Als ich in den letzten Tagen meiner vermeintlichen Midlifecrisis frönte, zunächst ganz wie es sich gehört, mich nicht mehr rasierte oder kämmte,unterschiedliche Socken anzog und versuchte mich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß ich wohl Samen streuen muß, da ich mich in Ermangelung einer Familie wohl schlecht zu den Cabrio-Fahrern zählen darf, stieß ich doch das eine oder andere Mal an meine Grenzen.
Zum einen habe ich zugegebenermaßen einen recht eingeschränkten Bartwuchs. Ich mußte also auf theatralische Bartschatten zu dunklen Augenrändern und einen in die Ferne ausgerichteten Blick verzichten. Zum anderen ist es inkonsequent, zwei unterschiedliche schwarze Socken zu tragen.
Inkonsequenz. Was für ein Stichwort. Sofort stand ich vorm Spiegel, dachte mir meinen Bartschatten und probierte die Inszenierung der "Leiden der nicht mehr ganz so jungen B." Mund- und Augenwinkel gehorchen der Schwerkraft, die Pupillen gehen wie bei einem Bluthund groß, feucht und bemitleidenswert nach oben und ich sage: Ich bin ja so inkonsequent. Fhhhffhhhhhhschluchz.
Ja, das ist es. Hurra, ich habe einen Ansatz. Sofort wurde ich bei einigen Freunden vorstellig und probierte die Echtheit meiner Darstellung. Doch was soll ich sagen. Irgendetwas ging schief und statt "Ohh, arme Bine" erhielt ich als Reaktion auf meine wirklich gute Scarlett O`Hara ein "Bine, du bist bekloppt". Na, vielen Dank auch.
Anscheinend zieht die Mitleidsnummer nicht. Was lerne ich daraus? Ich brauche neue Freunde? Nein. Die, die ich habe, sind schon ziemlich gut gelungen. Das krieg ich doch nie wieder so hin. Erst recht nicht mit einem Einstieg als Wimmerlotte.
Insofern fällt auch leider mein nächster Geistesblitz, eine Karriere als Hypochonder, dem Papierkorb anheim. Dabei ist so eine Karriere, einmal ernsthaft überlegt, durchaus eine wirklich angemessene Reaktion auf die vermeintliche Sinnlosigkeit des Lebens. Wann bekommt man sonst die Chance, immer ein kritisches Auge auf sich zu haben, immer ein wenig zu leiden, Gelegenheit zu bekommen, den einen oder anderen Arzt auszuprobieren, Mitleid einzusammeln wo es nur geht und trotzdem gesund und munter zu sein?
Aber was mache ich jetzt mit der schönen Midlife Crisis? Gar nichts. Behalten.
Ich bin wirklich zu bedauern. Nicht wahr?
2 Kommentare :
Ooooch, Du arme, arme Socke. Keiner hat´s so schwer wie Du. Das Leben ist grausam und plutberauscht... *streichelüberdenkopf*
*malindiesenmitleidstaumeleinsteigunddastaschentuchreich*
Armes Putt! :-)
Kommentar veröffentlichen