Dienstag, November 21, 2006

Krankenbesuch

Eine Bekannte muß nächste Woche ins Krankenhaus. Ich würde sie ja gern besuchen, muß jetzt aber wirklich langsam zusehen, daß ich dann auch was habe. Ich bin viel zu gesund. Auch wenn ich mich morgens theatralisch, laut und etwas krampfig meiner Lungentoilette hingebe, muß ich wohl einsehen, daß die Husterei weniger etwas mit dramatischen Viren, Bakterien und Tuberkeln zu tun hat, sondern mehr mit den Zigaretten, die ich am Vorabend dort hineinpfiff. In diesen Momenten bekomme ich immer diese wirklich verrückte Idee, daß man damit ja auch eigentlich mal mit der Qualmerei aufhören könnte. Wenn sich diese Idee durchsetzt, werde ich dieses Blog umbenennen in "Tagebuch einer aktuellen Verfettung". Beim letzten Mal griff ich nach 13 Kilos wieder zu einer Zigarette. Ich wollte doch lieber stehend und hustend in die Kiste springen, als rülpsend hineinzurollen.

Doch zurück zu den Krankenbetten. Es gehört sich nicht, Krankenbesuche zu erledigen, ohne selbst anständig herumzujammern. Glaube ich. Als ich selbst ein paar Wochen fluchtunfähig im Krankenhaus verbrachte, weil jemand der Meinung war, daß es mir deutlich besser gehen würde, wenn er mich einmal durchsägt, was erstaunlicherweise auch der Fall war, habe ich mit meinen Zimmerkolleginnen vormittags schon Wetten abgeschlossen, welche kleinen Zipperlein heute an unseren Betten sitzen werden.

Petra gewann meistens, weil ihre Schwiegermutter oft auftauchte. Die Schwiegermutter hatte immer einen schlimmen Fuß. Solche Schmerzen. Eigentlich handelte es sich um einen eingewachsenen Zehennagel, den sie auch großzügig präsentierte, aber die Schmerzen kann sich natürlich keiner vorstellen. Petra schaffte es ja wenigstens noch, trotz ihres Bandscheibenvorfalles das Bett zu verlassen. Das kann ja gar nicht so schlimm sein. Mutti müßte hier liegen. So nach der reinen Schmerzskala. Renate bekam hin und wieder Besuch von ihrer Nachbarin. Einem Knie. Wir ließen Rückenschmerzen, Magenprobleme, Kopfschmerzen, Ellenbogenprobleme und den fraulichen Kram staunend an uns vorbeiprozessieren und wer die meisten Treffer verzeichnen konnte, durfte abends das Fernsehprogramm bestimmen. Das lockert den etwas langweiligen Krankenhausaufenthalt, der davon bestimmt ist, zu unglaublichen Zeiten essen zu müssen und ansonsten auf das Drogentaxi zu warten, auf.

Wer im Krankenhaus liegend das Leid der Welt anhören muß, vergißt kurzum, selbst ein wenig zu leiden.

Na gut, wenn ich mir bis nächste Woche keine anständige Krankheit zuzulegen vermag, kann ich ja noch zur zweiten weitverbreiteten Geheimwaffe der Krankenbetthocker greifen: Was du hast, ja, das ist wirklich schlimm, aber ich hatte ja mal was, da war sogar der Arzt ratlos.

Und jetzt noch das Highlight aus der morgendlichen Teleshoppingbeschallung:

"Eine Frau mit Pinsel sieht wunderschön aus".

Glaub ich nicht.

3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Hallo, seit einiger Zeit lese ich Dein blog mit Vergnügen mit. Deine Schilderungen sind herrlich ehrlich. Eines muss ich Dir aber mal ernsthaft sagen: Rauchen aufhören lohnt immer, auch wenn es einige Kilo kostet. Du weisst ja, "immer schön griffig bleiben!"

Anonym hat gesagt…

Komisch, Gesundheit scheint ein Thema im Blog zu sein, dass nicht wirklich viele Kommentare auslöst....ob's das schlechte Gewissen ist??? Ich rauche zwar nicht und habe eigentlich auch nicht wirklich Gewichtsprobleme, aber das eine oder andere liesse sich schon noch "gesundheitstechnisch" verbessern ;-)

Kühles Blondes hat gesagt…

mike, genau, ein ganz heißes eisen. die leser sind geplättet *g

nicola, danke, das vergnügen ist gegenseitig. aber griffig bin ich schon als raucher. höre ich auf, werde ich wohl eher schwammig :).