Donnerstag, Juli 13, 2006

Herr, schick Hirn

Ich bin ja gerne als Mensch geboren. Weil diese Art so farbig ist. So bunt, so unberechnenbar und oft auch so selten blöde. Und weil das Hirn nicht nur dazu geeignet ist, den Stuhlgang zu kontrollieren und sich über den Sinn und Unsinn des Lebens Gedanken zu machen, oder zu überlegen wo ich das letzte mal mein Handy hingelegt habe, sondern auch, um in gemütlicher Beobachterrolle wahrzunehmen, für was manche anderen Leute das, was wir hier in Ermangelung eines besseren auch ihr "Hirn" nennen wollen, gebrauchen.

Wir nutzen ja angeblich nur zehn Prozent der gräulichen Masse bewußt und der Rest steuert sich irgendwie selbst. Und uns. Das heißt dann ja wohl im Umkehrschluß, daß wir zu 90 Prozent wie die Tiere sind. Zum Glück haben wir diese 10 %, sonst würden wir wahrscheinlich unsere Kinder essen, uns im Park in Unsäglichem wälzen und überall hinkacken.

Wenn man genau hinguckt, kann man an den lieben Mitmenschen erkennen, welches Tier denn in ihrer Ahnenreihe irgendwann einmal die heiße Schlacht um die Herrschaft über die restlichen 90 Prozent gewonnen hat.

Da gibt es zum Beispiel das Chamäeleon. Immer der aktuellen Umgebung farblich und meinungsmäßig angepaßt. Man kann eine begrenzte Zeit Freude damit haben, das Tier immer wieder auf andersfarbige Untergründe zu setzen und zu beobachten, wie es verzweifelt versucht, den nahtlosen Wechsel von braun auf rosa zu bewerkstelligen. Das wird aber schnell langweilig.

Dann haben wir da das Schwein, welches Schlamm aufwühlt, im Dreck nach Trüffeln sucht, diese´auch findet, aber sofort frißt wenn man es nicht daran hindert.

Der Wildhund. Ein niedliches spielerisches Geschöpf. Aber vorsicht, die kleinen Racker greifen in einem Unachtsamen Moment von hinten an. Und zwar mit dem ganzen Rudel.

Der Kampfhund, der in einer Auseinandersetzung das einzige Ziel hat, sein gegenüber zu töten. Gefangene werden nicht gemacht. Ganz oder gar nicht.

Der Kuckuck, der seine Eier fröhlich in fremden Nestern ablegt und dann nicht weiter um seine Brut kümmert.

Das Eichhörnchen, das Perlhuhn, die Schlange, den Affen, all diese putzigen Tierchen kann man in seinen Mitmenschen erkennen. Und noch viel mehr. Da jetzt aber die Biene in mir emsig sein will und arbeiten gehen muß, kann ich das nicht weiter ausführen.

Ich hätte Zoologe werden sollen. Dann würde ich meine Mitmenschen noch besser verstehen.

5 Kommentare :

Bob hat gesagt…

Und ich bin das Faultier. Schlafe bis es nicht mehr geht, nur um mich zum nächsten Erholungsplätzchen zu hangeln und ne Runde auszuruhen...uuaaahh...gähn.

Lundi hat gesagt…

Dies ist auch spezialisierter möglich: In Menschen lassen sich sehr gut Hunderassen und deren typische Eigenschaften erkennen.
Bei Ihnen findet man immer tiefgründiges unterhaltsam geschrieben. Dafür mal zwischendurch ein Dankeschön !

Anonym hat gesagt…

Interessante Betrachtung. Ich fange jetzt mal gleich an meine Kollegen zu kategorisieren. Nebenan im Büro befindet sich z.B. ein Chamäleon-Kampfschwein. Weicht keiner Schlammschlacht aus, solange es sicher gewinnen kann. Ansonsten sieht man es nicht.

@bob: Dann stammt von dir auch bestimmt der Terminus „abhängen”.

pulsiv hat gesagt…

ich bin wohl dann zum teil koala...
und fuchs natürlich ;)

Anonym hat gesagt…

vererbtes und erlentes Kulturgut "streiten"...