Donnerstag, August 16, 2007

Eisenhowerprinzip, falsch verstanden

Letztens besuchte ich ein Seminar zum Thema Selbstmanagement. Das war hübsch. Ob es jetzt besonders gefruchtet hat, weiß ich nicht, ich geh morgens immer noch zu spät aus dem Haus und muß länger arbeiten als ich eigentlich will, ich bügel nach wie vor nicht, bevor ich meine Klamotten in den Schrank hänge und erledige weiterhin meinen Kram dergestalt, daß ich alles so lange liegenlasse, bis auch die unwichtigste Aufgabe mit einem Mal dringend und von höchster Priorität ist. Da könnte ich laut diesem Seminar mal dran arbeiten.

Ein Beispiel:

Wenn ich noch fünf Rollen Klopapier im Schrank habe, bin ich ja sowas von entspannt. Bei drei Rollen lege ich kurz den Kopf schief und freue mich darüber, daß ich beim letzten großen Klopapierkauf das Zwölferpack genommen habe, obwohl ich doch sonst meist die teuren Kleinpackungen nehme, weil niemand gern mit diesem unhandlichen Paket fürs Rückwärtige unterm Arm durch die Gegend läuft. Wenn ich die vorletzte Rolle aus dem Schrank nehme, notiere ich im Geiste "Klopapier kaufen". Und ab da wirds spannend. Das Thema "Klopapier" schiebt sich langsam aber sicher in den Fokus meiner Aufmerksamkeit.

Wenn ich die letzte Rolle greife, nehme ich mir fest vor, heute einzukaufen. Was ich natürlich nie sofort mache. Im Gegenteil. Ich beginne zu spielen. Ich entwickel mit einem Mal einen Ehrgeiz, die letzte Rolle so lange halten zu lassen wie möglich. Ich werde geizig. Als wäre diese Rolle etwas besonders Wertvolles, sozusagen das letzte Stück von etwas, was einem besonders lieb war. Was man sich bis zum Schluß aufhebt. Mit besorgtem Blick muster ich den Klopapierherbst, die schwindenden Blätter. Ich nehme mir fest vor, mich nicht in ungünstige Situationen zu bringen, und komme trotzdem abends ohne neues Papier heim.

Wenn alles schiefgeht, bekomme ich auch noch Besuch. Also einen von den Besuchen, die sich aus Klopapier Fausthandschuhe basteln und eine halbe Rolle pro Gang verbrauchen. Dann wird es richtig spannend. Da kann man mich schon einmal auf dem Sofa sitzen und Daumen drücken sehen, daß die Rolle noch durchält und reicht, damit mich mein Besuch nicht auf eine neue Rolle ansprechen muß (hier haste ein paar Taschentücher). Adrenalin pur.

Anstatt einfach rechtzeitig Neues zu kaufen. Was naheläge. Und was ich auch mache, sobald die Spannung schier unerträglich wird. Und ab da ist wieder Ruhe bis zur letzten Rolle. Da könnte man wirklich dran arbeiten. All die Energie, die verlorengeht, weil ich über schwindendes Papier nachdenke, oder sonstwie Adäquates, könnte ich sinnvoller nutzen.

Aber mal im Ernst, das möchte doch keiner. Auch wenn ich das eine oder andere Mal ein wenig langweilig daherkomme, an Energie mangelt es mir in keinster Weise. Wenn ich Energie mit Absicht nicht nutze, also aufspare, für irgendetwas, was vielleicht irgendwann mal wichtiger ist, gibts doch einen Stau. Da ist doch mit einem Mal Überspannung. Zack, brizzel ich hier rum wie so ne alte Hochspannungsleitung und muß mich mittels Blitzen entladen.

Dann doch lieber kein Klopapier kaufen.

Man muß nur wissen, wo die eigenen Ziele liegen, dann klappts auch mit dem Selbstmanagement.

3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Das ist ja nun auch eine Frage der Sichtweise, oder? Ist das mit dem Klopapier nun schlechtes Selbstmanagement... oder Geiz? *g*

Ich habe hier zu Hause zwei Männer - nen kleinen und nen großen - die anscheinend beide aus dem Klopapier deine zitierten Fausthandschuhe basteln (Gefällt mir sehr gut, die Vorstellung. Bei passender Gelegenheit werde ich meinen Männern dieses Zitat an die Omme feuern). Dort, wo morgens noch zwei volle Rollen lagen... ist abends noch ein Fitzelchen übrig. Selbes geschieht mit der Haushaltsrolle. Am Freitag sind noch vier volle Rollen da... Sonntag abend is allet alle. Ich habe meinen Mann schon gefragt, ob er das Zeug frisst, aber er hat das abgestritten. Putzen tut er damit aber auch nicht. Dafür liegt zuviel Staub hier rum.

Bist du womöglich an unserem Haushaltrollen-Klopapier-Verschleiß Schuld?! Gibs zu, wenn du Besuch der Marke "Klopapier-Fausthandschuh" hast, dann gehst du an unsere Vorräte. :-) Vodoo? Schwarze Magie?!

Anonym hat gesagt…

Apropos: So ein schwachsinniges Selbstmanagement hatte ich in meinem Fernkurs auch. *g* Die Bearbeitung des Heftes brachte mir eine Super-Streber-Note ein... *lol* Aber mein Selbstmanagement ist weiterhin grottenschlecht. :-)

Kühles Blondes hat gesagt…

Sisou, schön wärs. Wenn ich etwas fast nie im Haus hab, sind das Küchenrollen. Die trag ich nämlich noch viel ungerner als Zwölferpacks Klopapier ;)