Dienstag, Oktober 17, 2006

Sonntagnachmittags

Ich schau ja gern meiner Waschmaschine beim arbeiten zu. Wenn ich grade sonst nichts anderes zu tun habe und auch im Fernsehen nichts läuft, was irgendwie stimulierend auf meine Gehirnzellen wirkt. Und ich bin da eigentlich wirklich nicht anspruchsvoll. Abgesehen von "das Geständnis", so es das immer noch gibt und dieser GZSZ-Scheiße und den ganzen anderen ähnlichen Formaten, laß ich mich von so ziemlich allem gutmütig berieseln, was da so verbrochen wurde.

Aber, wenn der Fernsehschirm nur Testbildqualitäten auswirft, ist in meiner Waschmaschine deutlich mehr los. Man kann die Trommellbilder genießen, indem man sich einfach mit hypnotischem Blick davorsetzt und seine Gedanken meditativ fließen lässt. Am Ende hat man tatsächlich auch noch etwas für seine geistige Gesundheit getan. Meditieren soll ja gesund sein.

Als ich noch jung war und offen für alles, habe ich mich unter anderem dann und wann auch mit dem gruppendynamischen Besuch irgendwelcher Kulturinitiativetreffen erfreut. Diese fanden stets auf einer Burg in Hessen statt und man konnte herrlich destruktiv mit Waldorflehrern über irgendwelchen Unfug diskutieren, sich abends heimlich die Weinflaschen im Kaminzimmer reinzimmern und Meditationsworkshops sprengen.

Nein, das war keine Absicht. Ich wußte damals noch nicht, daß ich zwangsläufig aufsteigende Heiterkeit bekämpfen muß, wenn ich mit einer Horde bunt zusammengewürfelter Menschen mit merkwürdigen Klamotten in Taschenmesserhaltung in einem Raum stehen muß, um dann ganz bewußt einzuatmen, mich dabei aufzurichten, und dann die eingesaugte Luft mittels eines lauten AAA-OOOO-UUUUU-HHH wieder hinauszulassen und dabei wieder wie eine fallengelassene Marionette in mich zusammensinken soll.

Die Vorstellung, ähnliche Übungen anschließend im Wald, wo auch normale Leute spazierengehen, durchzuführen, ließ mich so lachen, daß ich mich von dem entspannenden Effekt immer weiter entfernte, weil ich einen unglaublichen Muskelkater im Bauch bekam.

Da ging ich doch lieber zum Märchenerzählerworkshop, nicht, weil ich mir gerne Märchen ausdenke um diese dann mittels gesamtem Körpereinsatz zu erzählen, sondern weil ein paar frühkindliche Zellen von mir dabei gern zuhören. Irgendwann widerstand ich auch dem Drang, mich auf den Boden zu legen und am Daumen zu lutschen. Alles was einen weiterbringt, ist gut. Jetzt müßte ich mir nur noch abgewöhnen, beim Vorlesen ständig einzuschlafen. Doch mir liest ja keiner mehr vor.

Aber zurück zu meiner Waschmaschine. Wenn die Zeit nicht geeignet ist, um entspannt und apathisch vor der Trommel zu sitzen und sich einfach durch die Eintönigkeit noch mehr beruhigen zu lassen, als man eh schon ist, kann man auch einzelne Kleidungsstücke fokussieren und raten, wann sie das nächste mal vorne an der Glasscheibe auftauchen. Man kann eine rote Socke mit in die Weißwäsche stecken und beobachten, wie sich der gesamte Trommelinhalt langsam aber sicher rosa verfärbt. Was ein Spaß.

So kriegt man einen regnerischen Nachmittag gut rum.

Um einen ähnlichen Effekt zu erzielen und dabei noch mehr Sinne anzusprechen, backe man einen Kuchen. Dann rutsche man auf dem Fußboden einen Meter nach rechts, drehe sich um, und beobachte den Teigbatzen, wie er sich langsam in einen Kuchen verwandelt. Wie er aufgeht, ich bräunt und teuflisch gut riecht. Das hat was von Naturfilmen im Zeitraffer, wenn man beobachten kann, wie eine Pflanze wächst und aufblüht.

Ich werde in nächster Zeit viel Kuchen backen müssen, obwohl ich kaum welchen esse. Meine Waschmaschine ist nämlich kaputt.

Möchtet ihr ein Stück?

6 Kommentare :

Singamoebe hat gesagt…

Kuchen? Ich bin dabei ;)

Anonym hat gesagt…

aber hallo! in dir schlummern ja ungeahnte talente. davon wußte ich gar nichts. wann darf ich vorbeikommen?

lorretti hat gesagt…

nehme auch gerne das eine oder andere stückchen ...

Anonym hat gesagt…

Das erklärt Deine Aussage von neulich im nachhinein: "Alles dreht sich".

oldmarty hat gesagt…

hab ich was von Kuchen gelesen? .. wie und wo und wann?


jetzt weiss ich was dich so jung hält .. :)

Anonym hat gesagt…

Mmmmhhh, und Weihnachten steht ja auch schon bald vor der Tür; das kann man garnicht früh genug beginnen Plätzchen, Linzer Torte, Spekulatius....und alle die leckeren Sachen zu backen. Schick' mal ein Care-Paket in den Süden der Republik ;-)!!