Dienstag, Dezember 16, 2008

Einszweidrei - einszweidrei

Als ich noch jung war, gab es dort, wo ich großgeworden bin, noch Saalfestivitäten in mehr als angemessener Zahl. Es wurde mit dem ganzen Dorf auf dem Saal geheiratet, dass es nur so eine Freude war, an Karneval gab es Faschingsbälle (Jaja, liebe Jecken, das konnten wir auch. Unter Einfluß von Asbach mit Lift ist so einiges möglich), Schützenbälle, Feuerwehrbälle, Bällebällebälle. Immer n büschn mit schickmachen und so und entweder mit Kapelle a la Heinz Strunk, oder mit Dietmar an der Orchesterorgel.

Die jungen Frauen kicherten in der Sektbar, die Jungens standen am Biertresen, die Alten hatten alles im Blick und eines zog sich durch sämtliche Veranstaltungen: Die Herren meiner Altersklasse bekam man zu 70 % nur unter Androhung von Liebesentzug nach Hinzufügung diversester alkoholischer Getränke auf die Tanzfläche. Da so eine Tanzerei im hohen Promillebereich nicht mehr so ganz die Sissyträume der Damen unterstützte, sondern eher in Richtung Sisyphusarbeit tendierte, da das Gleichgewicht für zwei gehalten werden musste, betrunkene Tänzer sind hemmungslos, haben wir damals aus Notwehr halt untereinander getanzt. Und Michaela war ein guter Herr. Tina konnte das auch ganz gut, und wenn die Herren zu fortgeschrittener Stunde anhänglicher wurden, spielte der Mann an der Orgel eh die etwas langsameren Lieder, wo man eigentlich nur ein wenig aneinandergelehnt herumstehen musste.

Was habe ich also gelernt als großes Axiom? Männer in meinem Alter tanzen nicht.

Denkste.

In diesem Jahr zeigt sich gerade in dieser Altersklasse (jetzt auch zwanzig Jahre älter) ein Trend, der mich verwirrt. Männer, die sich damals auf dem Parkplatz versteckten, weil sie auf gar keinen Fall weibisch umherhopsen wollten, rennen heute in Salsakurse, zum Tango, Standard und Latein, besuchen in Tanzschulen "offene Tanzgelegenheiten", bei uns hieß das damals "Tanztee" und ich warte schon gespannt auf den ersten, der mir erzählt, dass mittelalterliche Schreittänze das allergrößte sind.

Ist es der Rythmus, der die Herren zieht? Das sportliche Event? Die Herausforderung der Schrittfolge? Was ist es, was diesen Hype ausgelöst hat. Dirty Dancing war es nicht, der kam ja schon viel früher. Oder hat es einfach so lange gedauert, bis die Herren aus dieser Nichttanzermännlichkeit, mit der sie mich geprägt haben, herausgewachsen sind?

Ich vermute das in der Tat. Und ich vermute weiterhin eine unmittelbare Verbindung zu den allseits präsenten Kochsendungen. Früher kochte Mutti. Frauenkram. Wie tanzen. Heute kochen Laferlichter und Güngürmüs. Voll Witzigmann. Kochen, putzen und Haushaltssorge....ich halte die Emanzipation für abgeschlossen. Meinetwegen. Hauptsache, ich darf die Frau bleiben und muss weder beim Tanzen führen, noch Bohrmaschinen benutzen. Ich komm euch auch ein wenig entgegen und töte meine Spinnen selbst.

Auch im Wiegeschritt. Wenns nötig ist.

6 Kommentare :

Phil hat gesagt…

Tanzen ist die vertikale Frustration einer horizontalen Begierde ;-)

Anonym hat gesagt…

Tanzen ist erweitertes Vorspiel. So nach dem Motto „Darf ich bitten oder wollen wir erst tanzen?”

Anonym hat gesagt…

Ich erstarre ja zur Salzsäule, wenn mich jemand auf die Tanzfläche ziehen möchte - und das obwohl ich einen Anfänger - und Fortgeschrittenen Tanskurs besucht habe. Der liegt allerdings schon über 20 Jahre zurück. Da wird mir doch spontan ganz blümerant ;(

Aber irgendwie ich weiss ja auch nicht, so wirklich sexy finde ich es nicht, wenn die Herren der Schöpfung auf einmal ihre Ärsche wackelnd über die Tanzfläche schieben. Und dabei wohlmöglich noch so bescheuert ruckartig nach links und rechts glotzen mit diesem Ken-Grinsen im Gesicht. Uuuuaaaah gruselig!! Und ich kenne nur Männer mit knöchernem Hintern, die Tanzkurse besuchen ;)

Anonym hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

Tanzende Männer? Och nö. Muss ich jetzt nicht haben.

*g* Das liegt vielleicht daran, dass ich selber nicht tanzen kann und tanzen will. *blush* Wir haben damals nicht einmal den Hochzeitswalzer getanzt. Aber dennoch sind wir noch immer mehr oder weniger glücklich miteinander, ganz im Gegensatz zu vielen hochzeitstanzenden Paaren, die nun wieder getrennte Wege gehen.

Also: Tanzen wird überbewertet. ;o)

*flüster* Aber Männer die kochen können, finde ich toll. Ehrlich! Die haben mir verdammt viel voraus...:o)

Blattlaus hat gesagt…

Ich hab da ja zwei linke Beine. Selbst unter hoher zuvor von Alkohol ist da nicht wirklich was zu machen.
Ich trete mir doch selber noch auf die Füße:)
Habe meine Tanzlehrer immer zum verzweifeln gebracht.
Also lass ich es!!!!!!
Geht auch ohne!!
mußt du mal ausprobieren!!!