Donnerstag, Dezember 04, 2008

Heute kann es regnen, stürmen oder schnein...

Ich habe eine Kerze für mich angezündet.

Ich habe eine Kerze für mich angezündet und Karten vor einer Blumenvase arrangiert. Doch auf den Karten sind nicht etwa Kreuze zu finden, sondern Pralinen und sowas, die Worte innendrin künden auch nicht von allzu großer Trauer und auf der Kerze ist eine Zahl mit einem albernen Spruch darunter. Und jetzt sitze ich davor und freu mich, dass ich bin. Zwar etwas älter mal wieder, doch die Zahl 38 klingt und sieht aus wie eine Runde Sache. So seh ich ja momentan auch aus, zumindest partiell, ein Alter, mit dem ich mich also völlig depressionsfrei anfreunden kann. Im Gegensatz zu meiner Figur, aber das ist heute nicht mein Thema.

Selten hatte ich beim Aufwachen an meinem Geburtstag so gute Laune wie heute.

Gestern, sozusagen im Sinkflug auf diesen Tag, der, bei aller Coolness, doch irgendwie innendrin immer etwas besonderes ist, den man natürlich auch so verstreichen lassen könnte, weil er so unwichtig ist, was man aber irgendwie doch nicht kann, ich zumindest, kaute ich so für mich auf diesen Fragen rum, die man sich in der Mitte des Lebens irgendwann stellt: Ist das okä so? War es das, was du wolltest? Ist es das, was du wolltest? Kann das so weitergehen? Gibt es noch Wünsche? Wie waren sie mal, die Wünsche?

Als ich achtzehn Jahre alt war, war ich unglaublich alt. Ich hatte klare politische und soziale Meinungen, ich war bereit für die erste Dauerwelle und fest davon überzeugt, spätestens mit 23 oder 24 Jahren Kinder zu bekommen, damit ich keine alte Mutter werde. Ich lebte in der Kleinstadt mit dem festen Wissen, irgendwann dort ein Haus zu besitzen und diese Vorstellung fühlte sich gut an. Als sich dann mit 23 diese Möglichkeit bot, der Damalige also mit entsprechenden "man-hat-nie-wieder-so-viel-Zeit-für-sein-Kind-wie-als-Student"-Ideen um die Ecke kam, war ich schon panisch drei Ecken weiter und hab mich lieber nicht mehr umgedreht. So wurde ich also keine Arztgattin. Da kann man mal sehen, wie sicher man zu seinen Lebensentwürfen mit achtzehn steht.

Mit achtundzwanzig war ich dann austherapiert, ich hatte ein paar Jahre Extremselbstfindung mit all diesen peinlichen Büchern, die sich manchmal noch in meinem Bücherschrank materialisieren, wenn andere Leute diesen durchflözen, hinter mir. Ich habe mich von vorne bis hinten kennengelernt und hatte dann schließlich keine Lust mehr darauf. Diese Innenschau kann nämlich auf Dauer auch ganz schön nervig sein. Da war ich dann mal wieder bereit für diese Vattamuttakindideen und zog mit dem seinerzeitigen Erwählten an den Stadtrand, um dort ein Nest zu bauen. Als dann die Gespräche tatsächlich in die Familienecke wanderten, nahm der seinerzeit Erwählte die Beine in die Hand und lief. So wurde ich also keine Frau Bankdirektor und mein Karmagutbösekonto war wieder ausgeglichen.

Und jetzt bin ich achtunddreissig und plane nicht mehr. Ich bin gesund, habe eine schöne Wohnung, ich habe eine reizende Familie, ich habe gute Freunde und habe einen Job mit netten Kollegen, der mir keine Bauchschmerzen verursacht.

Da kann einem schlecht werden, was? Natürlich läuft rundherum nicht immer alles rund und ich renne nicht ständig mondkuchenstrahlend durch die Gegend, was aber heute für mich keinen Grund mehr darstellt, an dieser Basis zu zweifeln.

Als in einem Selbstmanagementseminar der Trainer fragte: Wenn Sie sich vorstellen, Sie haben genau dieses Leben, welches sie heute haben, in zehn Jahren immer noch, wie fühlt sich das an? Was möchten Sie ändern? Da dachte ich: "Naja, alles in allem....ich hätte vielleicht gern einen anderen Schrank im Eßzimmer".

Ich bin schon ein zufriedenes altes Binchen. Und ich wünsche mir selbst von Herzen, dass das noch lange so bleibt. Und wenn nicht, möchte ich mich bitte daran erinnern, dass ich heute mondkuchenstrahlend mein Leben überdachte und für gut befand.

6 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Darauf: Herzlichen Glueckwunsch! Auch zum Geburtstag.

Anonym hat gesagt…

Auch von mir die besten Wünsche zum Geburtstag und fürs weitere Leben!

Noch sieht man die Torte unter den Kerzen... und falls wir am 4.12.2018 hier einen depressiven Blog zu lesen bekommen, werden wir den hier (und viele andere) hervorkramen und Dich damit wieder kurieren!

Anonym hat gesagt…

ole hat gesagt...
schoen.

theo bromin hat gesagt…

darauf einen s-teifen minzblatttee.
cheers, old luvly.
:)

Anonym hat gesagt…

Ach Küken, 38 ist doch sowieso kein Alter! Darfst du denn überhaupt schon alleine bloggen, hm? Hoffe, du hast schön gefeiert.

Many happy returns…

oldmarty hat gesagt…

Upps... da ist man mal paar Tage net on und schon wird sie 38 ;)
Dann noch dir paar Geburtstagsgrüsse aus Frankfurt senden ..hoffe du hast deinen Tag gut überstanden ;)