Mittwoch, April 17, 2013

Natural born plätting

Heute morgen konnte man in meiner Wohnung eine verhältnismässig mässig bekleidete weibliche James-Bond-Adaption beobachten, wie sie sich mit einem sehr futuristischen Geschoss in der Hand an den Türrahmen herumdrückte, um dann in alter Agentenmanier auf ihr eigenes Spiegelbild zu zielen, nicht, ohne vorher noch in den T-Shirtkragen zu raunen "wirgehnjetztrein".

Neue technische Errungenschaften haben bei mir schon immer wenig technisches Verständnis, aber viel Spass hervorgerufen, und die neueste hat der Osterhase bei meinen nicht immer Spieltriebgesteuerten Eltern für mich abgegeben. Eigentlich ist es gar nix zum spielen. Es handelt sich bei meinem neuen Mitbewohner um ein kabelloses Bügeleisen. Ich nenne ihn Q.

Ist das geil? Ich kann mich jetzt völlig kabel- und frei durch meine Wohnung plätten wo ich geh und steh. Ich hab gar keine Lust in die Bank zu fahren, weil ich noch gar nicht versucht habe, auf dem Sofa zu plätten. Auch die Küche ist noch jungfräulich. Sportlich hält das Gerät, weil es in regelmässigen Abständen mit einem noch etwas gewöhnungbedürftigen Ton darauf hinweist, dass es für eine neue Hitzeladung in die Station muss. Und je nachdem, wo ich grad versuchsweise herumplätte, die Station steht mitten im Flur.  Ausdauerbügeln nennt man das dann wohl.

Gott wird dieser Sommer gepflegt.

Wie jetzt? Ich bügel gar nicht? Wer behauptet denn sowas? Ich? Ja, hm. Dochdoch. Und heute sieht die Bluse auch tatsächlich recht angemessen aus, und nicht wie sonst eigentlich immer, weil ich nicht ständig umgreifen musste und mit dem Kabel unter dem Bügeltisch verhakte. Ich gehöre nämlich  zu den ganz wenigen, die es schaffen, völlig konzentriert eine halbe Stunde auf einem Bekleidungsstück herumzuplätten, bis es hinterher so aussieht, als hätte es sich völlig natürlich und lässig am Körper glattgelegen.  Das kann nicht jeder.

Apropos ... wenn ich mich vor einigen Jahren noch über die weissen Frühlingshosen amüsierte, jetzt ist es der Chino-Trend, der mich jeden Tag aufs neue mit Freude versorgt.

Die Chino ist ja eigentlich nur eine Stoffhose. Die Schnittführung ist eigentlich Banane, derzeit häufig gesehen ist jedoch eine Neuauflage der seinerzeit nicht ganz ohne Grund schnell wieder aus der Modewelt entfernten "Karotte". Bundfalte mit engen Fesseln und leichtem Hochwasser. Wie in den Neunzigern. Aber in bunt.

Darüber, wem so etwas steht, kann man sicher streiten, zugegebenermassen irritieren mich Männer mit apricotfarbenen Höschen immer noch ein wenig, aber wir müssen uns wohl dran gewöhnen. Da meine bevorzugte Freizeitklamotte derzeit eine Haremshose ist, halte ich mich da ein wenig zurück, aber die "Chino" ist nicht nur eine modischbunte Erscheinung, sie ist offensichtlich auch ein Lebensgefühl und wirkt nicht allein dadurch, dass man sie anzieht, man muss sie in einer bestimmten Art und Weise tragen, die mich bei dem einen oder anderen Aspiranten schon laut haben auflachen lassen.

Also, Chinohaltung für Anfänger: Versuche, die Beine in einer leichten  X-Bein-Haltung zu positionieren. Dies geht am besten, indem die Hüfte nach links abgeknickt wird und das jetzt kürzere Bein mit Fuss und  Knie nach innen gestellt wird. Gleichzeitig lasse man die Schultern links und rechts etwas schlaff nach vorne hängen und - jetzt kommt der Clou - stecke mindestens eine, am besten aber beide Hände in die Hosentaschen. Immer. Auch beim Laufen. Das ist wichtig. Das Kinn leicht erhoben und etwas schmollig gucken. Auf keinen Fall darf gelacht werden, das ist uncool.

Meine Lieblingsphantasie ist derzeit ein Chino-Wettrennen. Fünfhundert Meter reichen. Wer die Hände aus den Taschen zieht, hat verloren. Fast besser Als der Silly-Walk von Monty Python.

Siegprämie: ein Bluetooth-Headset. Das Handyrumgespiele ist natürlich in der Chino-Haltung nicht möglich und ich bügel die Hose für Euch.


4 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Liebchen,

wie nu ?
In Hosen geplättet, statt in Rosen gebettet ?

Der W.

Kühles Blondes hat gesagt…

Anonym W, schon mal auf Rosen geschlafen?

Der Lange hat gesagt…

hm, mein dauerhawaihemd für den SM ist noch total kraus von der letzjährigen Wäsche. Du möchtest doch bestimmt, daß ich gestriegelt und gebügelt komme, oder? Dachte nur, weil du gerade so gut dabei bist ;o)

Anonym hat gesagt…

Auf Rosen geschlafen ?
Klar. Bevorzuge allerdings die nicht stacheligen Sorten.
Will ja nicht aussehen wie ein Fakir oder nach dem Besuch des SM-Studions oder Kreuzweges von Jesusfanatikern.
Der süße Duft betört. Im Liebesnest ja sowieso. Dann aber ganz ohne Hosen.
Wobei da schon reichlich Rosenöl recht hilfreich und angenehm ist. ;-)

Der W.