Dienstag, Oktober 30, 2007

Evelyn ist tot

Ich bin traurig.

Evelyn ist nicht mehr. 65 Jahre ist sie nur geworden.

Eine Frau, die mich in einer sehr langen Ära meines Lebens begleitete und sich tief in mein Herz gefressen hat. Noch heute nerve ich mein Umfeld mit stundenlangem rezitieren von Loriot-Sketchen und -filmen. Und natürlich ist sie meistens Teil davon. Niemand konnte so schön wütend sein wie Renate Lohse, so schön verwirrt bei größtmöglichem Kompetenzerhalt wie Margarethe Tietze, niemand sich so herrlich hanseatisch zurückhaltend dem Liebesakt widmend wie Fräulein Renate Dinkel (Sie machen mich ganz verrückt, Herr Melzer).

Frau Hamann war für mich eines der letzten Bollwerke gegen die Internationalisierung des Deutschen Fernsehens. Es ging in ihren Filmen und Serien nie um Mainstream. Nie um Härterschnellerbesser. Es waren einfache und klare kleine Bonmonts, ohne daß Eingeweide irgendwo herumfliegen, ohne dramatische Musik, ohne diesen lauten Humor. Na gut, als sie in "Evelyn und ihre Männer" mit einem Grünrock im Wald liegt und er ihr anhand des Geschmackes eine Hirschlosung nahebringt, fand ich das auch laut ziemlich komisch. Sie perfektionierte ein bestimmtes Frauenbild, welches irgendwo zwischen alten Werten und überzogener Emanzipation mittig feststeckte und sprach damit bestimmt einer ganzen Generation aus der Seele.

Die grande Dame des leisen Humors ist gestorben. Zurück bleiben die Talkshows, die Comedys, die Bohlens, die Supermodels und Geklontes aus der ganzen Welt.

Nu isse weg. Wie sagte Loriot bei Beckmann: "Liebe Evelyn, Dein Timing war immer perfekt, nur heute hast Du die Reihenfolge nicht eingehalten. Na warte".

Ich habe dem kaum etwas hinzuzufügen. Sie hopst jetzt eben wo sie will. Höchstens noch einen Hinweis Für Petrus Halmackenreuther: "Wenn meine Frau aufwacht, nimmt sie gerne einen Tee und etwas Gebäck". Hoffentlich hat er dran gedacht.

7 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

kann mich dem nur anschließen. leider wieder ein grund mehr, kein fernsehen mehr zu kucken.

ich trinke einen eierlikör auf evelyn!

Der_grosse_Transzendentale_Steini hat gesagt…

Ja Mensch, furchtbar traurig. Aber sie hat soviele Menschen zum Lachen gebracht und so einen gewaltigen Batzen Humor als Erbe hinterlassen - das würden die allermeisten Menschen in hunderttausend Jahren nicht schaffen.

Die da oben haben es gut - die kriegen jetzt immer Schnittchen... (mit Wurst und Ei!)

Anonym hat gesagt…

*schniff

... wieder eine der ganz grossen weniger. grund genug für eine schweigeminute selbst in der schweiz

Anonym hat gesagt…

Du sprichst mir einfach nur aus der Seele. Da kann ich - entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten- auch gar nix mehr zu sagen.

Außer, dass ich auch traurig bin. So wie immer, wenn ein weiterer der "großen Namen" verschwindet, mit denen man - bewusst oder unbewusst - aufgewachsen ist.

Anonym hat gesagt…

und sie löst ihr Haar für die da oben statt für Herrn Melzer.

so schade.

ob sie den Lord und die Lady mit den wildvielen tieitsch schon traf?

Herr Palhuber, einen Roten bitte. Auf Evelyns Wohl.

Anonym hat gesagt…

...einen schöneren Nachruf hätte sich Frau Hamann wohl kaum wünschen können. Und wie schon *loretti" bemerkt hat: Auch in der Schweiz wird Evelyn vermisst werden...

Anonym hat gesagt…

D'accord.
Das einzige, was mich an ihr gestört hat, in ihrer Spätphase, war das groteske Pferdegebiß, das mich an Helga Feddersen erinnerte. Da konnte man ja Angst bekommen! Auch die letzten Staffeln von Adelheid - ohne Tilo Prückner und Burkhart Klaußner - hätte man sich sparen können.
Großartig der Nachruf von Loriot. Das war sehr rührend, das mit dem "na warte"! Aber dieser Beckmann! Kann man den nicht mal wegbeamen in eine andere Galaxis?