Donnerstag, April 26, 2007

Fliegerei

Seit langer langer Zeit flog ich das erste Mal wieder mit einem dieser typischen Urlaubsbomber. Das sind Flugzeuge, die außen völlig normal aussehen, aber innen den Eindruck erwecken, als wären sie zu heiß gewaschen worden. Sobald man sie betritt, fühlt man sich wie im Legoland in einer Puppenstubenwelt. Alles ist klein. Kleinkleinklein.

Besonders die Sitze. Die sind richtig süß. Natürlich. Je kleiner der Sitz und je dichter sie beisammenstehen, umso mehr Erholungswillige kann man in so einen Bomber reinquetschen. Ich gehöre jetzt nicht unbedingt zu den Hochgewachsenen, dennoch stoßen meine Knie an den vorderen Sitz. Mit bedenklichem Risiko. Wenn man Pech hat, und ich hatte, sitzt vor einem eines dieser unhöflichen Spielkinder, die denken „Ich habe die verstellbare Rückenlehne bezahlt, die benutz ich jetzt auch, basta!“ und brechen einem ohne Vorwarnung die Beine. Herzlichen Dank.

Dass nicht die Hälfte der Reisenden in Rollstühlen aus dem Flugzeug geschoben werden, ist mir ein Rätsel.

Wenn die Schmerzen nachlassen, beginnt der Kampf um die Armlehnen. Bei vier Armlehnen für drei Sitze, fühlt man sich ein wenig wie im Kino. Hier gilt es, wie ein Schießhund aufzupassen, dass derdiedas Nachbar irgendwann versehentlich die Ellenbogen verrückt und eine Lücke freigibt. Hier muß man sofort, aber wirklich sofort seinen eigenen Ellenbogen unauffällig hineinschieben und sich dann langsam aber sicher ausbreiten. Mit Glück steht der Nachbar nicht auf anonymen Körperkontakt und weicht immer weiter zurück.

Das ist kurzweiliger als Mensch-ärger-dich-nicht und man kann dieses Spiel während eines vierstündigen Fluges ungefähr neunhundert Mal spielen. Raumgewinn, Vorstoß, Unachtsamkeit, Rückzug. Raumgewinn, Vorstoß, Getränkelieferung, Rückzug. Undsoweiterundsofort. Langweilig wird das nicht.

Doch meckern gildet nicht. Muß ja auch bezahlt werden das Kerosin. Wer für 280 Euros eine Woche in den Urlaub fliegt, kann sich grob ausrechnen, was er für den Flug bezahlt hat. Knapp 130 Euro. Dafür kommt man ja nicht einmal mit dem Zug nach Frankfurt und zurück.

Da kann man sicher noch mehr reorganisieren und optimieren. Wenn die Fluggesellschaften jetzt analog der Deutschen Bahn lediglich das Recht auf Beförderung verkaufen würden, nicht aber das Recht auf einen Sitzplatz, könnte man NOCH MEHR Sonnenhungrige transportieren. Leute, wie wär das? Ein paar Halteschlaufen in den Gang und zack könnte man noch hundert Stehplätze etablieren. Unbequemer würde der Flug dadurch auch nicht werden. Oder Stapellagerung mit ein paar flauschigen Wolldecken im Frachtraum. Ungeahnte Möglichkeiten.

Die Getränke könnten die Reisenden unter sich weiterreichen, womit Personal- und Materialkosten gespart würden. Auf den trockenen Brötchenschwamm mit Gummikäse verzichte ich gern und Schokoriegel kann ich auch im stehen essen.

Ich mach wirklich alles mit. Unter einer Bedingung: Dass den Urlaubern verboten wird, frenetisch Beifall zu klatschen, wenn der Pilot seinen Job getan und wieder heil gelandet ist. Ich klatsch ja auch nicht, wenn mein Bus an der richtigen Haltestelle hält.

Wenn auf die blöde Klatscherei überhaupt nicht verzichtet werden kann, wäre es sinnvoller und netter, das Saftschubsenballett (die Notausgänge befinden sich hier, hier und hier) mit Aufmerksamkeit und Beifall zu bedenken. Die armen Jungs und Mädels sehen sich ja zumeist mit betont gelangweilten und ignoranten Passagieren konfrontiert, die dadurch kundtun möchten, dass sie ja sowas von Vielflieger sind und sowieso wissen wie alles geht. Gähn.

Ich passe auf und zähle zusätzlich immer die Sitzreihen bis zum Notausgang, falls ich den Weg schwimmend im dunkeln finden muß. Sicher ist sicher.

7 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

du kannst dir sicher vorstellen , wie es mir in diesen fliegenden sardinenbüchsen geht. man hat das gefühl, die kniescheibe wandert so langsam in die kniekehle.

mal was anderes: warum hast du die milbenrabenmutter sterben lassen? verhungert sein kann sie nicht!

Anonym hat gesagt…

Ich weiss ja nicht wie gross du bist. Aber bei meinen 2 Meter Körpergrösse ist die Qual erst richtig....

Anonym hat gesagt…

Schlimmer ist es, wenn man bei dem ganzen Platzmangel neben einem hockt wo eine Phobie gegen das Waschen hat.

Anonym hat gesagt…

Dein Vorschlag hat Potential ;-)

Das mit dem Weitergeben des Essens ist allerdings nix Neues, bei meinem ersten Flug (in einer Miniaturmaschine) war kein Platz für eine Stewardess, daher wurden von den Passagieren Klappkisten mit Knabberzeug etc. durchgeschoben...

Anonym hat gesagt…

Da kann der Urlaubsbeginn zu Hölle werden... allerdings.

Ich habe bisher allerdings immer den "Sonderbonus" in der Ölsardinen-Klasse bekommen...*g* Mein Mann ist knapp 2 m groß, und beim Einchecken werden wir meistens gleich gefragt, ob wir am Notausgang sitzen wollen ;-) Das ist im Vergleich zu den anderen Sitzreihen der pure Luxus. :-))

Kühles Blondes hat gesagt…

langer, ich finde keinen ansatz, aber die idee bleibt...

anonym, nur 1,68 m. du hast mein volles mitgefühl

eagle, dann muß man mit BA fliegen. die nehmen die alten stinker nicht mit :)

Sylke Saischowa hat gesagt…

*TränenausdemAugewisch*
Klasse Posting, hab so gelacht-Die Passagierstapel auf Wolldecken und die Halteschlaufen im Gang,hihi...
Aber denke mal, der muss freibleiben, falls mal "da Bruce" mit seinen Dschörmänis nekst toppmodel dort Laufstegtraining machen will.