Jeder Mensch braucht Idole, Vorbilder, etwas, auf das er sich hinentwickeln kann, sozusagen die Platzhalter in Fleisch und Blut für das, was man einst sein will. Manchmal allerdings bleiben die Ideale eine Idee. Ein Wunschtraum, eine unerreichbar hoch hängende Frucht am Baum. So bei mir.
Ich bewundere Menschen, die IMMER einen gut gefüllten Kühlschrank haben. Mit Dingen drin, die nicht schon so organisch geworden sind, daß man sie zunächst auf Haustierfähigkeit prüfen muß, bevor man sie wegwirft.
Den Kühlschrank füllen - das kann ich. Das kann ich gut. Wenn ich, meistens an den üblichen Samstagen, in einen leicht hausfraulichen Zustand gerate, wandere ich auch los und kaufe lauter tolle Sachen. Diese tollen Sachen sortiere ich in meinen Kühlschrank, welcher dann genau so aussieht, wie er aussehen soll. Er strotzt dann vor lauter Frische und Nahrhaftigkeit. Wenn ich in die Küche wandere und die Kühlschranktür öffne, bin ich geblendet und ich fühle mich unglaublich erwachsen.
Nun bin ich leider nicht nur ein Nicht-Frühstücker und Kantinenesser, ich esse auch noch rein nach dem Lust-Prinzip. Merkwürdigerweise habe ich in den seltensten Fällen Lust auf das, was in meiner Küche wohnt. Natürlich, in meiner Hausfrauen-Trance ernähre ich mich kurz mit den von mir selbst vorgegebenen Nahrungsmitteln. Das bedeutet, daß ich innerhalb von zwei Tagen alle Verpackungen zumindest geöffnet habe.
Was ein Problem darstellt. Geöffnete Packungen müssen auch verbraucht werden. Vielleicht liegt da der Schlüssel, irgendwann outete ich mich ja bereits zu meinem kleinen inneren Kampf mit dem Thema "müssen". Wenn ich etwas muß, will ich nicht mehr. Meistens. Putenaufschnitt und Kartoffelsalat will ich auch nicht mehr, wenn ich es essen muß. Ebenso wenig die restlichen Pilze, die nicht alle in den Salat geschnitten wurden, die halbe Zuccini nicht und den Fleischsalat ebenso wenig. Ich will Kühe. Ich will Kühe nicht müssen.
Dann beginnt die Uhr zu ticken. Nach zwei Tagen Renitenz zum Thema "Ich lasse mir doch von meinem Kühlschrank nicht vorschreiben, was ich zu essen habe", muß ich mich zusätzlich mit den Fragen der Haltbarkeit beschäftigen. Und da ist es mir oft egal, was für ein Haltbarkeitsdatum auf der Packung steht. Wenn ich die Wurst vor drei Tagen geöffnet habe, ist sie nach meinem Verständnis heute endgültig tot. Genauso halte ich es mit geöffneten Saftpackungen. Besonders, nachdem ich irgendwann einmal einen gehörigen Zug aus einer solchen nahm, die schon innen etwas flauschig wurde. Tetra-Packs haben auch Nachteile.
Meine Nase riecht Bakterien bevor sie entstehen. Und ich kriege nichts runter, wenn ich bei dem Genuß an alte Lappen denken muß. Da ich mir aber ein Versagen eingestehen müßte, wenn ich das Zeug bereits am Mittwoch wegwerfe, lasse ich alles hübsch liegen und öffne den Kühlschrank bis Samstag nicht mehr.
Und dann fängt alles wieder von vorne an. Scheiß Spiel.
Wenn ich das Geld für die Lebensmittel, die ich in meinem Leben schon nach kurzfristiger Kühlschrankdeko weggeworfen habe, bekäme, wäre ich sehr glücklich. Und reich.
6 Kommentare :
Ich gebe zu, die Gerüche in deinem Kühlschrank sind gewöhnungsbedürftig...aber glaube mir, aus dem vergammelten Putenschnitzel wäre keine Pute mehr geworden ;)
MIr machen Menschen Angst, die Ordnung und kein Eigenleben im Kühlschrank haben....bei denen kann einfach etwas nicht stimmen ;)
na gut, den parmesan pack ich jetzt in irgendeine dose...just to please you. und das tote tier, es hätte sich nicht in der gemüseschublade verstecken sollen. da gehört das nun wirklich nicht hin *g
Ach, scheiß drauf. Was sind schon die lächerlichen Hemmungen, Lebensmittel wegzuwerfen, gegen das geile Gefühl, nachts knallvoll seine Fangzähne in irgendwas richtig leckeres schlagen zu können und glücklich kauend einzuschlafen, hm?
Nicht dass ich mich da auskennen würde (Gott bewahre), aber Du scheinst mir prädestiniert für eine umfangreiche Tupperware-Dosensammlung.
Wahrscheinlich würde ich an dieser Stelle aber nur gerne einen Bericht über eine Tupperparty lesen, der Du beiwohntest (beiwohen wirst...) :-)
Am schönsten sind ja Bürokühlschränke. Ein wahrer Quell der abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdaten.
Unser hier hat bestimmt schon 3 Jahre keine erwähnenswerte Reinigung erfahren, aber mit etwas mutigerem Gruff in die hinteren Bereiche findet man dafür uralte Milchprodukte *lecker*
steini, ein guter hinweis, ja, der käsehunger, ich erinner mich...
dennis, da kommt noch was
tiescher, den firmenkühlschrank mache ich erst recht nicht auf
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