Freitag, April 19, 2013

Donnerstagshektik

"Also ich esse ja nur deutschen Spargel, die anderen schmecken doch nicht". Diesen Satz hört man sasisontechnisch dieser Tage ziemlich oft. Das ist einer von diesen typischen populären Nachplappersätzen wie "ich koche ja nur frisch, Konserven kommen bei mir nicht ins Haus", "ich habe ja totale Höhenangst", "also, der Kaffee bei diesem Portugiesen in der Schanze ist einfach der allerbeste", "Gerätetraining? Nee, das ist nix für mich, das ist doch total langweilig", "ich brauch ja das Meer in der Nähe" oder "Bauer sucht Frau? Das guck ich nicht".

Ich esse auch gern deutschen Spargel. Wenns den aber nicht gibt oder auf den Märkten - wie schon vorgekommen - nur Spargelbruch in Gold aufgewogen wird, dann schäme ich mich nicht zuzugeben, dass ich durchaus auch einmal auf griechischen oder weissergeierwoherSpargel ausweiche.  

Und so trieb es mich gestern zum Rewe um zu kaufen, was da ist. Egal woher. Und was war? Alle die, die sagen, sie essen nur den guten Spargel aus deutschen Landen, haben vor mir den gesamten griechischen Spargel abgkauft. Falls deutscher Spargel da war, den auch. Nix mehr da, nur noch Tüten mit Kartoffeln und eingeschweisste Schinkenstücke und darüber die schreienden Hinweisschilder auf Spargel weiss und grün. Pfhhh.

Ziemlich beleidigt stellte ich meinen Einkaufkorb wieder zurück. Wenn die nicht haben was ich will, will ich auch nicht kaufen, was die haben. So beleidigt und ziemlich planlos fiel ich in die Ubahn nach Haus. Es war  knapp 18.00 Uhr und ich war mal wieder supergut vorbereitet. Ich hatte mir also - wie immer - nur halb überlegt, was ich kochen möchte und nix im Haus. Und das, obwohl ich traditionell seit Jahren jeden zweiten Donnerstag "dran" bin mit kochen. Da könnte man ja auch planvoller vorgehen. Aber nö. Offensichtlich mag ich den Stress. Und so musste Katrin, die die anderen Donnerstage kochen muss, im Laufe der Zeit schon so einiges hektisch Zusammengeworfenes essen, welches alle Ideen, die ich auf dem Heimweg überlegte, vereinte. So wie gestern:

"Mistmist, ich hab gar nix zu Haus und ich will Spargel. Irgendwas mit Spargel. Vielleicht mal mit Ziegenkäse? Oder Orangen? Das sieht ja schon lecker aus mit diesen Orangenspalten. Oder mach ich doch einen Traditionellen? Hol ich Steak dazu oder Lamm oder PuteHuhnschinken? Wein hab ich auch keinen da, Kartoffeln auch nicht....ich hab ja nix. Herrjeh. Renn ich schnell zum Edeka? Oh nein, und dann die schweren Tüten die ganze Landstrasse hochtragen, und das kostet wieder wertvolle Zeit. Da laufe ich ja schon mindestens zehn Minuten hin und zurück auch nochmal. Dann krieg ich die Kartoffeln nicht mehr rechtzeitig gar. Aber bei Lidl haben die bestimmt keinen Spargel. Hol ich den Wein bei dem Weinhöker um die Ecke? Hat der überhaupt auf? 

Ach ja, da ist ja noch ein Gemüsetürke an der Landstrasse, der hier auf der Ecke natürlich eher Spezialitäten verkauft. Der hat bestimmt griechischen Spargel, hehe. Und Wein hat der auch. Genau, da lauf ich schnell hin. Das ist auch nicht zu weit. Der wiegt zwar alles in Gold auf, aber Strafe muss sein für schlechte Planung. Und gegen qualitativ Hochwertiges ist ja grundsätzlich auch nix einzuwenden.

Schon von weitem sah ich die Spargelstangen in der Sonne blitzen. Ich legte noch einen Zahn zu und raffte, kaum, dass ich auf Ladenhöhe war, schon einen Haufen grünen Spargel an meine Brust. Ha. Hab ihn. Ich strahlte den jungen Gemüsemann an und sagte: So, und jetzt noch weissen Spargel. "Nee", erwiderte dieser "immer nur eine Farbe pro Einkauf. Die anderen wollen ja auch noch, ne?" Nachdem sich der Witz durch meine rote Stresswolke durchgearbeitet hatte, vergnügte wir uns damit, den Laden leerzuräumen und noch ein kleines Kräuterquiz zu veranstalten. Ich wusste tatsächlich nicht, wie frischer Estragon riecht.

Zum Glück hatte ich vorher noch schnell Geld geholt.

Auf dem Weg nach Hause ein hektischer Blick nach rechts: Oh, Wochenmarkt? Na, hätte ich das geahnt. Also doch nochmal an die Fleischtheke und für das restliche Geld  im Keller bei Kerzenschein und Livemusik eines Symphonieorchesters totgestreicheltes eingesalzenes Bioschweinbein gekauft. Das dürft ihr mir übrigens gern nachmachen und auch nachplappern. "Ich unterstütze keine Massentierhaltung". 

Zurück in der heimischen Küche hatte ich noch knapp eine halbe Stunde, um die Wohnung aufzuräumen und das Essen auf den Tisch und den Wein kalt zu kriegen. Ich schnippelte also in Rekordgeschwindigkeit grünen Spargel mit Ziegenkäse in die eine Auflaufform und weissen mit Orangen in eine andere und ab in den Ofen. Pellkartoffeln in den Topf, den Wein ins Tiefkühlfach und schnell alles aus dem Wohnzimmer geräumt, was da nicht hingehört. Unterwäsche, Müll, Geschirr, so ein Zeug halt. Tisch gedeckt, Schinken aufn Teller, noch schnell Pecorino gerieben und dann Punktlandung mit der Türklingel.

Andere Leute laufen  Marathon um genau dieses befriedigende Gefühl beim Zieleinlauf zu haben. 

Ich freu mich schon auf den übernächsten Donnerstag.



2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Was gibt es denn morgen zu essen ?

fragt der W.

Kühles Blondes hat gesagt…

Honiglachs mit Chilli.
Immer schön süss-sauer.