Mittwoch, Juni 12, 2013

Höfn

Ich sitze auf der Terrasse unseres Gästehauses "Arnanes", bin frisch ermattet und gestärkt von meinem täglichen Schwimmgang, heute in Höfn und schaue direkt auf zumindest einen Teil des Vatnajökull, welcher, wie Ihr natürlich alle wisst, ein ziemlich großer Gletscher ist. Birgit hält ein kleines Nachmittagsschläfchen und außer ein wenig Vogelgeschrei und dem lauschigen Gehämmer des Gästehausgastgebers, der irgendetwas zu reparieren hat, höre ich kaum etwas.

Die Schwimmbäder auf Island sind recht breit gestreut, eigentlich hat jede Stadt mit mehr als zehn Häusern eines, und sämtlich geheizt. Nur falls Ihr Euch gefragt haben solltet, warum ich die Fostköttelei an den Nagel gehängt habe. Gefroren wird hier nur ein kurzes Stück von der Umkleidekabine bis ins Becken. Und nach getaner sportlicher Betätigung kommt dann das Beste...der Gang in einen der HotPots, welche wahlweise ca. 38 Grad, 40 Grad oder gar 44 Grad hat. Darin lässt man sich dann noch ein wenig die Muskeln weichkochen und ist dann wieder fit fürs Neues.

Die Isländer an sich sollen ja ein eher eigensinniges Völkchen sein, mit einer Unlust auf Vorschriften. In den Badeanstalten gelten aber durchaus geschriebene Vorschriften, die auch befolgt werden müssen. Man hat sich nämlich vor dem Schwimmgang ohne Badebekleidung mit Seife an sechs genau definierten Körperstellen zu waschen. Erst dann darf das Bad, dann natürlich bekleidet, betreten werden.

Und natürlich die Geschwindigkeitsbegrenzung. Auch das scheint ja eine Regel ohne Ausnahme zu sein. 

Gestern waren wir bei den Elfen. Hier nämlich soll ihre Königin residieren:


Aber ich war nicht zu Hause. Es war auch viel zu kühl um rauszugehen. Ich ließ mich also von Birgit durch die Lande kutschieren und bestaunte diese wie jeden Tag aufs neue. Hier auf Island hat man Herr der Ringe live, kann die Mondlandung nachspielen, hat mehr Wasserfälle als Venedig Brücken und jedes Mal, wenn man um die nächste Ecke biegt und dachte, man hat schon alles gesehen, kommt der nächste Hammer. So wie jetzt der Gletscher und auf der Herfahrt schon die schwarzen Strände. Außerdem hatte ich im Hafen von Höfn ein ausgezeichnetes Fish-Stew. Essen tun wir ja auch. Allerdings haben wir bislang einen Bogen um den Gammelhai gemacht. Hier in Arnanes haben sie das Zeug auch auf der Karte und ich hoffe, jemanden von Weitem dabei beobachten zu können, um über das Verzehrgesicht Rückschlüsse auf den Geschmack ziehen zu können.

Auch wenn das nicht wirklich maßgeblich sein dürfte. Als ich die frisch gefangene Jakobsmuschel direkt aus der Schale gegessen habe, war mein Gesicht auch nicht in froher Erwartung lachend, sondern mutete eher an, als wäre ich wieder jung und konfrontiert mit der alten Regenwurmessmutprobe. Ja, so hat sich das auch angefühlt, auch wenn der Geschmack schon deutlich besser war. Hätte mir das Teil auf einem Sushi-Teller gelegen und hätte ich nicht dabei zusehen müssen, wie ihm der Fischer zuvor das ganze unessbare Zeug wegschnitt, hätte ich es sicher auch mit Hochgenuss verspeist.

Ich bin übrigens sicher, dass das Tier tot war. Ich hoffe nämlich, dass ich, wenn man mich mal von allem Gedärm befreit, auch tot bin.


Als wir die Jakobsmuscheltour gemacht hatten,hatte ich übrigens Gelegenheit, meine neue Kamera mal hinsichtlich ihres Zooms zu testen. 

Diese Kormorane hier


waren eigentlich so weit weg:


Das ist schon ein ganz schöner Klops, was? Abgesehen davon, dass ich brütende Kormorane und jede Menge Puffins


Seemöven 


...Huch...


...Seemöven, Seeschwalben und allerlei mehr gesehen hab. Uns Seesterne, Seeigel,und Muscheln, Muscheln, Muscheln.


Ich glaub, der beeindruckendste  Wasserfall, den ich hier bislang gesehen habe, ist der Dettifoss. Die anderen stehen ihm nicht weit nach, aber der hatte was, abgesehen davon, dass man über Schneefelder erst einmal zu ihm hinlaufen muss...


Der nebelte noch so weit, dass man ruckzuck klatschnass war. 


Aber weil das Wetter so toll war, waren wir ebenso zuck wieder trocken.

Obgleich, was red ich...natürlich mindestens so beeindruckend ist der Godafoss, der Wasserfall der Götter:


Oder der Hengifoss, der praktisch direkt an der Strasse liegt, mit einem Bergziegenaufstieg, wie ich ihn mag. Allerdings kam ich nicht ganz hoch, weil eine Brücke so überschwemmt war, dass ich mich nicht traute, diese zu überqueren.


Das ist der herangezoomte obere Teil.

Und hier ein paar Eindrücke des Aufstieges.



Und schließlich die Brücke


Nun denn. Nicht, dass Ihr glaubt, hier gäbs nur Wasserfälle. Es gibt auch kochende Matschlöcher, die äußerst kuhstallig riechen


Und Mondlandschaften.


Und einen leeren Stausee haben wir auch besucht



So, ich glaub, das reicht erstmal wieder. 

Übrigens, als ich heute morgen noch einmal in Egilstadir beim Hallenbad vorbeifuhr, damit sie mir meine Sonnenbrille wiedergeben, die ich dort vergessen hatte, hätten sie mit doch eigentlich selbständig auch meine Badelatschen wiedergeben können, deren Fehlen hab ich nämlich erst hier gemerkt. Wenn ich Glück hab, lass ich meinen Arsch auch irgendwo auf Island liegen. 

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