Als ich gestern früh in der U-Bahn saß und Richtung Innenstadt fuhr, sah ich in den Sitzen eine unserer türkischen Mitbürgerinnen mit Kopftuch. Und war neidisch. Sowas von neidisch. Ich selbst sah aus dem Kopf nämlich wieder einmal aus wie ein schlecht gebügeltes Vogelnest mit ein wenig übergarten Spaghetti hier und ein wenig Watte dort. Direkt nach dem Aufstehen sorgten die Kissenfalten im Gesicht noch für ein harmonisches Gesamtbild, aber diese waren schon der frischen Herbstluft gewichen.
Die Damen, die, gleich aus welchem Grund, morgens ein Tuch um den Kopf schlingen, müssen sich niemals Gedanken darüber machen, ob die Haare am Hinterkopf aufgeschrubbelt und verknotet sind, weil sie sich in etwas hitzigeren Träumen wälzten, sie müssen nicht kritisch am Morgen prüfen, ob die Haare am Ansatz schon nachfetten oder sich im Stirnbereich durch die trockene Heizungsluft verdoppeln, weil splitten. Splissen? Spotz.
Kein ewiges Geschmiere mit irgendwelchen sauteuren Pflegeprodukten, kein hier auffluffen mit der Rundbürste und dort glattziehen.
Wenn mir ein Kopftuch auch nur im mindesten stehen würde, ich hätte es schon längst für mich in Anspruch genommen. Leider stehe ich damit aus wie eine pommersche Gänseliesel. Ich fürchte mich davor, in der Bank deswegen ausgelacht zu werden. An meinen Strohkopf hat man sich dort zum Glück längst gewöhnt.
Und jetzt kommt die größte Ungerechtigkeit: Die Damen, die sich dieser Kopftuchmode befleißigen, haben all diese Überlegungen in keinster Weise nötig. Habt ihr euch schon einmal die Haare eines türkischen Mitbürgers genau angesehen? Ebenso wie die meisten aus dem arabischen Raum stammenden Personen, haben sie dickes, volles, dunkles und glänzendes Haar. Das sieht annährend immer hübsch aus und bedarf in keinster Weise der kritischen Blicke, die ich meiner Haarpracht, die zumeist aussieht, als wäre mein Kopf ein Kissen und der Bewuchs das herausquellende Innenleben, nachdem man den Hund ein wenig zu lange allein gelassen hat, zukommen lasse.
Zum Glück kommt nun der Winter. Anders als dämliche Popleute trage ich Mützen nämlich nur in der kühleren Jahreszeit. Woistdiebloß....meint ihr, ich kann die Pauli-Mütze mit dem Totenkopf vorne drauf in die Bank anziehen? Ja, kann ich. Ich arbeite nämlich mit Insolvenzen. Das passt doch. Und dann singe ich dazu "Und immer immer wieder geht die Sonne auf". Welch freudige Vorstellung.
Ja, ich weiß, wenn ich die Mütze absetze, sehe ich am allerschlimmsten aus. Aber dann kann ich immer noch fröhlich die Kopfbedeckung schwenken und sagen "Ihr wisst ja wie das ist, einmal Mütze, alles platt". Oder "wer sich ziert, der friert". Vielleicht aber auch mit dem Hinweis eines Freundes aufwarten, der irgendwann sehr treffend bemerkte: "Innen gut, außen mit Hut".
Aber was ich niemals aufsetzen werde, ist so ein alberner Fahrradhelm.
9 Kommentare :
Also dein Mützenfoto im Schnee fand ich gar reizvoll;)
oh, und das, wo du als einer der wenigen weisst, wie ich tatsächlich ohne mütze aussehe...danke bobby, ich hab dich auch lieb ;)
moment...fAnd?
*entrüst
richtig ... fahrradhelme sind sowas von absolut nicht tragbar. und das sogar im doppelten sinne.
und ätsch ... weiss ja auch, wie du ohne mützchen ausschaust. openbc sei dank.
Ich find Fahrradhelme toll... theoretisch...
Motorradhelme sind noch schlimmer - Frisurentechnisch betrachtet *ggg*
ich will auch mal ohne Mütze sehen...
Greif doch direkt zur Burka! :-))
Wir alle wünschen uns nichts sehnlicher als ein Sommerfoto für den langen, kalten Winter.
jooo Sommerfoto wäre klasse :)... aber bitte keines von einem verregneten Hamburger Sommertag
Es kann Ihnen nicht entgangen sein, dass das Kopftuch für muslimische Frauen leider keine Frage der Eitelkeit ist.
Das ist das Unüberlegteste und Oberflächlichste, was zu diesem Thema je gelesen habe.
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