Sonntag, November 10, 2013

Bevorzugtes Wohnen

Als ich unlängst von der Ubahn nach Hause schlenderte, erblickte ich unweit meiner Haustür in einer öffentlichen Rabatte eine Kloschüssel. Da lag sie einfach. Weiss,  kloschüsselig und auf der Seite und wirkte ein wenig fehl am Platz, weil Kloschüsseln in geschlossenen Räumen stehen sollten, einladend, behaglich und bequem, bereit aufzunehmen, was bei uns vom Tage übrig bleibt. Sie sollen nicht mit der Wange im Schmutz am Rand eines Parkplatzes inmitten einer norddeutschen Großstadt herumliegen.

Da fragt man sich spontan nicht ganz unlogisch, was so eine Kloschüssel in so einer Randbegrünung macht? Ich fragte mich das zumindest bei meiner Vorbeischlenderei.  Kloschüsseln wachsen  nämlich nicht gut in Rabatten, das weiss ich wohl. Ich bin nämlich auf dem Land aufgewachsen und weiss daher, dass Kloschüsseln und Kühlschränke auf Waldlichtungen wachsen, im Rudel mit Farbeimern und Reservekanistern. Aber sicher nicht mitten in der Stadt.

Heute  wohne ich in einem Stadtteil, in dem es eher sauber und gesittet zugeht. Hier liegt eigentlich selten Müll auf der Strasse. Sogar Hundekot sucht man fast vergeblich. Gut,  auf dem Pausenbürgersteig vor der Handelsschule liegen bald so viele Kaugummis, dass man dort wie auf eine Weichbodenmatte fiele, würde man dort fallen und auch hier weht die eine oder andere Plastiktüte, gefolgt von vereinzelten Starbucks-Bechern oder Pommesgabeln. Dennoch würde ich das öffentliche Müllaufkommen eher als verschwindend bezeichnen.

Da fällt einem so eine Kloschüssel schon mal ins Auge und die Schuppen  auch gleich raus. Die haben hier einfach zu viel Geld.

Wahrscheinlich schaute ein Anwohner bei der Morgentoilette in seine Schüssel und dachte:  "Och, schon wieder ganz schön dreckig die alte Schüssel. Da kann ich doch nicht mehr draufgehen. Alles voll Bakterien. Da kauf ich mir mal lieber gleich  ne neue, ich hab nämlich zu viel Geld, darum lebe ich auch in diesem bevorzugten Stadtteil. Und ich bin auch Gutmensch. Deswegen stelle ich die alte Schüssel an die Strasse, falls ein Benachteiligter vorbeikommt und noch eine braucht. Aber ich stell die nicht direkt vor meine Tür, damit der Benachteiligte nicht denkt, er müsste klingeln und sich bedanken. Dann habe ich Benachteiligte am Arsch, das will ich auch nicht. An meinen Arsch kommt nur eine neue Kloschüssel.  Deshalb stell ich die alte Schüssel lieber an die Rabatte hinter der Handelsschule, hab weiter meine Ruhe und alle sind glücklich."

So geht das hier nämlich zu in meinem Stadtteil. Den ganzen Tag nur Champagner trinken,  Austern schlürfen und Kloschüsseln anonym an Bedürftige verschenken. Ich wohn schon ganz schön super hier.

Da muss man mitmachen. Ich werde mich jetzt also mal langsam aus dem Bett schälen, in meine goldenen Pantoffeln springen und meine Pfandflaschen aussetzen. Die sind etwas gefragter als Kloschüsseln.

8 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos

Der Lange hat gesagt…

Das ist Kunst im Raum! ;)

KuehlesBlondes hat gesagt…



Etwas unsauber zitiert, lieber Anonym, aber aus weiblicher Sicht nachvollziehbar. :)

Kühles Blondes hat gesagt…

Langer, das war wohl ne Wanderausstellung. Nun ist es weg..

Kühles Blondes hat gesagt…

Langer, das war wohl ne Wanderausstellung. Nun ist es weg..

Die olle Ällen hat gesagt…

und ich komme wieder zu spät
um frisch einen Kommentar zu hinterlassen ...

Der Lange hat gesagt…

vielleicht ist die Schüssel in die Wingst abgewandert. Da soll es irgendwo im Wald eine ganze Gruppe kunstvoll verschönerter Schüsseln geben.
http://www.bilder-hochladen.net/files/l7kq-1-c4ca-jpg-rc.html

Der Lange hat gesagt…

Wo bleiben die Chips-Schlampen?