Wieder einmal war es soweit. Ein freudiges Ereignis warf nicht seine Schatten in irgendwelche Richtungen, sondern strahlte aus hübschen blauen Augen voraus. Ich wurde aufgefordert, den neuen Liebsten einer Freundin kennenzulernen und zu begutachten. "Der Weg zum Herzen einer Frau führt über das Herz ihrer Freundin" wurde mir erklärt, "komm also mit uns in den Biergarten und mach dir ein Bild".
Ich neige in solcherlei Situationen vorher immer kurz ein wenig zur Nervosität. Egal, in welcher Rolle ich mich grad befinde. Einen neuen Partner den Freunden vorführen ist doch im Prinzip viel einschneidender und folgenschwerer, als diesen den eigenen Eltern zu präsentieren, weil die Freunde das tägliche Leben in (meinem) Normalfall doch noch etwas deutlich stärker präsentieren als die Familie. Die Vorstellung bei den Eltern beinhaltet eine andere Form neurotischen Geflatters, welches vielleicht mal an anderer Stelle näher behandelt wird.
Fragen über Fragen türmen sich vor dem ersten Treffen. Werde ich mich mit ihm oder ihr verstehen, versteht er oder sie sich mit mir? Wird sich durch die neue Spielfigur auf dem Brett irgendetwas an meinen hübsch eingefahrenen Wegen und Beziehungen ändern? Wer ist der Mensch, der zukünftig in stressigen Situationen für oder gegen mich Partei ergreifen soll?
Werde ich mit mißbilligenden Blicken überzogen weil ich rauche, mehr als ein Bier am Abend trinke und sportliche Betätigung meide, oder laufe ich vielleicht mit meiner Art von Humor ins offene Messer (mit dieser unmögliche Person kannst du dich aber zukünftig alleine treffen).
Ist der präsentierte Mensch so langweilig, daß selbst ein Käsebrot die Geduld verlieren würde? Hockt man sich den ganzen Abend schweigend gegenüber, während ein lieber Mensch verzweifelt versucht, Gemeinsamkeiten aufzudecken und ein Gespräch in Gang zu bringen?
Nein. Das ist tatsächlich schon sehr lange nicht mehr passiert. In den meisten Fällen - so auch gestern - sind nervöse Überlegungen dieser Art völlig überflüssig. Einen reizenden Herrn hat sie sich da geangelt und beide versprühten unbefangen das Glück, sich gegenseitig zu haben, daß es nur eine Freude war, ihnen zuzusehen. Genehmigt.
Und ich bin auch ganz nett.
Meistens.
5 Kommentare :
"Der Weg zum Herzen einer Frau führt über das Herz ihrer Freundin"
Versteh ich nicht. Kannsu das mal erläutern?
P.S.: Musste "teapucu" eingeben. Da wollte ich immer schon mal hin :-)
Und wieder hätten wir einen elementaren Unterschied der Geschlechter gefunden.
Männer schleppen die neue Flamme nach etlichem Gejammer zu Grillfesten mit, damit SIE seine Freunde auch mal kennenlernen kann.
Im Angesicht der unweigerlich drohenden Gefahr, dass sich die nächsten Kneipenabende "mit den Jungs" nicht in nette und gesellige Pärchenabende mit Gesellschaftspielen verwandeln bleiben ihm exakt 2 Möglichkeiten: ihr den Autoschlüssel zu überlassen und sich so sehr zu betrinken, dass er sich über die Konsequenzen vorerst keine Gedanken machen muss -- oder sie bis zur vollständigen Kommunikationsunfähigkeit abzufüllen um sich einen Aufschub zu erarbeiten.
Vielen Dank in den Einblick der anderen Seite.
EIn flotter Dreier im Biergarten. Interessant wäre jetzt die Frage, ob's für die beiden auch so schön war wie für dich.
Ich musste übrigens „oudomagh” eingeben. Ist aber gelogen, ich fahre lieber Fahrrad.
Fischlein, was kennst Du eigentlich für Frauen?? Komisch, daß Männer Beziehungen selten als eine Bereicherung auch des freundschaftlichen Umfeldes ansehen, sondern oft im vornhinein annehmen, daß mit der Frau automatisch die Einschränkung der Freiheit und die Unterordnung in klischeehaftes Rollendenken Einzug hält. Tschüß Mutti, hallo Mutti.
Bevor ich mir so einen ans Knie nagel, laß ich das mit Beziehungen lieber *g.
Wie heißt das? Heirate immer einen Fremden, dann verlierst du keinen Freund" :)
Steini, daraus müßte ich jetzt ne Doktorarbeit über das Sozialverhalten der Frau anfertigen. Nimm es einfach mal hin.
jorge, natürlich war es das :)
Och menno.Immer wenn's spannend wird, heißt es: Das geht dich nix an.
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