Freitag, November 17, 2006

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Ich schlafe gern. Gern und viel. Leider überkommt mich das Bedürfnis in einer ausgeprägten Intensität zumeist morgens, nachdem der Wecker geklingelt hat.

Zunächst klingelt also des Morges der Wecker. Es handelt sich dabei um mein Telefongerät, aus welchem Nana Mouskouri "Guten Moorgen, guten Moorgen, guten Morgen Sonnenschein" brüllt. Meistens kommt sie nur bis "Guten Mooo..", dann hab ich sie schon im Halbschlaf abgewürgt. Das macht sie in entnervender Art und Weise alle neun Minuten, bis ich sie hasse. "Blödes Weib", schimpfe ich. "Laß mich doch in Ruhe schlafen. Geh weg." Doch sie läßt es sich gefallen. Wirklich langmütig die Dame. Aber ich laß es mir zähneknirschend auch gefallen. Ich kann nämlich länger.

So liege ich dann extra noch ein wenig grummelnd herum, aus Trotz, obwohl ich schon längst nicht mehr müde bin, bis auf einmal mein anderes Telefon klingelt. Jetzt müssen andere Saiten aufgezogen werden. Sofort stehe ich in GI-Manier, Pantoffeln bei Fuß, aufrecht vor dem Bett und brülle "Sir, yes, Sir" in den Hörer. Denn ich weiß, am anderen Ende sitzt mein persönlicher Drill-Sergant, der mich mit verbalen Wassereimern übergießen wird, wenn ich müde herumnödel. Naja gut, meistens ist es dann doch eher ein kurzes, nettes Telefonat, welches - je nach Müdigkeitsgrad - noch von einem Kontrollanruf, ob ich nach dem Anruf wieder in die Laken gekippt bin oder tatsächlich aufstand, gefolgt wird. Leider ist dieses Mißtrauen das eine oder andere Mal durchaus angebracht.

Ich möchte nämlich schon gerne einmal vor zehn Uhr die Bank erreichen. Und wenn ich das nicht alleine schaffe, brauche ich Hilfe. Um Hilfe muß man Bitten. Das kostet manchmal Überwindung, ist aber lohnenswert. Danke Langer, an dieser Stelle, für Deinen selbstlosen Service.

So habe ich es in der vergangenen Zeit durchaus schon das eine oder andere Mal geschafft, bereits gegen halb neun oder sogar schon früher das Haus - stolz wie Oskar - zu verlassen.

Die Welt sieht vor halb zehn anders aus. In der Hauptverkehrszeit U-Bahn zu fahren, ist für mich ein völlig neues Erlebnis. Es ist voll. Sehr voll. Manchmal muß ich stehen, was meiner Laune nicht unbedingt zuträglich ist. Fremder Leute Hintern reiben sich an meinem, nasse Jacken dünsten fünf Zentimeter vor meiner Nase vor sich hin wie alte Schafe und müde Gesichter atmen mir ihr ungehemmt ihr gestriges Tsaziki ins Gesicht.

Wer früh wieder zu Hause sein will, muß leiden. Das habe ich jetzt begriffen.

Das Leben ist nun mal kein Picknick und wir leben nicht auf nem Ponyhof. Und die erstaunten Gesichter der Kollegen, gefolgt von dem ostentativen Blick zur Uhr, erbauen mich. Dafür lasse ich mich auch gerne ein wenig vollstinken.

Oh mist, ich muß los.

7 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

wenn man sich deine posting zeiten ansieht, könnte man den eindruck gewinnen, dass du mitunter vier stunden brauchst, um vom bett in die bank zu kommen. naja, langsamkeit hat auch seine vorzüge. vielleicht hast du dich von nadolnys "die entdeckung der langsamkeit" inspirieren lassen?

Anonym hat gesagt…

Was bin ich froh, dass ich erst ab 10 Uni hab' dieses Semester... Komme nämlich auch so gar nicht mehr aus dem Bett, ich frag' mich echt, wie das mal um sechs ging... Den Weckdienst hab' ich dann meistens doch nur für die Klausuren in Anspruch genommen, da ist meine Mutter sogar extra wegen mir mal samstags um 6 aufgestanden, nur um mich anzurufen, ob ich auch wach bin...

Kühles Blondes hat gesagt…

lube... du hast es getroffen. aber wer ost nadolny? (wenn man auf der tastatur einen nach rechts verrutscht, heißt er übrigens msfpömx)

Der_grosse_Transzendentale_Steini hat gesagt…

Mein Steuerberater sagt immer "Was vor 10 Uhr auf der Straße ist, ist Gesocks!" Solche Sprüche kommen mir immer gelegen. Bine, wir sind halt Eulen und leiden darunter, dass die verdammte Welt um uns rum von Lerchen regiert wird.

Anonym hat gesagt…

Das Leben ist eben kein Ankreuzfrühstück .... oder kein Wunschkonzert... ich habe mir jetzt einen Radiowecker mit CD angeschafft, der jetzt morgens coole Chillout-Musik trällert. Wenigstens etwas..

Saurierfrau hat gesagt…

Hmpf... ich bin bloss aufm Land immer müde. In der Großstadt lässt mein Schlafbedürfnis merkwürdigerweise nach, dafür muss ich ständig essen.

Macht Schlafen dick? Gibt es Schlankwachen? So in der Art von Mahnwachen..? Man kann entweder schlafen oder essen. Vielleicht Müsli statt Mouskouri?!

Anonym hat gesagt…

Ich kann diese ganze Aufregung gar nicht verstehen. "Der frühe Vogel fängt den Wurm"... das mag ja sein und ich gönn's ihm auch, denn ich mag gar keine Würmer. Aber jetzt mal ehrlich: warum willst Du überhaupt früh zuhause sein ? Das Leben fängt doch eh erst ab 20:00 an. Frühestens. Darum stehe ich sehr, sehr ungern vor 10:00 auf. Lieber später. Da bin ich dann auch noch um 02:00 fit.