Donnerstag, November 15, 2007

Bibber

Jungejunge, das wird ganz schön kalt hier in Deutschlands Norden. Nach dem Piescherwinter vom letzten Jahr - doch Leute, nach Kalender war das Winter, auch wenns nur zwei Mal kurz ein wenig schneite und sich sonst die fröhlichen zehn Grad hielten - sind wir ja überhaupt nichts mehr gewöhnt. Was sich jetzt temperaturmäßig langsam eingrooved, läßt mich dann doch anfangen, etwas panisch hinten im Schrank, unterm Bett und in allen Ecken meine Mütze zu suchen. Handschuhe hatte ich auch mal. Und da war doch auch irgendwann mal ein vernünftiger Schal. Nicht nur dieser Polyesterschlauch, bei dem ich anfange Funken zu sprühen, sobald ich irgendwo anfasse. Wollpullis. Ich brauch Wollpullis. Und Strumpfhosen. Die von früher. In warm und rot und peinlich. Heute ist mir nix mehr peinlich. Heute will ich nicht frieren.

Mein morgendliches Bedürfnis nach warmer Kleidung entspricht eher dem Aufbruch einer Polarexpedition, als dem Gang zur Ubahn zur Fahrt in die Bank. Noch halb müde hier vor meinem Kaffee sitzend, wünschte ich, ich könnte ich mich so lange anziehen, bis ein großer warmer Textilball mich verhüllte und ich, mich mittels Nordic-Walking-Stöcken antreibend, zur UBahn rollen könnte. Einziges Problem: Meine Haustür. Da geh ich dann nicht mehr durch. Und Nordic-Walking-Stöcke. Die hab ich auch nicht.

Eigentlich aber schon toll, die Möglichkeit zu frieren. Und natürlich gegen dieses Frieren etwas tun zu können. Anziehen zum Beispiel. Oder? Stellt euch mal vor, es wäre andersrum. Stellt euch mal vor, ihr wäret wie die Finnen, denen man ja nachsagt, bei minus 10 Grad schließen sie vielleicht mal das Fenster und ziehen sich was an. Aber ich mutmaße, das liegt eher am Wodka. Oder Elchschnaps. Oder was immer die da trinken. Die Finnen.

Kälte kann man mit Verpackung draußen halten. Hitze nicht wirklich. Anziehen kann man fast unbegrenzt. Beim Ausziehen gibts dabei logistische Schwierigkeiten. Da ist irgendwann Schluß.

Wenn der Gefrierpunkt schon als "warm" wahrgenommen würde, dann würde man bei Kühlschranktemperaturen von acht (?) Grad schon im T-Shirt vorm Fernseher sitzen und heimlich mit dem einem Fuß die Socke vom anderen prokeln weils so warm ist, das dieser schon im eigenen Saft den Freischwimmer übt. Heimlich, weil man ja nicht als Weichpupe dastehen möchte, die ein wenig Wärme nicht erträgt. Dann gäbe es Sprüche wie: Naja, die Frauen. Die haben halt ständig warme Füße. Das liegt irgendwie an der Körperfettverteiltung. Da gibts Studien zu.

Naja. Bei zehn Grad plus hechelnd im Schatten in einem Kinderplantschbecken sitzen müssen und sich mit alten LP-Hüllen kühle Luft zufächeln, erscheint mir auf alle Fälle nicht sehr reizvoll in einem Breitengrad, der auch locker mal auf 30 hochdreht. Wahrscheinlich würde man ab 20 Grad schon anfangen, sich kühle Wohnlöcher in den Garten zu buddeln oder sich mit nasser Erde bewerfen wie die Elefanten.

Eine Lösung für Zivilisierte gäbe es auch: Man könnte nach Ägypten ziehen. Wie, da ist es noch wärmer? Neeeheee. Ich erinnere mich dunkel, daß die Ägypter den Drang verspüren, ihre Nilkreuzfahrtpassagiere tiefzukühlen. Ein Urlaub, in dem ich jeden abend um neun ins Bett ging, weil das der einzige Ort auf dem Boot war, wo meine Zehen nicht blau anliefen und ich feststellen konnte, dass das Zittern nicht vom Motorenstampfen kommt.

Eine weitere Möglichkeit gegen das Frieren ist natürlich Sport. Entgegen meiner üblichen Gepflogenheiten, habe ich gestern abend meinen Astra-Leib in diverse Sporthosenpellen gezwängt und war mit ein paar Freunden im Stadtpark joggen. Im dunklen kann man nämlich ungehemmt keuchen, schwitzen und rot anlaufen. Das sieht keiner. Stockeduster da. Ich konnte ungestört laufen und niemand wollte mich reanimieren oder mir Holzkeile in den Mund stecken für den Fall, daß mein leicht angestrengter Gesichtsausdruck Folge eines epileptischen Anfalls ist. Das war sehr entspannt.

Als ich gücklich nach Hause schlenderte, weil ich mithalten konnte und nicht unterwegs vor lauter Anstrengung brechen mußte, war mir immer noch so wohlig warm von der Rennerei, daß ich wenig Verständnis für die mir entgegenkommenden Zittermädchen hatte, die die niedrigen Temperaturen beklagten.

Jetzt, nachdem ich eben etwas lüftete, versteh ich sie wieder.

Ich schmeiß mich jetzt in meine lange Unterhose, also unter anderem, und hoffe, daß die Bank mir heute wieder kräftig einheizt.

Aloha.

2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Die Idee, nach Einbruch der Dämmerung joggen zu gehen, die hat was. Sehr viel hat die. Ich bräuchte auch gar kein Licht, weil ich selber wie eine Glühbirne leuchten würde. Und zwar fünf Minuten, nach dem ich losgejoggt bin. :-((

Ich hasse es, wenn es so kalt ist. Ich kann meine Jacken nicht mehr offen tragen und kriege Beklemmungen, weil ich mich wie ein blödes, fettes Michelin-Männchen fühle.

Den Schnee mag ich ja. Den will ich unbedingt. Nur die Klamotten die ich brauche, um nicht zu erfrieren... die find ich blöde.

*g* Man könnte auch sagen, mein Hirn hat bereits heftigste Frostschäden erlitten. :-))

Anonym hat gesagt…

Hm... so ruhig hier? Biste irgendwo festgefroren?!

Ich schmeiß dir mal ein paar Sonntagsgrüße hier rein. :-))