Donnerstag, September 13, 2007

Newintown

Ich finde es ja immer sehr schön, wenn neue Kollegen den üblichen Säure-Basen-Haushalt ein wenig aufwühlen, der in der kleinen, mehr oder weniger harmonischen Nachbarschaft herrscht, in welcher ich arbeite. Ein neues Element bringt erstmal alle anderen ein wenig ausm Tritt, es wurbelt alle durcheinander, aber irgendwann hat das neue Kollegchen seinen Platz gefunden und saut und baselt fortan mit uns mit. Was sich einfacher anhört, als es ist.

Die Persönlichkeiten der ganzen Alt-Alphatiere und Evolutionspatzer, die originellerweise in unserer Abteilung zusammengepfercht wurden, sind eigentlich nicht dazu geeignet, eine Herde zu bilden. Alle zusammen nicht, und jeder einzelne erst recht nicht.

Da der Mensch an sich aber ein harmonischer Typ ist und schon versucht, sich den Tag so angenehm wie möglich zu gestalten, hat sich im Laufe der Zeit eine Art gutmütiger Wasserlochfriede etabliert. Jeder saugt fröhlich vor sich hin und mittlerweile kann man auch schon die eine oder andere freundliche Interaktionen untereinander beobachten. Neinnein, das da hinten ist Lirumlarum, der versucht schon wieder, den Kleinsten in der Gruppe heimlich zu ertränken. Laß ihn los, Lirum, sei brav.

Wie man sieht, das Holzauge, das Wachsame, muß auch in vermeintlichen Friedenszeiten unbedingt geöffnet bleiben. Die Leute sind einfach viel zu durchgeknallt. Denkt an Kaa aus dem Dschungelbuch. Die ist gar nicht so böse (glaaauuuube miiiaa), das ist einfach ihre Natur.

Wenn man sich ungefähr vorstellen möchte, wie ein Tag bei uns abläuft, dann muß man sich ein wenig mehr mit der Serie "Stromberg" auseinandersetzen. Genau so. Nur dass die eine Versicherung sind und wir eine Bank. Wie Kirmes. Nur mit Akten.

Die Neue glaubt noch an Struktur und Meetings. Sie glaubt noch an neue Prozesse und füllt auch die zehnte sinnlose Liste, die irgendeine zentrale Einheit von Zeit zu Zeit anfordert, um selbst nicht dem Vergessen preisgegeben zu werden, akkurat. Lesen wird diese Listen, die uns Tage konstruktiver Arbeit rauben, niemand. Nach ein paar Jahren hat man das raus und handelt entsprechend. Sie machts noch. Sie mahnt uns auch täglich zur Correctness. Erst gestern, als ich meinem Chefchef den Telefonhörer, den er kurz an mich abtrat, wiedergab und sagte: Legen sie ma ahauf, fühlte sie sich genötigt einzuwerfen "BITTE".

Also, mit mir freundet man sich so nicht an.

Auch die anderen Kollegen haben ihr Fett schon weggekriegt. Der eine spricht zu lange ins Telefon (Das hätten sie auch kürzer halten können), die andere zu laut. Die Stehleuchte von Ellenbogenelke ist ihr zu hell und wenn sie meint, daß irgendjemand nicht kooperiert, gehts zum Chef. Jawohl. Ich warte immer noch darauf, daß sie die Kollegen in irgendwelchen Zusammenkünften auffordert, sich beim Pinkeln hinzusetzen. Die Neue meint, es gibt Regeln, die für alle gelten, und fordert diese lautstark ein, was in diesem Autistenhaufen natürlich volle Möhre ins Leere geht.

Ellenbogenelke? Das ist die nette Kollegin, die vor einiger Zeit auf einer Ubahntreppe ins Straucheln geriet, fiel, und sich den linken Ellenbogen brach.

Dann nennt man sie nicht Ellenbogenelke? Nein. Aber als sie eine Woche wieder da war nach langer Krankheit und aus der Toilette heraustrat, rutschte sie aus, fiel hin, und brach sich den rechten Ellenbogen. Ich fand das witzig. Wenn sie wiederkommt, nehmen wir uns ihr linkes Knie vor.

Zurück zur Neuen. Ob sie mit ihrem Alltag glücklich ist, weiß ich nicht. Sie fängt aber schon an, sauer aus dem Mund zu riechen. Sowas passiert wohl, wenn man, sich bislang wichtig nehmend, mit einem mal gegen Windmühlen kämpfen muss.

Ich finde ja, sie darf sich auch gern noch ein wenig austoben und über unser Kuckucksnest fliegen. Wenn sie unbedingt glaubt in unser Wasserloch pinkeln zu müssen, darf sie auch das gern. Es kommt nämlich der Tag, da wird auch sie durstig.

Und bald, irgendwann, wie von selbst, beruhigen sich die Elemente wieder. Wie immer. Und sie wird ihren Platz einnehmen in unserem Kuriositätenkabinett.

Wahrscheinlich als Fräulein Rottenmeier.

1 Kommentar :

Anonym hat gesagt…

*rofl* Ich danke dir für diese Insiderinformationen.

Bah, da würde ich aber auch eine ausgewachsene Krise kriegen, wenn jemand in mein Wasserloch pinkelt. Was mich ein bisschen irritiert ist die Tatsache, dass das angehende Fräulein Rottenmeier in jegliche Fettnäpfchen tritt, die da ums Wasserloch verteilt sind. Macht man das jetzt so? In meinen Kopf schwirren noch Sätze rum á la "Halten Sie sich in der ersten Zeit zurück und beobachten Sie erstmal" oder "Kritisieren Sie nicht gleich alle Leute und nerven sie mit Verbesserungsvorschlägen"... so'n Zeugs halt. Survial-Training für die Probezeit. Danach kann man ja immer noch fröhlich durch die Fettnäpfe schlittern. ;-)

Lobt doch in euerer Bank mal nen neuen Mitarbeiterpreis aus. Den "goldenen Fettnapf" oder so. Da freut sie sich bestimmt drüber, wenn ihr Engagement sich so auszahlt. :-)

P.S: Das mit Ellenbogenelke ist gemein. *grummel* Du bist so fies wie mein Mann. Der hat mir strahlend von seinem Kollegen berichtet, der im Urlaub nen Fahrradunfall hatte - hat sich auch was gebrochen und einige Urlaubstage in der Klinik verbracht- und dann beim Einrollen in die heimatliche Garage vergessen hatte, dass er auf dem Dachgepäckträger die Fahrräder hatte. *hüstel* Shit happens, aber... ist der evtl. mit Ellenbogenelke näher bekannt?