ausgelaufen war, und einer Minianlage von Tchibo.

Mir hatte es gereicht. Es gibt einen alten Spruch, der auf Küchentücher gestickt und auf kitschige Holzbretter gebrannt ist, der lautet: "Spreche was wahr ist, esse was gar ist, trinke was klar ist und sammle was rar ist. Bei mir müßte er heißen: Spreche was wahr ist, nutze was da ist, esse was da ist und trinke Bier, wenns da ist. Oder so ähnlich.

Bezüglich technischer Modernisierungen ist bisher noch selten etwas auf meinem Mist gewachsen. Stets waren es Freundinnen oder Freunde, die irgendwann beschlossen, daß das nicht mehr geht mit meiner Ausstattung. Diesen Antrieb brauche ich anscheinend. Und jedes Mal habe ich mich trotzdem wie irre über meinen neuen Technikpark gefreut. Es ist ja nicht so, als hätte ich da keinen Spaß dran. Ich sehe nur selbst oft nicht die Notwendigkeit, Funktionierendes auszutauschen. Nur weil etwas alt ist, ist es ja nicht schlecht. Wenn ich da so drüber nachdenke, vielleicht sollte ich diese Einstellung mal auf meine persönlichen Beziehungen anwenden. Noch weiter drüber nachgedacht: Mach ich ja. Nur anscheinend gehen Männer eher kaputt als Fernseher. Egal, das ist jetzt nicht mein Thema. Ich war bei Technik.

So kam ich im Laufe der Zeit durch Interventionen, Geburtstagsgeschenke oder Ausmusterungen im Freundeskreis zu diversen Geräten, daß ich jetzt so ne Fünfpunkt-Anlage besitze, einen anständigen Fernseher, zwei DVD-Geräte und einen Videorecorder. Und bei jedem neuen technischen Mitbewohner freute ich mich, als wäre grad das Telefon erfunden worden und ich hätte eines der ersten Geräte.

Mit meinen Computern ist es ein ähnliches Spiel. Meinen alten Hein hatte ich bereits in einem anderen Artikel vorgestellt. Hein lief - manchmal unpraktischerweise - noch mit Windows 98 und war so laut wie ein Staubsauger. Aber es war okä. Da gewöhnt man sich dran. Ich bin neben einer Bahnlinie aufgewachsen. Die Züge hört man auch irgendwann nicht mehr. Und gut, mit Hein konnte man nicht alles machen. Keine Handy-Synchronisation zum Beispiel, weil das erst ab Windows2000 geht. Weil ich aber vorher auch noch nie das Bedürfnis hatte, irgendwas zu synchronisieren, fehlte mir auch nichts. Bilder lud ich per Kartenleser auf den Hein, alles was ich brauchte, war da.

Seit diesem Wochenende gehe ich wie auf Wolken. Hein ist in den verdienten Ruhestand gegangen. Eine junge Kollegin von ihm ist eingezogen. Schimi sagte, er würde sie eh nur vernachlässigen, bei mir hätte sie es besser. Gerne und dankbar habe ich sie aufgenommen. Seitdem beeindruckt mich mit ihrem zarten Stimmchen, mit ihrem Windows XP und ihrer schlanken Gestalt. Ungeachtet des Wetters freue ich mich wie ein Schneekönig. Und weil ich mich so freue, werde ich sie vielleicht zu Weihnachten aus Eigenantrieb mit einem Flachbildschirm verkuppeln, auf daß die beiden sich aneinander und mich erfreuen.

Wie nenn ich sie bloß?

Donnerstag, Dezember 14, 2006

Es ist an der Zeit

Am Ende eines Jahres treten im gesamten Bundesgebiet und über seine Grenzen hinaus Arbeitnehmer aufgeregt auf der Stelle, flüstern und wispern freudig und erwartungsvoll und können sich kaum noch halten vor lauter Spannung und Vorfreude. Es ist an der Zeit. Weihnachtsfeierzeit. Die Zeit fröhlich enthemmter Besäufnisse im Kollegenkreis, die Zeit, in der man die Jungs und Mädels mal von einer ganz anderen Seite kennenlernt. Da wird der trockenste Knochen zum Partylöwen und die graueste Maus zur lichterloh brennenden Sexbombe.

Kinder werden auf dem Kopierer gezeugt und Grundsteine für Ehen gelegt. Jaja, ein gehöriger Prozentsatz der deutschen Ehen sollen ja im Kollegenkreis akquiriert worden sein. Und wenn nicht bei der Weihnachtsfeier, wann dann?

Wenn man der allgemeinen Meinung und den Fernsehberichten Glauben schenken darf, läuft das wohl so ab. Denkt man. Vielleicht in Elefanten-zeichnenden Werbeagenturen. Bei uns aber nicht. Vielleicht arbeite ich in der falschen Branche oder bin für diese Scherze schon zu alt, aber mir würde beim besten Willen und bei aller Sympathie kein Kollege einfallen, für den ich den Kopierer besteigen würde um mich besteigen zu lassen. Einmal abgesehen davon, daß unser Kopierer ungefähr so groß und so hoch ist wie ein Raumschiff und keiner meiner Kollegen 2.10 m mißt, was für eine solche Situation nicht nur hilfreich, sondern notwendig wäre.

Wobei, im letzten Jahr hätte ich nach der Weihnachtsfeier beinahe die Nacht mit nicht nur einem Kollegen verbracht. Jaha, strengt Eure Phantasie an. Sogar Frauen waren dabei. Uiuiuiuiui. Wenn sie einmal losgelassen... Aber genau das waren wir nicht. Im Gegenteil. Wir waren eingesperrt. Des nachts die Bank zu verlassen geht nämlich nur auf genau einem Weg. Wenn man nicht diese Hintertreppe nutzt, kommt man zwar in bestimmte Bereiche hinein, aber nicht mehr hinaus. Nachdem wir uns nach einigen gescheiterten Fluchtversuchen bereits häuslich eingerichtet hatten und schon in den erreichbaren Küchen nach einem Korkenzieher fahndeten um die mitgeschleppten Weinflaschen zu köpfen, erbarmte sich ein Wachmann unserer. Spielverderber, blöder.

Deswegen wird unsere heutige Weihnachtsfeier sicherheitshalber außerhalb der Bank stattfinden. Und nur für den Fall, daß irgendjemand meint, sich anderweitig als bowlend oder essend mit Kollegen vergnügen zu wollen, werden wir uns beim Spanier bis zur Halskrause mit Knoblauch vollstopfen. Das würde dann das Erwachen doppelt böse machen. So macht man das in einer Abteilung, die sich in erster Linie mit Risikovorsorge beschäftigt. Ohne Sicherheiten geht hier gar nix. Aus Prinzip. Auch wenn das Risiko gegen Null tendiert.

Ach so, und bevor ich es vergesse zu sagen: Ab morgen natürlich wieder "Sie".

Dienstag, Dezember 12, 2006

Gewichtel

Nein, mit meinem Gewichtel hab ich grad weniger Probleme. Die Fußball-Saison ist vorbei, so daß sich die Bierwampe, die schlabberige, jetzt in der Weihnachtszeit ein wenig mit Lebkuchen füllen kann und Gans. Damit ich von Januar bis Mai gar keinen Hunger mehr zu haben brauche. Was jedoch selten klappt. Aber ich bin jetzt auch schon sechsunddreissig Lenze alt. Da brauchts keine Model-Figur mehr. Hatte ich allerdings auch nie. Irgendwer erzählte mir mal, irgendwann im Leben müsse eine Frau sich entscheiden, ob Kuh oder Zicke. Ob jetzt die Äußerlichkeit gemeint ist oder der Charakter weiß ich nicht. Außen bin ich noch "weder, noch", innen kann ich beides. Satt und zufrieden die Kuh, hungrig die Zicke.

Meine Sympathie gehört jedoch der Kuh. Sie ist ruhig und friedvoll, hat die schönsten Augen der Welt und schmeckt besser.

Aber was red ich von Kühen. Mit Wichteln hatte ich es heut. Die waren nämlich da. Schon letzte Woche. Sie haben zwar weder meinen Müll runtergetragen noch die Hundeexkremente von der Straße gehoben, aber sie haben mich beschenkt. Jetzt kann der Winter kommen. Denn ich habe jetzt das (Trommelwirbel) ultimative Winter-Survival-Kit.

Da bleibt kein Wunsch trocken, äh, offen. Seht selbst:
Ich habe DAS Überlebensset für den Winter erhalten.

Eine Wärmflasche. Immer nützlich. Und mit der Schweizer Flagge sehr passend gewählt. Ich schätze, die Leser aus der Schweiz werden sich über diese kleine Aufmerksamkeit genauso freuen wie ich.

Kuschelsocken gegen kalte Füße. Und seien wir mal ehrlich, welche Frau hat schon warme Füße? Ich nicht. Außerdem gehören kuschelige Socken und Flanellpyjamas zu einem schönen Winterabend genauso wie Tee, Kerzenschein und schöne Musik. Eigentlich bräuchte ich dazu noch einen Mann. Aber gut, man kann nicht alles haben. Der paßte bestimmt nicht mehr ins Päckchen. Und ohne Gebrauchsanleitung kann ich da eh nicht mit umgehen. Lassen wir den Mann, nehmen wir das

Quietscheentchen. Als Kumpan für die Advente, die hier ganz alleine neben meinem singenden Weihnachtsbaum (ich habe nie behauptet ich hätte Geschmack) saß. Bis jetzt. Die darf jetzt übrigens wählerisch sein, weil sich in der Zwischenzeit noch eine Pauli-Ente einreihte. Nie hatte ich Entchen. Und jetzt gleich drei. Ich bin total glücklich.

Und zu guter letzt das allerbeste und allernützlichste Wichtelgeschenk dieses Jahres. Ich wünsche jedem der dies liest, daß auch er oder sie ein solches Geschenk erhält. Denn was ist der Winter ohne Schnee? Warm und naß. Ich dagegen kann jetzt meinen neuen Kunstschnee um mich werfen und wenigstens so tun als wäre ich nicht nur blond, sondern auch kühl.

Ein wundervolles Wichtelgeschenk, für welches ich Fräulein Karma allerherzlichst danke.

Sonntag, Dezember 10, 2006

Sag einfach Nö

"Sag `nein`zu Krisselhaar". Wundervoll, mit welchen Lebensweisheiten man in dieser heiligen Zeit aus der Werbewelt bedacht wird. "Sag `nein`zu Krisselhaar", das klingt ein wenig wie "Sag `nein` zu Fußpilz" oder "sag `nein` zu Hämorrhoiden". Das ist eigentlich ganz einfach. Sag einfach "nö". Super Idee. Kreativ müßte man sein. Dann hätte man keine Sorgen mehr. Nur noch Rekordglanz und glückliche Kinder und perfekten Genuß.

In den Kreativpausen könnte man immer noch doofe Elefanten malen und mit artfremden Tieren vermählen um Putzmittel (?) zu verkaufen. Oder dumme Pinguine noch dümmere Tänze aufführen lassen. Manchmal bekommt man schon das Gefühl, daß die Werbung grade an eine Grenze stößt. So wie früher das Theater, als das kulturelle Erlebnis nur noch dadurch getoppt werden konnte, daß die Drillingsgretchen in der modernen Faust-Inszenierung auf die Bühne pinkeln. Das habe ich genauso wenig verstanden, wie die Damen und Herren, die sich anschickten, auf der Bühne live einen Hammel zu schlachten.

Hammel schlachten ist übrigens gar nicht so einfach, wie mir der Vater einer Freundin, seineszeichens Metzger, einst erzählte. Man muß das Tier nämlich erstmal so umnieten, daß es ohnmächtig wird und ihm dann, bevor man zum finalen Stoß ansetzt, die Klüten abschneiden. Sonst wird das gesamte Fleisch bitter und die Schlachtung war fürn Arsch. Metzger wäre ich ungern. Ich hätte zwar im Laufe meines Lebens nichts dagegen gehabt, dann und wann die Möglichkeit zu haben, jemandem die Eier abzuschneiden, aber es gibt Dinge, die sollten dann doch besser der Phantasie überlassen bleiben.

Aber zurück zur Werbung. Ich hätte da eine hochaktuelle Idee für die Weihnachtszeit: Eine große Kampagne "Sag `nein`zum Selbstmord".

Glücklicherweise hat sich aus meinem Bekanntenverwandtenundfreundeskreis noch niemand auf diese Art verabschiedet, aber es soll so etwas geben. Zu Ostern nicht. Nur zu Weihnachten sind Glühweinbecher und Brücken voll. Dunkel ists und einsam. Vielleicht macht auch die Dauerweihnachtsmusikbeschallung wahnsinnig. Das kann ich schwer einschätzen. Ich kaufe meine Weihnachtsgeschenke ja traditionell auf die letzte Minute. Und mein Radio ist kaputt. Vielleicht hat mir das das Leben gerettet. Danke, kaputtes Radio.

Im Ernst, es ist schon traurig, wie viele einsame Menschen es gibt, die nichts mehr zu haben glauben, was das Weiterleben reizvoll erscheinen ließe. Auf alle Fälle: Falls ihr das hier lest: Macht es nicht. "Sagt nö zu Selbstmord". Bitte. Ihr könnt Euch zu der Kampagne auch noch einen tollen Jingle ausdenken. Tut euch zusammen. Das wär doch was. Oder?

Um mich selbst von depressiven Gedanken freizuhalten, gepaart mit dem schlechten Gewissen, einfach keine Mutter Theresa zu sein, habe ich lieber noch ein Lämpchen mehr angemacht und mich gemütlich durch die Darwin-Awards geschmökert. In diesem wirklich amüsanten Buch präsentiert die Autorin (Wendy Northcutt) ungeahnte Möglichkeiten, das Zeitliche zu segnen. Versehentliche Selbstmorde, die so idiotisch sind, daß man davon ausgehen kann, daß die Verstorbenen zum dauerhaften Überleben unserer Spezies beitragen, indem sie den Genpool entlasten.

Manchmal hilft es, sich ernsthaften Themen von einer anderen Seite zu nähern.

Und jetzt nähere ich mich einem anderen Thema, nämlich dem Hund "Dino", der übers Wochenende bei mir wohnen muß, weil Frauchen außerhalb von Hamburg weilt. Um seine andere Seite muß ich mich jetzt auch mal wieder kümmern. Ungern. Wirklich ungern. Wenn nämlich ein oberschenkelhoher Hund sich durchs Hintertürchen entledigt, ist das Einsammeln der Hinterlassenschaften weit unerfreulicher, als wenn ein wadenhoher Hund kackt. Und das, wo ich doch so leicht breche.

Ich habe seit gestern schon etwas Übung und extra noch nicht sehr viel gegessen. Wünscht mir Glück und günstigen Wind.

Waidmannsheil.

Donnerstag, Dezember 07, 2006

Resturlaub

Urlaub ist eine tolle Sache. Eigentlich. Resturlaub hingegen, auf Zwang genommen, weil er dieses Jahr noch weg muß, ist etwas anstrengend. Wenn man keine Pläne hat. Ein wenig wie arbeitslos sein. Genau so stell ich mir das vor. Zuächst liegt man lange im Bett herum, bis einem einfach irgendwann zu langweilig ist. So um neun. Spätestens. Länger schlafen ist schwierig, weil man so irre ausgeruht ist vom vielen faulenzen.

Um neun hievt man also schließlich seinen Kadaver aus den Federn und schlurft in Schlafklamotte zunächst in die Küche, um sich etwas Kaffee aufzusetzen und dann weiter ins Wohnzimmer. Mit Kaffee. Hier fällt man auf die Couch und verbringt die nächsten fünf Minuten damit, das Wohnzimmerfenster anzugucken und darüber nachzudenken, ob man das Rollo jetzt unten läßt oder doch aufsteht und etwas Licht hineinläßt.

Je nach Entscheidung gibt es eine Bewegung in Richtung Fenster oder auch nicht. Man steckt sich eine Zigarette an und guckt sich um. Oh, der Kaffeebecher von gestern steht da auch noch. Den könnte man ja mal in die Küche bringen. Irgendwann. Nicht jetzt. Jetzt macht man erstmal den Fernseher an. Manman. Das Programm ist morgens auch nicht unbedingt für eine intellektuelle Elite gestrickt. Egal. Es bleibt an. Nebenbei nippt man an seinem Kaffee und überlegt, was man machen könnte. Möglichst unanstrengend.

Vielleicht sollte man noch einmal umschalten. Auch Mist. Also zurück zur unanstrengenden Planung. Erstmal wieder in die Küche und einen neuen Kaffee holen. Dabei fällt der Blick auf das restliche Chili con Carne vom unlängst gefeierten Älterwerden. Das ist zwar noch gut, aber essen wird man es nicht mehr. Also muß es weggekippt werden. Irgendwann. Nicht jetzt. Jetzt ist erstmal Kaffee dran.

Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer überlegt man, ob es interessant sein könnte, aus den Resten eine Chili-Creme-Suppe mit dem Pürierstab zu machen. Essen würde man sowas nicht wollen, aber es sähe interessant aus. Vielleicht. Später. Wär ein netter Gag. Oh, es läuft "Unsere kleine Farm". Das fand man damals schon furchtbar, aber man läßt es erstmal an. Noch eine Zigarette.

Stimmt, den Kaffeebecher von gestern hätte man eben mit in die Küche nehmen können. Mist. Nächstes Mal. Wäsche waschen könnte man auch, aufräumen. Hm. Erstmal noch ne Zigarette. Die letzte. Shit. So wie man aussieht kann man auf keinen Fall auf die Straße gehen. Vielleicht liegen ja irgendwo noch vergessene Restbestände rum. Komisch. Kaffeebecher in die Küche tragen ist zu anstrengend. Aber loswandern um die Jackentaschen nach vergessenen Zigarettenschachteln durchzugucken, das ist ganz einfach.

Nix. Egal. Zurück ins Wohnzimmer und umschalten. Es laufen Talkshows, "best-of-Talkshows", achtziger-Jahre-Serien und Gerichtssendungen. Vielleicht macht man doch noch mal die Augen zu. Man hat ja Zeit und nichts mehr zu rauchen. So verdeddelt man schließlich den Tag vor dem Fernseher, um nachts um eins zu entscheiden, daß es eine gute Idee sein könnte ins Bett zu gehen, weil es sonst Rückenschmerzen gibt.

So, oder so ähnlich könnte er ablaufen so ein Resturlaubstag. Auch bei mir. Bin ich froh, daß ich bald wieder arbeiten darf. Und jetzt hole ich noch ein paar Umzugskartons für eine Freundin vom Dachboden und werde dann den Nachmittag nutzen, eine frisch vermutterte Freundin aus der Heimatstadt zu besuchen, weil man da sonst nie zu kommt.

Zigaretten brauch ich auch noch.

Freitag, Dezember 01, 2006

Adventen

Seit letztem Montag ist es wieder so weit. In der Hamburger Innenstadt blitzt, leuchtet, glitzert und duftet es. Die Weihnachtsmärkte haben geöffnet und versuchen jetzt, zunehmend erfolgreich, Glühwein bei frühlingshaften Temperaturen an den Mann zu bringen.

Wer jetzt glaubt, die einzige Bespaßungsmöglichkeit auf den Märkten ist, sich nach und nach in uriger Atmosphäre volllaufen zu lassen, irrt. Es gibt jede Menge lustiges Zeug zu kaufen und an Kalorien kann man sich der hunderttausende zuführen, damit die Gans an den Feiertagen nicht die ganse Verantwortung allein tragen muß.

Was mich jedoch wunderte ist, daß es kaum bis gar nicht möglich ist, eine der bekannten und beliebten Adventen zu finden. Mit einem lieben Freund stromerte ich also unlängst über sämtliche Weihnachtsmärkte und wurden schließlich, kurz bevor wir frustriert aufgeben wollten, auf dem Gerhard-Hauptmann-Platz fündig. Dort werden die einzigen Adventen in ganz Hamburg verkauft.
Wir waren überglücklich. Im Laufe des Abends überlegten wir jedoch, was so eine Advente den Rest des Jahres beruflich macht und sie war so reizend, uns ins Bild zu setzen. Im letzten Jahr verdingte sie sich erfolgreich als Requisiteur.


Allerdings kann man davon nicht leben. Doch die Ente ist klein und ist mit einem Löffelchen Entengrütze dann und wann total zufrieden. Wenn also mal wenig Kohle reinkommt, tangiert sie das nur peripher. Was sie uns gleich eindrucksvoll beschrieb:

Wenn sie einmal richtig viel Geld verdient hat, amüsiert sie sich dabei, blöde Hütchenspieler über den Tisch zu ziehen. Klappt nicht immer:


Im Sommer macht sie gerne Urlaub in Dänemark. Seit die Poelser dort nicht mehr das Nationalgericht zieren, versucht sie, die gesündere Geflügelvariante zu etablieren:


Als wir sie fragten, warum sie denn so schwer zu finden ist auf den Adventenmärkten, wurde sie ganz traurig. Die Paarung der Adventen ist leider mit kleineren Schwierigkeiten verbunden:



Auf diesen Schreck tranken wir noch ein Bier zusammen und bedanken uns für den wirklich ergreifenden Abend.



Allen am Wochenende einen schönen ersten Advent.