Zwar ist mein Name korrekt "Sabine" und nicht "Clementine", aber gestern abend schoss mir doch das eine oder andere Mal ein altes Lied ein, welches meine Eltern in meiner Kindheit häufiger sangen. Speziell natürlich ganz bestimmte Strophen:
"Light she was, and like a fairy,
And her shoes were number nine,
Herring boxes without topses,
Sandals were for Clementine.
Walking lightly as a fairy,
Though her shoes were number nine,
Sometimes tripping, lightly skipping,
Lovely girl, my Clementine."
Als erste Vorbereitung für meinen Selbstverstümmelungstrip nach Spanien, habe ich mich nämlich gestern aufgemacht, mir Wanderschuhe zu kaufen. Sowas muß ja rechtzeitig eingelaufen werden. Schuhe kaufen ist für mich, frauenuntypisch, seit jeher ein rotes Tuch. Bereits in früher Jugend lebte ich auf großem Fuß. Gut, auf die "nine" komme ich nicht ganz. Aber die "eight and a half" schaff ich locker. Schuhgröße 41 bei einer Körperlänge von 1,68 m entspricht nicht unbedingt dem geltenden Standard. Man sollte vielleicht Kindern im Wachstum nicht unbedingt Grass` "Blechtrommel" zeigen.
Meine Füße bereiteten sich auf Großes vor, der Rest von mir entschied sich dann aber doch fürs Bequeme. Eine Ambivalenz, die sich durch mein Leben zieht. Aus Trotz wuchsen die Füße dann noch ein wenig in die Breite. Ob meine fächerförmigen Fußenden jetzt wirklich dem Trotze anzuhängen sind, oder einem Faible für Holzkloggs und barfuß Laufen in der Kindheit, wer weiß. Auf alle Fälle ist es gar nicht so einfach, bequeme Umhüllungen zu finden, bei denen nicht nach einiger Zeit ganze Teile meiner Unterseite absterben.
So summte ich mich dann gestern fröhlich zum Sport-Karstadt, um den Verkäufern dort auf den Wecker zu fallen. Zuvor hatte ich mich natürlich im Internet bei Stiftung Warentest und anderen Testern durch die Empfehlungen gehangelt und schon den Frieden damit gemacht, daß ein Billigschuh an meinen Quadratlatschen für unser Vorhaben hinderlich wäre. Es erscheint mir zwar immer noch suspekt, für Schuhe so viel Geld auszugeben wie für einen Wohnzimmerschrank, aber ich will es mir mit meinen Füßen nicht unbedingt verderben. Wir wollen bestimmt noch ein paar schöne Jahre zusammen verbringen. Und meine Schwester wird bestimmt ärgerlich, wenn ich wegen schlechtem Schuhwerk drei Wochen durchheul.
So stand ich dann also bestrumpft vor einem Regal, voll mit Meindl, Hanwag und Lowa und strahlte entschlossene Unsicherheit aus, so daß sich dann doch irgendwann ein junger Mann meiner erbarmte. Eine Stunde lang latschte ich dann fröhlich durch den Laden. An einem Fuß einen Meindl, an dem anderen einen Hanwag, und hatte Spaß. Um die Trittsicherheit zu testen, haben die da nämlich eine hübsche Felsenlandschaft mit Brücke aufgebaut, die ich mal im Stechschritt, mal hüpfend überquerte und mich fühlte wie auf einem Abenteuerspielplatz.
Aber entscheiden konnte ich mich nicht. Zwei Hanwag, zwei Meindl, herumhüpfen. Hm, weiß nicht. Vielleicht muß man die Würste unter der Zunge wegnehmen, die zwar polstern sollen, meine Füßchen aber nervten. Nochmal hüpfen, laufen, und immer schön die Damen an der Kasse grüßen bei meinen Runden.
Zwischendurch schickte ich den jungen Mann, der sichtlich viel Freude an meinem ausgeschnittenen T-Shirt hatte, zum Schuhe binden muß man sich ja arg bücken, drei Mal in den Keller, um mir neue Pflaster zu holen. Für die Füße? Nein. Für meine Finger. Wenn so ne Büroliese wie ich Stiefel fest schnüren soll, dann geht das nicht ohne Gekrampfe ab und die blöden Senkel scheuerten so sehr auf meinen armen Fingerchen herum, daß sich drei dicke Blasen bildeten. Ich hoffe, es gibt noch Alternativsenkel oder mir wächst da Hornhaut. Sonst denken die Leute am Ende, ich bin den Jakobsweg auf den Händen gegangen.
Am Ende zog ich fünf Minuten vor Ladenschluß doch noch einmal, nur aus Interesse, die Stiefel aus Gold von Lowa an. Sie sind natürlich nicht aus Gold, aber definitiv das teuerste, was der Laden zu bieten hatte. Und stand in Butter. Na super. Mit "Guter Geschmack ist halt teuer" hat das allerdings gar nichts zu tun. Die Stiefel sind schlicht, schwarz, schnörkellos. Und bequem. Noch. Weil die Kassen schlossen und die Damen schon arg genervt zurückgrüßten, kaufte ich sie kurzerhand. Mein Gott, so viel Geld habe ich noch nie für Schuhe ausgegeben. Ich hoffe, sie werden es mir danken.
Zur Not tausch ich sie wieder um. In dem Fall hol ich mir aber erstmal aus der anderen Abteilung Fahrradhandschuhe für die Senkel.
Schuhe gut, alles gut.
6 Kommentare :
So, so... Wanderstiefel einlaufen im Sommer...*g* Viel Spaß. :-)
Ich glaube, je älter man wird, desto schwieriger wird es mit den Schuhen. Ehrlich. Als ich noch jung war - so vor 20 Jahren - da konnte ich mir irgendein Paar kaufen und es hat gepasst.
Und heute? Muss ich immer schauen - scheuerts hier? Drückt es dort? Kann ich damit auch richtig lange laufen?! *ächz* Sooo nervig ist das.
Hab mich aber auch für die Bequemlichkeit entschieden. Wat bleibt mir übrig, ohne Auto?!
Ich bastel dir derzeit ein Dornenkrönchen
Das wird dann wohl der Sommer der Blutblasen. Wanderschuhe einlaufen gehört zu den schlimmsten Dingen im Leben. Wenn ich mal in die Hölle komme, dann sieht das so aus: stundenlang mit sehr eng geschnürten nagelneuen Wanderschuhen bei 45 Grad auf Beton laufen. Ächz. Aber mach ma.
...jeder nur ein kreuz! ;o)
So, wie ich das sehe, werde ich die ganze Zeit rumheulen.....nach meiner 25km Probewanderung bin ich mir da fast sehr sicher;-)))und das man vom Wandern Rückenschmerzen bekommt hätt ich ja nie gedacht...besonders dann, wenn man keinen Rucksack trägt. Prost Mahlzeit!
hab jetzt schon das zweite paar wieder umgetauscht :(. ich glaub, ich lauf barfuß...
Kommentar veröffentlichen