Mittwoch, Februar 28, 2007

Schon wieder Ostern

Als ich am letzten Wochenende durch den Aldi streifte, blieb mein Blick an einer Pseudoharibodose mit "Ostermischung" hängen. Oh, dachte ich, prima, Restposten. Sonderangebote vom letzten Jahr.

Von wegen. Bei genauem Hinsehen, war das gesamte Regal voll mit Schokohasen und Krokanteiern. Dabei ist Weihnachten doch grad erst vorbei. Vielleicht sollte ich den Weihnachtskram schon mal wieder vom Dachboden holen. So schnell wie das Jahr anscheinend vergeht, lohnt sich ja kaum das einmotten.

Aus diesem aktuellen Anlaß möchte ich Euch meinen Lieblingsostercartoon auf keinen Fall vorenthalten. Dann mal frohes Eiersuchen.


Montag, Februar 26, 2007

Dauerfrühling

In dem diesjährigen Dauerfrühling sollten ja eigentlich die Hormone herumploppen, daß es nur so eine Freude ist. Ausrutschen müßte man normalerweise auf den Straßen ob des ganzen übermäßigen Testosterons und Östrogens was umherschwappt und das Gegenstück sucht. Normalerweise müßten sich die Jungs und Deerns allesamt wie junge Füllen übermütig auf der Weide balgen.

Den Eindruck, daß Amor jetzt mit einem Riesenköcher Pfeile und ein paar Helferlein unterwegs ist, um der Nachfrage gerecht zu werden, habe ich allerdings weniger. Hört man sich einmal um, machen sich derzeit die Menschen genauso un- und glücklich wie auch schon im November zur großen Winterdepressionszeit. Da sind keine übermütigen Tendenzen zu spüren. Man kann sich wirklich auf nichts verlassen. Noch nicht einmal auf seine Gene.

Als würden die Instinkte seit Monaten immer nur einen kleinen Schritt aus der Haustür raustun, in die Sonne blicken, ungläubig, und dann lieber wieder reingehen, weil es bestimmt noch regnen wird, sobald man sich ohne Schirm auf die Straße gewagt hat. Lieber noch warten, bis es wirklich Frühling ist. Nachm Kalender. Ich wette, im April/Mai, wenns dann losgehen könnte, kriegen wir den Schnee, der bisher fehlte.

Es geht natürlich nicht um mich. Mein eigenes Liebesleben ist nicht der Rede Wert und auch nicht Thema dieses Blogs. Reizvoll wäre es dann und wann zwar schon, sich von den lieben Leserlein die Welt, insbesondere die männliche, erklären zu lassen. Doch bei Licht betrachtet glaube ich, es gibt wirklich genug Andere und anderes Bedenkenswertes auf der Welt.

Ich bleibe lieber in der Beobachterrolle. Vielleicht liegt es an der beobachteten Altersgruppe. Ich bin wohl schon zu alt. Frauen in meinem Alter würden von den Klageweibern des Dorfes vor mehreren hundert Jahren im vorübergehen wahrscheinlich schon mißbilligende Blicke ernten, weil sie immer noch nicht umgekippt sind.

Also, keine Frühlingsgefühle in Hamburg für die über Dreissigjährigen.

Was bisher auch ausblieb und was für mich vielleicht viel notwendiger wäre, ist der Drang zum Höhlebau und Frühjahrsputz. So saß ich letzte Woche in meinem Dreckloch und beobachtete die Staubmäuse, die versuchten, eine Rampe zum Lichtschalter zu bauen. Aber nichts in mir ploppte und trieb mich zum Staubsauger. In den grauen Film auf dem Wohnzimmerteppich malte ich mit dem Zeh Mandalas und entschied irgendwann, daß es nicht so weitergeht. Manchmal muß man sich eben zwingen wenn der Frühling schon nicht hilft.

(Ich löste das Problem nach alter Manier pragmatisch und lud mir Menschen ein, die noch nie in meiner Wohnung waren. Nun kann man die Farbe des Wohnzimmerteppichs wieder erkennen.)

Vielleicht müssen sich unsere Instinkte erst einmal an die große Klimakatastrophe herantasten. Gene sind ja bekanntlich evolutionär eher langsam. Jetzt müssen wir erst mal noch ein paar hundert Jahre irritiert sein. Macht nicht grad Mut.

Klimakatastrophe ist übrigens, wie der Name schon sagt, nicht gut. Gut, daß die Amis auch langsam den Dreh bekommen sich zu fragen, was sie denn eigentlich gegen den Umweltschutz tun. Vielleicht zieht dann der noch recht große Teil der Welt, der sich bislang einen Dreck um den Dreck scherte, nach. Wünschenswert wäre das schon.

Aber Psst, nicht weitersagen...Wenn ich ganz ganz ehrlich bin, man mich also nach meiner ganz unmaßgeblichen persönlichen Meinung fragt, erscheint mir die Katastrophenprognose für Deutschland (Mehr Sonne, weniger Regen, wärmere Temperaturen) eigentlich ganz reizvoll.

Ich schäm mich auch.

Donnerstag, Februar 22, 2007

Urlaubsziele

Wenn ich jetzt schon anfange, mich regelmäßig in der Öffentlichkeit im Badeanzug zu präsentieren, schleicht sich doch direkt der Gedanke "Urlaub" in den Hinterkopf.

Ich war ja schon immer ein anderer Urlauber. Ideen a la "sechs Wochen durchs Outback", "Autofahren in Neuseeland" oder "USA in zwanzig Tagen" haben mich noch nie sonderlich gereizt. Als Kind natürlich schon. Die große weite Welt. Aus Sicht einer Zehnjährigen, die ihre Sommerferien in der Regel in einem Ferienhaus in Dänemark verbrachte, ist das schon erstrebenswert.

Aber das Leben nimmt doch häufig einen anderen Weg. Meine Jugendzeit verbrachte ich jugendbewegt, und während sich meine Altersgenossen auf Ibiza besoffen, buddelte ich mit meiner Pfadfindergruppe Donnerbalken in die Wälder Norddeutschlands.

In der Lehrzeit naturgemäß klamm und restjugendbewegt verbrachte ich meine Urlaube damit, mit Gitarre und Rucksack an Autobahnraststätten zu hocken, im Winter mit ein paar Zeltbahnen als Unterstand in irgendwelchen Burgruinen in Gesellschaft einer Horde Wildschweine im Hunsrück zu nächtigen, zu wandern und ohne Donnerbalken in den Wald zu koten.

Mittlerweile habe ich meine antikommerzielle Haltung zu Gunsten richtiger Toiletten längst aufgegeben. Jetzt könnte ich eigentlich richtige Urlaube machen. Ich bin groß und verdiene genug Geld. So ganz weit weg und ganz lange.

Was ich aber mittlerweile einsehen mußte: Es gibt keinen Ort der Welt, wo ich unbedingt zwingend hinmuß. Es gibt keinen Ort, an dem ich mich anders fühle als Bine, an dem ich mich besser erhole als zu Hause. Kein Tag, der nicht mit dem Morgen anfängt und mit dem Abend aufhört. Keiner, der mir wirklich den Atem raubt. Die Vorstellung, am Grand Canon zu stehen, ist zwar eine ausgesprochen schöne, doch das gleiche Glücksgefühl erreiche ich mit einem Blick auf das Elbsandsteingebirge. Und egal wo ich bin, nach zehn Tagen bekomme ich spätestens Sehnsucht nach der heimischen Höhle.

Es ist mir ehrlich gesagt völlig schippe, wo ich meine freien Tage verbringe. Schönes Wetter ist nicht schlecht, aber kein Muß. Super Landschaft mag ich, muß aber nicht sein.

Ich kann überall Urlaub machen. Zu jeder Jahreszeit, im Luxushotel, im Youth-Hostel, in einer Ferienwohnung, im Zelt. Mit dem Auto, mit der Bahn oder mit dem Flugzeug. Völlig wurscht. Wenn alte Steine da sind, guck ich sie mir gerne an, wenn nicht, les ich ein Buch. Mir hat bis jetzt jeder Urlaub, egal ob Israel, Mallorca, Rügen oder das Erzgebirge Spaß gemacht.

Was ich wirklich brauche, ist ein lieber Mensch, mit dem ich mich gut verstehe und mit dem ich meine Eindrücke teilen kann. Ich bin halt auf Menschen geprägt, nicht auf Orte.

So freu ich mich jetzt schon auf die Erholungswoche in der Türkei mit Katrin und natürlich die ultimativen Stippvisiten nach Thun zum Schwesterchen. Das hab ich nämlich grad beides für März und April gebucht.

Hurra.

Dienstag, Februar 20, 2007

Geteiltes Leid ist doppelte Freud

Wenn man nach sportlicher Hingabe aus dem Schwimmbad kommt, geschafft nach Hause fährt, seine nassen Klamotten auswickelt und feststellt, daß man seinen Badeanzug in der Damendusche hat liegenlassen, ist das ärgerlich.

Wenn man dann die Freundin, die mit einem gegenseitiges Schweinehundüberwinden praktiziert und mit einem schwimmen geht, anmorst, daß man Depp die Schwimmbux hat liegenlassen und diese dann lachend erzählt, daß sie den gleichen Verlust zu beklagen hat, ist das komisch.

So leicht können sich Sichtweisen ändern.

Altbau

Hamburger Altbauwohnungen zeichnen sich durch reizendes Flair, manchmal hohe Decken, Holzfußböden und Stuck aus. Es gibt große weiße Flügeltüren mit Butzenscheiben, lange Flure und kleine Badezimmer.

Ich lebe in einer solchen Altbauwohnung. Die Decken sind zwar keine vier Meter hoch, aber fast drei. Also eigentlich ganz normal irgendwie. Besonders hoch ist hier gar nix. Auch die Miete nicht, was für die Schickiecke in der ich wohne wirklich ungewöhnlich ist. Dennoch bröckelt kein Putz, die Flure sind sauber, die Gärten gepflegt und die Nachbarschaft nett. Klasse Wohnung. Superduperwohnung.

Hier zieh ich nicht aus. Doch es ist nicht alles Sonnenschein. Der Teufel steckt im Detail. Hier in den ungedämmten Fußböden. Holzbretter auf Bohlen, darunter Deckenplatten und Farbe. Hier ist man unmittelbar am Leben seiner Nachbarn beteiligt. Jeder Schritt oben oder links und rechts kann nachvollzogen werden. Geheimnisse gibt es kaum. Jeder Streit ginge unmittelbar durchs ganze Haus wenn hier mal jemand streiten würde. Aber es macht keiner. Das emotionale Leben meiner Nachbarn ist gutbürgerlich dezent. Auch lautes Pimpern ist nicht an der Tagesordnung.

Nicht so, wie in meiner alten Wohnung, in der die unter mir wohnende Türsteherin in regelmäßigen Abständen ihren rechtsradikalen Freund verkloppte. Aber da mußte ich um mit einem Wasserglas an der Badezimmerwand horchen um auf dem Laufenden zu bleiben.

Nein, hier bekommt man das Leben der Nachbarn auf einem Silbertablett. Und über mir schreit ein Kind.

Als mittelalte Kinderlose bin ich natürlich tolerant. Kinder müssen schreien und Kinder dürfen lärmen. Man will sie ja nicht im Käfig großziehen. Und wenn das Kinderzimmer direkt über meinem Schlafzimmer ist, so what. Ich habe einst an einer Bahnlinie gewohnt, man hört das irgendwann nicht mehr.

Kinder werden älter. Und jetzt fängt das von oben an, sich von selbst fortzubewegen. Kinder müssen laufen lernen, und im Wohnzimmer sitzen und den Abend damit verbringen, anhand des Staccatos in der Wohnung drüber den Aktionsradios des Göres nachzuvollziehen und sich darüber zu freuen, daß der Kleine jetzt auch gerne mit dem Ball spielt oder versucht, mit seinen Bauklötzen eine Schneise in meine Wohnung zu schlagen, ist ja irgendwie noch akzeptabel. Ein mildes Lächeln ringt es mir ab. Leicht verkniffen vielleicht, aber milde. Kein Grund, herumzutoben.

Auch Heimwerkerbemühungen und Möbelgeschiebe der Eltern zu nachtschlafender Zeit...alles in Ordnung. Die haben ihre Gründe, dafür, daß sie erst so spät damit anfangen können. Aber wenn die mich noch einmal mit einem Technofeuerwerk überziehen, geh ich hoch und werf ihre Anlage aus dem Fenster.

Ungedämmte Holzböden und Boxen, die direkt auf dem Fußboden geparkt sind, saugen die Musik nämlich auf und transferieren diese 1:1 in mein Wohnzimmer. Oben ist wahrscheinlich gar nichts mehr zu hören weil alles bei mir ist. Nun mag ich Musik durchaus. Außer Techno. Von dem Gewummer krieg ich Herzrhytmusstörungen.

So saß ich hier schon das eine oder andere Mal mit blutunterlaufenen Augen, hin- und hergerissen zwischen Nettsein und sich zum intoleranten Arsch des Hauses machen. Ich stand auch tatsächlich schon einmal wie Else Kling mit dem Besenstiel im Wohnzimmer und rammte mir Dellen in die Decke. Was? Ich hätte ja auch hochgehen und nett bitten können, die Musik ein wenig leiser zu drehen? Ja. Der Wille war da. Die haben aber die Klingel nicht gehört weil die Musik so laut war. Und das, obwohl ich geduldig ungefähr fünf Minuten lang den Finger nicht von der Klingel nahm.

Als altes Sozialkompetenzmonster habe ich dann all meine verbliebene Höflichkeit zusammengekratzt und einen wirklich netten Brief geschrieben, in dem ich darum bat, die Boxen vom Fußboden zu entfernen. Und ich glaube, sie haben es gemacht. Nicht, daß ich keine Konzerte mehr im Wohnzimmer habe, aber die Gläser vibrieren nicht mehr im Schrank.

Die Kinder werden älter und die Eltern auch. So in zehn/zwanzig Jahren wird dies wieder eine beschaulich ruhige Wohnung sein. Dann gibts hier nur noch Bine mit ihrem Faible für Rockmusik.

Ich freu mich jetzt schon drauf.

Freitag, Februar 16, 2007

Groove

Morgen geht die Heimsaison wieder los. Aus diesem Grund eine kleine Einstimmung:


Nachruf

Das Gerücht hat sich bestätigt. Ich bin zwar nicht völlig am Boden zerstört, doch das Gefühl, daß eine Ära zuende geht, daß die Welt ein ewig Wandel ist und ein wenig Beleidigtsein, daß nicht alles so bleiben kann wie es war, macht sich breit.

Die U-Bahnkneipe hat zu. Sie ist leer. Futsch die Einrichtung, hinfort Mocca und seine Mannen. Unser Domizil "Vor dem Spiel ist nach dem Spiel und auch nach dem Spiel schmeckt das Bier hier". Hinfort. Die Wiege vieler schöner Erinnerungen. Das Grab vieler geleerter Astraflaschen. Siegesfeiern und Verliererbier. Weichen mußte sie. Einem Schweinske, wie das Gerücht weint. Wie furchtbar. Was soll das denn für ein Ersatz sein? Schnitzel statt Astra? Wenn ich beim Fußball essen möchte, kaufe ich mir ne Wurst am Stand. Aber ich setze mich doch nicht in so ein Kleinstadtmöchtegernschick mit albernen Schweinenasen.

Bei Licht betrachtet sollte ich mich für die leichte Wehmut schämen, war es doch eine Kneipe, in der man normalerweise ungern dabei beobachtet wird, dort namentlich mit Handschlag begrüßt zu werden. Ein Strand für Skurrilitäten. Eine echte Eckpinte. Paulifans, Jeanskuttenträger, Menschen ohne Zähne, fettige Haare, weiße Socken, Omis mit orangenen Haaren und wir. Doch ein fester Bestandteil unserer Fußballrealität. Ausgangspunkt und Ziel. Ein Stück Heimat. Futsch.

Ich fühle mich entwurzelt. Aber das Leben geht weiter. Beim nächsten Heimspiel werden wir Abschied nehmen, die letzte Ehre erweisen und uns eine neue Kneipe suchen.

Prost U-Bahnkneipe. Ruhe in Frieden.

Schweinerei.

Dienstag, Februar 13, 2007

Wasserspiele

Es ist an der Zeit. An der Zeit, sich endlich einmal wieder körperlich zu betätigen und aufzuhören, das Haar in der Scheiße zu suchen. Das ist weniger destruktiv gemeint als es klingt. Dieser Satz ist meinem neuen Lieblingscartoon entliehen, in welchem eine Mistfliege den Ober wegen einer solchen anmosert, sorum wird mein Schuh draus, der aber trotzdem hin und wieder in die Fliegennahrung tritt. Grundsätzlich kann es aber auf alle Fälle nicht schaden, einmal wieder den Körper Runden ziehen zu lassen statt immer nur die Gedanken.

Deswegen werde ich heute eintauchen. Der Plan sieht nach langer Zeit einmal wieder einen Besuch im Schwimmbad vor. Schwimmen ist gesund, macht straff, macht Spaß und fit. Allerdings benötigt man für diese Idee seinen Badeanzug. Wo ist der bloß?

Konstruktive Folge dieses Planes ist zumindest schon einmal, daß ich mein Schlafzimmer nebst Kleiderschrank aufräumen muß, weil ich auf der Suche nach dem guten Stück gestern dort einen mittelschweren Atomkrieg anzettelte. So sieht es da jetzt zumindest aus. Den Anzug fand ich nicht.

Das kann doch nicht sein. Ein Badeanzug ist doch normalerweise kein Kleidungsstück, welches man irgendwo liegenläßt wie eine Mütze, ein Schlaf-T-Shirt oder einen Regenponcho. "Du, kannst du noch mal gucken, ob mein Badeanzug bei dir ist, und wenn du schon mal dabei bist, such doch auch gleich meinen Hüfthalter, die langen Unterhosen und die Vaginalpilzcreme...". Wahrscheinlich führt er schon seit zwei Jahren ein erfülltes Leben als Leihbadeanzug im Kellinghusenbad. Oder er liegt zusammengeknüddelt irgendwo ganz hinten unten in irgendwelchen Schränken oder Taschen. Unsichtbar für mein Auge. Wie auch immer. Ohne Badeanzug kann ich heute nicht los.

Die durchaus gefundenen Bikinis sind kein angemessener Ersatz. Bikinis sind dazu geeignet, sich in der Sonne zu aalen und hin und wieder ein wenig beim gemütlichen im-Wasser-stehen ihren Zweck zu erfüllen. Aber ich möchte mir ungern bei ambitionierter Schwimmerei Gedanken darüber machen müssen, ob noch aller Stoff, der ja eher weniger Stoff ist, an den korrekten Stellen sitzt und verdeckt was verdeckt gehört.

Immerhin haben wir Winter. Im Winter sollte am besten alles verdeckt sein. Das ganze weiße wabbelige Fleisch, welches schon sehr lange keine Sonne sah. Und auch keine Sonnenbank mehr, nachdem ich irgendwann mal feststellte, daß eine Sonnenbank mir fünfmarkstückgroße Sommersprossen im Gesicht zaubert. Ich möchte nicht gesund gebräunt daherwandern und gleichzeitig mitfühlend gefragt werden, ob ich verkloppt wurde. Da bleibt meine Weste lieber weiß.

Derzeit entspräche mir also einer dieser Ganzkörperbadeanzüge zumindest bis zum Knie. Halber Arm und in der Mitte angenehm weit mit viel Platz für viel Phantasie und viel Bine. Dazu wäre dann eine Bademütze passend. Am besten eine mit aufgeklebten bunten Gummiblumen. Mit einer solchen Gummimütze müßte man niemals von vorne kommenden Schwimmern ausweichen und könnte sich die Schwimmbrille gegen Chlorkarnickelaugen sparen, weil man sowieso niemals mit dem Kopf unter Wasser gerät.

So werde ich mich heute mittag in die sportlich orientierten Kaufparadiese stürzen und mir ein angemessenes Stück Stoff kaufen. Und am besten schon einmal Franzbranntwein und eine angemessene Zahl von Salben für den in den nächsten Tagen bestimmt sehr präsenten Muskelkater.

Und jetzt suche ich meine Badelatschen. Sonst brauch ich auch noch ne Fußpilzcreme.

Allns Chlor.

Freitag, Februar 09, 2007

SCHNEEHEEFLÖCKCHEN WAAISSRÖCKCHEN

waahaann kommst du geschnaaait...

Der Winter hat es dann doch noch geschafft. Ob es jetzt - wie beim letzten Mal - nur einen Tag dauert oder es sich tatsächlich anbietet, am Wochenende in den Staatsforst zum Rodeln zu fahren, egal. Mein erster Blick heute morgen aus dem Küchenfenster ließ mich auf alle Fälle frühkindlich glücklich staunen. Wollt ihr mal sehen?


Das Gefühl beim Anblick von frischem Schnee entspricht ihm zu 100 %. Graues, dreckiges und dunkles wird überdeckt. Für eine kurze Zeit strahlt alles weiß und schön. Ich mag das....mahalst Bluumen uund Bläätter, wihir haaben dich gern.

Wenn ich noch ein Auto hätte, müßte ich wohl jetzt langsam die sich unlogischerweise immer noch auf dem Dachboden befindlichen Winterreifen heruntertragen. So freu ich mich, daß Winterreifen ohne den Rest durchschnittlich überflüssig sind und laß sie wo sie sind.

Da such ich doch lieber meine Mütze. Tut mir den Gefallen und fahrt vorsichtig.

Dienstag, Februar 06, 2007

Der Gipfel

"Nichtrauchergipfel". Was für ein tolles Wort. "Experten" treffen sich zum "Nichtrauchergipfel". Das ist ja der Gipfel. Handelt es sich bei diesen Experten jetzt um Raucher oder um Nichtraucher? Ich mein, nichtrauchen will gelernt sein. Aber man kann es ja eigentlich wirklich jederzeit und überall praktizieren und perfektionieren. Auch wenn das ungehörig klingt: sogar in Kindergärten kann man nichtrauchen üben. In Schulen und Krankenhäusern. Sogar aufm Klo, im Bett. Schlafend sogar. Überall. Überall kann man nichtrauchen. Eigentlich nicht besonders schwer. Mag man meinen.

Um aber ein echter Nichtraucherexperte zu werden, sollte man sich in grauen Forschungszentren einfinden müssen, dort unter wissenschaftlicher und ärztlicher Aufsicht an einer nachgestellten Bar sitzen und sich vom Nebentisch Rauch in den Nacken pusten lassen. Man sollte in zugigen Bushaltestellen stehen mit Rauchern in entgegengesetzter Windrichtung. Man sollte gezwungen sein, in geschlossenen Autos mit vier starken Rauchern zu sitzen. Man muß Passivrauchen was das Zeug hält. Man soll ja wissen wovon man spricht. Das ist bestimmt nicht einfach.

Früher war das einfacher. Wenn man sich einmal am Samstag Abend die Talkshowclassics aus den siebziger Jahren anschaut, wo sich die kulturell hochrangigen Persönlichkeiten damit vergnügten, sich gegenseitig Rauch ins Gesicht zu pusten, wo es zum guten Ton gehörte, wo man eine Weichpupe war, wenn man nicht rauchte, als der starke Raucher und Schnupftabakkonsument Schmidt noch Kanzler war, dann wünscht man sich als echter Nichtraucherexperte die alten Zeiten zurück. Früher war alles besser.

Für die Front der Raucherexperten wird es auch schwer den Gipfel vollzukriegen. Die Qualifikation eines Experten fürs Rauchen zu erringen, ist im Gegensatz zum Nichtraucher heutzutage kein Zuckerschlecken mehr. Wenn die ominösen Experten den Gipfel irgendwann einmal wieder erklommen und das öffentliche Rauchen verboten haben, wird das nicht besser. Dann kann eigentlich nur noch zu Hause im stillen Kämmerlein bei dicht versiegelten Fensterläden geübt werden, damit der allgemein zugängliche Sauerstoff nicht nikotös verwarzt wird. Zukünftig wird man die Raucherexperten mitten in der Nacht zu den Mülltonnen schleichen sehen, um dort den verdächtigen Rauch mit den Gerüchen aus der Halde zu übertünchen, immer mit der Gefahr im Nacken, daß ein Nichtraucherexperte im dritten Stock das Fenster aufreisst und, seiner Rolle entsprechend, herumpöbelt. Extremsport. Ich sagte es schon einmal.

Im Grunde ist es mir wurscht, wie die Jungs und Mädels zukünftig die allgemeine Raucherei regeln. Ich bin zwar Raucher und rauche gern, weiß aber, daß ich ohne die Stengelchen nicht nur gesünder wäre, sondern auch reich. Ich befinde mich sozusagen gerade im Reich der Mitte.

Darauf rauch ich jetzt eine. Und morgen hör ich auf. Oder übermorgen. Vielleicht.

Dann werde ich Experte fürs Nichtrauchen. Und für Fettleibigkeit.

Samstag, Februar 03, 2007

Gibts hier noch was zu essen?

Was kann nur passiert sein, wenn man sich am Abend eines schönen Samstages mit nur mäßigem Nieselregen irgendwann im Osten von Hamburg in einem griechischen Restaurant vorfindet, schräg vor einem jemand mit dem Kopf in seinem Gyros liegt und zufrieden schläft, zwei Tische weiter eine Frau frei von Scham oder Möglichkeit von Scham ihren Mageninhalt in die Gaststube entleert und, trotzdem schon längst abgeräumt wird und ungefähr tausend Kilo Fleisch übriggeblieben sind, die in dem Moment echt niemand mehr essen wollte, jemand herumläuft und verkündet: Ich hab Hunger. Gibts hier noch was zu essen?

Genau. Es ist das Ende des norddeutschen Sporttages. Denn was machen die Lüü von der Küste, wenn sie sich sportlich verausgaben wollen? Sie gehen boßeln.

Ich weiß was das ist. Ihr vielleicht nicht. Deswegen wollen wir mal Wikipedia zu Rate ziehen, was schreibt:


"Boßeln ist eine Sportart, die überwiegend in den norddeutschen Küstenregionen aber auch weltweit gespielt wird.

Im klassischem Boßeln spielen zwei Mannschaften (bei Wettbewerben in 4 Gruppen mit je 4 Werfern besetzt) gegeneinander. Dabei gibt es keine feste Wurfbahn, sondern die Wettbewerbe finden auf Straßen statt. Jeder Werfer setzt mit seinem Wurf an dem Landepunkt des Vorwerfers an.

Die übliche Saison für das Boßeln liegt im Winter und am Beginn des Frühjahrs. Der Grund für die Wahl der Jahreszeit ist, dass im Winter die Gräben, die sich in Norddeutschland beiderseits der Boßelstrecke befinden, zugefroren sind und daher das Bergen der Kugel vereinfacht wird. Da Pockholz eine höhere Dichte als Wasser hat, gehen Boßelkugeln in Straßengräben unter. Um die Kugeln trockenen Fußes bergen zu können sind spezielle Klootsoeker (Kugelsucher, auch Kraber) in den 'boßelnden' Regionen im Handel erhältlich. Diese bestehen aus einer Stange (z.B. Besenstiel) mit einem daran befestigten Korb für die Aufnahme der Boßel."


Na gut. Das ist nicht sehr erschöpfend. Oder? Boßeln ist im Grunde ein hübscher Spaziergang über eine gehörige Anzahl von Kilometern.

Während dieses Spazierganges schmeißt man jeweils eine Kugel vor sich her und die Würfe werden gezählt. Die Mannschaft, die die wenigsten Würfe gebraucht hat, hat gewonnen. Deswegen wird auf Wegen gespielt, die eher "uneben" sind. Weils mehr Spaß macht. Mehr so die Köm-Schnellwege der Region. Das sind die Nebenwege. Die asphaltierten Feldwege, wo man irgendwie auch noch mit dem Auto nach Hause kommt, ohne von der Polizei behelligt zu werden.

Um den Spaziergang für den durchschnittlichen Norddeutschen erträglich zu gestalten, gibt man jeder Mannschaft einen Bollerwagen mit. Gefüllt bis an den Rand mit allem, was man normalerweise nicht unbedingt tagsüber konsumiert. Vorzugsweise Kurze. Köm, Sambuca, Likörchen, auch gerne Glühwein, etwas Bier, Wurst, Süßigkeiten und allerlei Trallalla..

Dieses Zeug ist dann zu verzehren. Was auch üblicherweise, so wie heute, in angemessener Art und Weise zelebriert wird. Alle dreissig Meter, und ich vermute, ich untertreibe hier stark, wird ein kleiner Boxenstopp eingelegt und sich vom anstrengenden Kugelstoßen erholt. Gruppendynamisch. Flüssig. Wie sonst. Damit einen der Nieselregen nicht mehr so nervt und die Wurfhemmung bei der nächsten Schmeißerei ausgeschaltet ist. Und man die Verwürfe des Vorwerfers nicht so eng sieht. Es geht nicht um den Erfolg. Es geht um das Miteinander. Darum, sich wieder aufzuhelfen wenn man fällt. So wie der junge Mann schräg gegenüber. Erst auf dem Weg umfallen und dann auch noch in seinem Gyros einschlafen. Ich würde sagen, er hat die Meisterschaft heute erreicht. Hoch! Hoch! Hoch! Wenn, dann gibt der Norddeutsche nämlich alles. Frei nach dem Motto: "Heute wird richtig getrunken. Nicht wieder so ein Kindergeburtstag wie sonst fast immer."

Auch die Dame, die ihren Mageninhalt in überdachten Räumen nicht bei sich behalten konnte, gehörte zu meiner Mannschaft. Ebenso wie die junge Frau, die ungefähr parallel mit meinem Gegenüber vorm Essen schon einschlief. Weil ich zum Glück in den Pausen angemessen pausierte, also auch mal keinen Schnaps trank, war ich noch klar wie der Korn im Glas. Oder zumindest halbklar, wie ein kalter Ouzo. Da ich sowieso nicht besonders gut im Bällewerfen bin, fiel das gruppendynamisch gar nicht auf.

Ich mag es, mich auch einmal aus der Beobachterrolle dem Alkohol zu nähern. Das hilft enorm. Wenn man nämlich immer noch mit schreckgeweiteten Augen und der Hand vorm Mund an den letzten eigenen Exzess denkt und dabei die ganze Zeit vor sich hinmurmelt: "Achduliebegüte, das hab ich nicht wirklich gemacht. Wie peinlich. Ich kann mich da nie wieder sehenlassen. Gottogottogott. Für wen halten die mich?", dann weiß man nach einem Boßeltag: Du bist nicht allein.

Auch die anderen Mannschaften hatten mit Ausfällen zu kämpfen. Am Ende sind doch alle gleich. Und wir haben die goldene Schnecke gewonnen für die schlechteste Mannschaft des Tages. Wenn das kein Erfolg ist!

Wenn ich da jetzt so recht drüber nachdenke...gibts hier noch was zu essen? Ich hab Hunger.

Donnerstag, Februar 01, 2007

Komplimente

Sind doch etwas schönes. Mal so grundsätzlich. Jeder Mensch freut sich, wenn man etwas Nettes über ihn sagt. Wenn man wie ich in einer Bank arbeitet, in welcher die Vaselinetube von vielen Mitarbeitern stets im Anschlag getragen wird, ist einem das Gekomplimente jedoch etwas verlieden. Nie kann man sich sicher sein, ob es jetzt ernst gemeint ist oder nur gut auswendig gelernte Technik. "Du mußt etwas Nettes sagen, los!".

Wie seinerzeit in der phantastischen Folge von "Traumhochzeit", als die Braut in einer originalen Scheußlichkeit am Ende der Show die Treppe hinunterstakte, die Kamera auf das fassungslose Gesicht von Linda de Mol schwenkte, in dem es angestrengt arbeitete, mit dem Ergebnis, daß diese schließlich sagte: "Oh.....du hast soo scheeune Schuhe an".

Hier denkt man doch: lieber einmal mehr den Mund halten. Hier wäre weniger mehr gewesen. Ein lächelndes Ekelgesicht mit einem langgezogenen "mmmmmhhhh", perfektioniert von Biolek, wenn er das von den Gästen gekochte Essen nur unter Zwang runterwürgen konnte, läßt sämtliche Interpretationen offen und niemand muß lügen.

Einen schalen Nachgeschmack hinterlassen auch Standardkomplimente. "Ach, sie sind Mutter und Tochter? Ich dachte, sie wären Geschwister". Würg. Wer glaubt denn sowas? Oder bin ich wirklich nur zu abgestumpft?

Es gibt einen Unterschied zwischen ehrlichen herzlichen Komplimenten, die um ihrer Selbst willen in der aktuellen Situation gesagt werden mit dem einzigen Zweck auszudrücken, was man grade empfindet. Diese Komplimente wärmen das Herz, lassen die Sonne aufgehen und einen großen Sack Freude auf einen plumpsen. Und es gibt die Komplimente, die einzig auf ein Ziel hinarbeiten. Das kann alles mögliche sein. Pimpern, Wähler gewinnen, einen Abschluß machen, Arbeit delegieren, sich in ein positives Licht rücken. Alles mögliche. Eigennutz. Technik. Eigentlich kein Kompliment. Schaler Nachgeschmack mit dem diffusen Gefühl, über den Tisch gezogen worden sein.

Ach, egal. Sie sehen heute aber wieder bezaubernd aus, lieber Leser. Ganz entzückend. Bringen Sie meine Pfandflaschen zum Getränkemarkt?