Donnerstag, Mai 03, 2007

Polare Überlegungen

Es ist Mai. Es ist grün. Die Bäume schlagen schon seit geraumer Zeit aus und die Sonne scheint, als würde sie jetzt schnell noch Energie verpulvern wollen, bevor der Lauf der Zeit die nächste Eiszeit einläutet. So wie das Eisauto täglich abends um kurz vor neun in meiner Straße. Bloß in groß.

Heute Morgen kam es wieder im Radio: die Pole schmelzen viel schneller als man ursprünglich annahm. Das spricht zwar eigentlich gegen eine kommende Eiszeit, ist aber nicht minder dramatisch. Das ist nämlich ziemlich viel Eis. Und ziemlich viel Eis was schmilzt, macht ziemlich viel Wasser. Und das muß irgendwo hin. Dann hat sich was mit Sylt irgendwann.

Aber ist wirklich das Wasser das Schlimme? Wenn wir uns jetzt aber mal an den Physikunterricht erinnern, könnte es doch sein, es gar nicht so schlimm wird. Wie ist das mit der Masse? Ist euch schon mal der Deckel einer Tupperschüssel hochgetaut? Nein, nicht wahr? Deckel frieren auf weil das Eis mehr Raum einnimmt als die Flüssigkeit vorher. Das Eis am Pol sieht doch viel mehr aus als es eigentlich Wasser ist.

Glaube ich zumindest. Ich bin Bankangestellte und kein Physiker. Und erst recht kein Eiszeitler. Aber egal wie, ich hoffe dennoch, dass es schon noch ein wenig dauern wird mit den Polkappen. Wenn ich mal überlege, wie lange ich mit einem Föhn an einem zugefrorenen Kühlschrank herumtaue, glaube ich, daß man sich schon noch so einzwei Jahre entspannt zurücklehnen kann ohne auch nur eine Schüssel unter den Pol stellen zu müssen.

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, was ich mit diesen Polschmelzinformationen anfangen soll. Klar. Klimawandel. Erderwärmung. Das ist alles furchtbar aber ich habe keine Ahnung, was ich dagegen machen soll. Soweit ich weiß, gibt es schon längst kaum noch FCKW. Ich mach das Fenster nicht auf wenn ich heize. Ich zünde keine Autoreifen an, ich kann die argentinischen Rinder nicht am pupsen hindern, ich fahre kein Auto, ich bemühe mich, möglichst wenig Hygienetextilien ins Klo zu werfen, ich benutze Leinenbeutel zum Einkaufen wenn ich dran denke, ich kippe weder Farben noch Lacke ins Grundwasser und habe auch noch kein Altöl verklappt…

Oh Scheiße, jetzt hab ich es: Ich benutze Weichspüler. Ich Umweltsau. Nur weil ich eitles Stück gerne gut dufte, entziehe ich den Eisbären ihren Lebensraum.

Ich hab vergessen, was an Weichspüler so schlimm ist und welche Auswirkungen es auf die Umwelt hat. Ich weiss nicht einmal, ob ich es je wusste. Macht aber nix. Als ich noch klein war, glaubte man den Erwachsenen. Und in meiner Jugend hatten alle noch Atomkraft-Nein-Danke-Buttons, strickten sich ihre kratzigen Pullover selbst und der Gebrauch von Weichspüler stand sozusagen unter Todesstrafe. Weichspüler in die Waschmaschine zu kippen stand in der Schlimm-Liga ungefähr auf einer Höhe mit dem tottreten von süßen kuscheligen kleinen Tieren.

Na gut. Wenn es den Eisbären hilft, stell ich das Zeug jetzt eben nach ganz hinten in den Schrank. Kann niemand behaupten, dass an meiner Generation die Erziehung zu ökologischem Bewusstsein versäumt wurde.

Und meine Haare laß ich jetzt immer lufttrocknen.

7 Kommentare :

schimi hat gesagt…

Jahrelang eine alte Karre ohne vernünftige Abgasreinigung fahren, PC den ganzen Tag laufen lassen,
schön mit dem Billigflieger fürs Wochenende an den Bosporus, statt mit dem Fahrrad nach McPom, aber nicht wissen was man tun kann...

Anonym hat gesagt…

Ernstes Thema, aber so wie es momentan behandelt wird, kann man nur den Kopf schütteln...

Jeder schreit und zeigt anklagend mit dem Finger auf den bösen Nachbarn, der Weichspüler und normale Glühbirnen benutzt... aber wenn's dann heißt, dass die ganze Fliegerei die Umwelt kaputt macht und wir das Auto stehen lassen sollen... dann ziehen alle ganz schnell den Kopf ein.

Ich nehme übrigens immer noch Weichspüler und ohne meinen Fön kann ich nicht leben. ;-) Aber im kleinen Rahmen versuch ich trotzdem, ein "ökologisch wertvoller Mensch" zu sein...

Und was sagt Mr. Bush dazu?

Nach mir die Sinnflut...

Anonym hat gesagt…

Gute Überlegung.
Wenn nur das Eis, das auf dem Wasser schwimmt, schmilzt, wie es beim Nordpol der Fall ist, ändert sich am Pegel in Sylt nichts.
Anders sieht es am Südpol aus. Dort liegt die Eismasse auf dem Festland und würde schmelzender Weise die Holländer in die Alpen treiben (im Wohnmobil).

Anonym hat gesagt…

Jetzt mal Ernst beiseite:
momentan hast Du ja eh nicht so viele Haare zum fönen, nach dem Extrem-Haarelassen... apropos, ist das vielfach gewünschte Bild davon noch nicht verfügbar?

Und wenn wir Schweizer dann endlich direkt am Meer wohnen, merken vielleicht auch die Amis, dass man früher hätte eingreifen müssen... hoffen wir auf Hillary!

Kühles Blondes hat gesagt…

tja schimi, du hast ja recht. ich tu jetzt mal was für die umwelt und kaufe mir auch einen z3 *g...

sisou, ökologisch wertvoll bin ich auch. noch ist nichts in oder an mir, was nicht biologisch abbaubar ist :)

lapsus, das wär doch mal ein ansatz für die autoindustrie, amphibienwohnmobile mit schneeketten.

mahort, ich hab auch schon die befürchtung, daß die haare schon nachgewachsen sind, wenn ich die fotos bekomme. nächster hoffnungstermin ist sonntag.

Sylke Saischowa hat gesagt…

"Wenn ich mal überlege, wie lange ich mit einem Föhn an einem zugefrorenen Kühlschrank herumtaue, glaube ich, daß man sich schon noch so einzwei Jahre entspannt zurücklehnen kann..." Über diesen Satz amüsiere ich mich immer noch köstlich*ggg*!

Anonym hat gesagt…

Hm. Natürlich ist es so, daß dieses Thema zur Zeit so gehypet wird, wie vor Jahren saurer Regen und Waldsterben. Heute spricht darüber keine Sau mehr. Obwohl das Problem genau so existiert wie vor Jahren. Das ist unser tatsächliches Provlem in der Informationsgesellschaft, daß auch wichtige Themen todgelabert werden, bis sie keiner mehr hören kann. Leider finde ich das Thema Klimaveränderung zu ernst, um darüber herzulästern. Wenn auch nur die Hälfte dessen stimmt, was Wissenschaftler darüber denken, dann werden wir auch hier in Deutschland ein fettes Problem bekommen. Nicht heute, nicht morgen, aber in greifbarer Zeit. Ökologisch, ökonomisch und sozial. Hinter einer umfassenden Veränderung des Weltklimas stecken nämlich umfassende Veränderungen im sozialen Gefüge der Erde. Aber vielleicht ist das ja eines der Theman, über die wir uns morgen in Ruhe unterhalten können ;-)