Sonntag, Juni 02, 2013

Endlich da!

Birgit hat Knie. "Dicke Knie" meint sie grad. Weniger vom Wuchs, als mehr vom konzentrierten im-Schneidersitz-auf-dem-Bett-sitzen und Routen auf Karten verfolgen. Sicherlich auch ein wenig von dem Extremspaziertag  durch Reykjavik, unterbrochen von kleineren Kaffeepausen, Rotweinpausen, Rumsitzpausen und Fotografierpausen. Klingt, als hätten wir nur Pause gemacht, aber nachdem wir ungefähr zehn übertriebene Kilometer vom Hotel in die Stadt wanderten, hatten wir uns die ganzen vielen schönen Pausen in der Hauptstraße und Bankenstrasse und bei der Hafenharfe verdient.

Aber von vorne.  Heute früh, um unchristlichen 04.50 Uhr bekam ich den ersten Weckruf, damit ich auch ja den Flieger nicht verpasse, habe ich doch so furchtbar Angst vor Herrn Murphy, der immer dann zuschlägt, wenn man es nicht erwartet. Der nächste Kontrollanruf der nächsten Freundin folgte um fünf und um halb sechs klingelte das bestellte Taxi. Bar jedes Baren fragte ich den Fahrer zunächst, ob sein Kreditkartending auch funktioniere, was er fälschlicherweise bejahte. Damit war Murphy erfolgreich für heute abgearbeitet. Birgit besaß zum Glück Geld und war auch schon da.

Kurz zückten wir noch bei der Durchsage, dass der Besitzer des herrenlosen Gepäckstückes dieses umgehend aufsuchen solle, ein Bombenalarm hätte uns nicht ins Konzept gepasst, aber dann blieben Terroristen aus und wir konnten beruhigt starten.

Icelandair hat eine tolle Beinfreiheit, ansonsten ist das Fluggerät etwas abgestoßen und in die Jahre gekommen. Aber ich will da ja nicht einziehen, sondern nur von A nach B. Und sie haben da 0,33 Getränkedosen, nicht so ein Puppenservice, wie die sonst frequentierten Linien. Ich erinner mich noch mit Grauen an einen Lufthansaflug nach New York, auf dem ich glaubte, verdursten zu müssen, bis mir auf mein Gejammer eine Stewardess endlich eine Halbliterflasche aus dem Angestelltenfundus übergab. In sechs Stunden nehme ich normalerweise deutlich mehr Flüssigkeit zu mir und selbst danach war ich fast tot.

Zurück nach Island. Der Flug war so schnell und offensichtlich kurzweilig, dass wir beide - zwei Uhrenverweigerer - recht lange rätselten, über welche Insel wir grad fliegen, so anderthalb Flugstunden vor Island, bis schließlich die baldige Landung angekündigt wurde. Da war ja wirklich nicht mit zu rechnen, dass wir so schnell ankommen.

Das Auto war schnell geholt, ein Auris mit grad mal 1900 km auf der Uhr, und ruckzuck waren wir schon in Reykjavik. Die Landschaft von dem Flughafen in Keflavik bis nach Reykjavik kann mit gutem Gewissen als "durchschnittlich karg" bis "etwas öde" bezeichnet werden.  Mit ein paar Highlights. Wir hatten einige erbauliche Minuten mit der Vorstellung, von dieser Gegend zweitausend Fotos zu schießen und damit für unsere Freunde einen Diaabend zu gestalten. Die schönen Bilder hätten wir für uns behalten, um nicht daran Schuld zu sein, dass die Touristenmenge zu stark steigt und aus Island Malle zwo macht.

Die geht übrigens, die Touristenmenge. Zumindest heute in der Stadt. Wie das morgen auf dem "goldenen Zirkel" aussieht, werden wir berichten.

In der Stadt selbst hat man das Gefühl, sich in einem Konzentrat aus Skandinavien, einem aufbauschwachen Ort in Ostdeutschland, Kühlungsborn, Mainzer Neustadt, Disneyland und Berlin zu befinden.  Schwer zu beschreiben. Allerdings, abgesehen von dem Weg am Wasser entlang, der Harpa, dem Hafen und  der Fußgängerzone haben wir noch gar nicht viel gesehen. Ich glaub, da kommt noch so einiges auf uns zu.

Die Harpa, die neue Konzerthalle im Hafen,  ist übrigens ein Paradies für jeden Fotografen mit Lust auf Geometrie und Formenspie(ge)l. Toll!

Die Luft ist klar und sauber und windig. Das kennen wir - bis auf "klar" - ja. Insgesamt ein wenig wie zu Haus in ganz anders.

Jetzt sitze ich vor den Hotelzimmerfenstern und Blicke auf den Kirchturm, den um 21.00 Uhr strahlend hellen Himmel mit dem Wechselweisewetter und freue mich bei einem Gläschen Whisky, während die etwas kaputte Birgit schon sanft entschlummerte.

Ich freu mich auf morgen.



1 Kommentar :

Der Lange hat gesagt…

So so, du gehst also fremd! Das werde ich gleich mal dem Drillsergeant a.D. zutragen! pffffff!

Ich wünsche euch eine tolle Zeit!!!!!