Montag, Oktober 20, 2008

Alte Socke

Der Herbst braucht Tee, Kerzenschein, Fahrstuhlmusik und Puschelsocken. Ich hatte schon einmal kurz angerissen, dass ich mit den Fußhüllen harmonische Probleme hatte. Diese sind mittlerweile zur Zufriedenheit, also zu meiner und sicher auch zu der der Socken, ausgesöhnt. Wir kommen hervorragend miteinander zurecht, seitdem ich sie einfach falschrum trage. Mit der dicken Nahtwurst nach aussen. Und das Puschelige nach innen. Da rubbelt nichts mehr nervenzehrend auf dem Zeh. Natürlich sieht das nur noch noch halb so gemütlich aus, aber ich starr mir ja auch nicht ständig auf die Füße und möchte das auch sonst niemandem nahelegen.

Dabei fällt mir ein, dass ich wohl langsam das Alter erreicht haben sollte, in dem ich hier zu Hause meine Einzelsocken auftragen darf. Davon habe ich schon mindestens vierzig und ich traue mich nicht, sie wegzuwerfen, weil ich immer noch daran glaube, dass die Gegenstücke wie durch ein Wunder wieder auftauchen. Einige dieser Unikate schleppe ich schon über fünfzehn Jahre und über mindestens acht Umzüge mit mir herum. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Eine gute Möglichkeit wäre vielleicht eine Sockenparty. Man lade alle ehemaligen WG- und Lebenspartner ein, mit ihren Einzelsocken vorbeizukommen, um nach Übereinstimmungen zu suchen. Bei gemeinschaftlich genutzten Waschmaschinen kann es ja schon den einen oder anderen Überläufer geben. Damit die Diskussionen, wem denn jetzt eigentlich das wieder zusammengeführte Paar ursprünglich gehörte, reizvoller werden, könnte man die Party mit ordentlich Eierpunsch und Grog und Glühwein unterlegen.

Mitgeführte Kinder würden aus den übriggebliebenen Socken Fu`s basteln und man könnte Wetten abschließen, wie viele Socken man übereinander anziehen kann, Torwandwerfen mit Sockenbällen wäre eine Möglichkeit des Zeitvertreibs und man könnte aus den Resten Adventskalender basteln und sich gegenseitig beschenken. Was für eine Idee. Ich werde darüber noch ein wenig meditieren.

Zurück zum Alter, zum Herbst und dazu, was die Einzelsocken damit zu tun haben.

Ich verfolge die Theorie, dass es bestimmte Verhaltensweisen von Menschen gibt, die mit dem Alter in direktem Zusammenhang stehen. Einer Zwanzigjährigen ist Rotwein völlig piepe, während ein Dreissigjähriger anfängt, Halbwissen über Rebensorten in die Welt zu posaunen und sich teuren Wein von italienischen Weingütern bestellt. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe auch einst behauptet, einen Merlot erkenne ich mit verbundenen Augen.

Mit vierzig beginnen die Leute Golf zu spielen, mit fünfzig unterhalten sie sich in erster Linie über das Essen (Wie war der Urlaub? Oh, super, so ein gutes Seelachsfilet hatte ich noch nie), mit sechzig drehen sich die Unterhaltungen um körperliche Gebrechen und mit siebzig fangen die Männer spätestens an, braune Ledersandalen mit Socken zu tragen.

Was einem Zwanzigjährigen noch als absolutes no go erscheint, Vollbart, Haushaltskittel, nachmittägliche Kuchentafel, Spazierengehen, Sauerbraten und Eierlikör, erscheint einer fast Vierzigjährigen nicht mehr ganz so weit weg. Ich persönlich habe zwar noch Schwierigkeiten mit dem Vollbart, dieses Problem löst sich dann vielleicht irgendwann hormonell, und Haushaltskittel trage ich auch selten....obwohl...


Ausnahmen bestätigen die Regel.

Mit zwanzig wäre ich niemals auf die Idee gekommen, mit Absicht unterschiedliche Socken zu tragen. Wer weiss, was mir in zwei Jahren alles einfällt. Dann werd ich vierzig. Ob ich mir dann ein praktisches Permanentmakeup zulege oder in den unterschiedlichen Socken auch auf die Strasse gehe....wir werden sehen. Langweilig wirds sicher nicht.

9 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Hast du eigentlich schonmal den Versuch gemacht, deine Texte in gedruckter Form veröffentlichen zu lassen? Habe in letzter Zeit kaum was witzigeres, geistreicheres oder originelleres gelesen. Und ich lese viel. Ich meine ja nur… … man kann nicht nur Socken verlegen…

Anonym hat gesagt…

Sag ich doch, du kannst es....

Anonym hat gesagt…

sach ich ihr ja auch immer, aber auf mich hört se ja nich! pfff

und übrigens, die urheberrechte an dem bild liegen immer noch bei mir. ich kenne auch einen anwalt, der sich auf urheberrechtsverletzungen spezialisiert hat. abmahnung ist unterwegs ;-p

Kühles Blondes hat gesagt…

langer, wenn du hier rumzickst, stell ich eins von deinen perückenbildern hier ein. wenn ich ganz doll suche, finde ich vielleicht auch noch ein ganz altes, wo du in eine schürze gehüllt vorm herd hockst und für eine andere bine kochst. muss ich weiterreden?

jorge, meine vertriebstalente sind diesbezüglich genauso unterentwickelt wie mein verständnis für die derzeitige finanzkrise. aber danke ;)

anonym, tschacka??

Anonym hat gesagt…

an dem schürzenbild hat meine exfrau die rechte und die hat mich finaziell auch ruiniert. willst du diese erfahrung auch machen? na? na? ;o)

übrigens hast du das entscheidende "nur" vor dem "in" vergessen ;)

und woher hast du denn das bild? tsts, du besorgst dir also heimlich kulinarisch-erotische bilder von mir. da tun sich ja abgründe vor mir auf.
schlimm schlimm

Kühles Blondes hat gesagt…

damals, als du mich noch beeindrucken wolltest, da hast du mir das höchstselbst geschickt. und geschenkt ist geschenkt :)

Anonym hat gesagt…

@kühleblonde und langer:
wenn das hier ein gespräch wäre, würd ich jetzt fragen: stören wir grade bei was privatem?
ich möchte ja nicht, dass andere kommentare ein allenfalls wieder wurzelndes zartes kulinarisch-erotisches pflänzchen von damals im keime ersticken! ;-)

Kühles Blondes hat gesagt…

komm ruhig rein, magnum
wir sind tatsächlich noch vollständig bekleidet :)

Anonym hat gesagt…

...du meinst, mehr als nur schürze und perücke?
übrigens, wegen deine texte in gedruckter form: 'ne einzelne socke dazu als lesezeichen - ich würd's kaufen!