Bei diesem Wetter drinnen zu sitzen, ist eine Sünde. Jawohl. Draußen bollert die Sonne warm, gelb und heiß vom Himmel und lockt damit allerlei Wochenendfahrer, Motorräder, Sandburgenbauer und Eisesser vor die Türen.
Und ich sitz drin. Wieder. Weil ich ja sowas von ein schlechtes Gewissen habe, daß ich gar nicht mehr weiß, wie ich mich noch besser noch doller schämen kann. Ich kann doch auch nix dafür, daß das immer so schnell anschlägt, obwohl ich eigentlich zu den blonden Hellhäutigen gehöre. Meine Haut sieht Sonne und fängt sofort an, fröhlich mit Farbpigmenten um sich zu werfen.
Ich fahre morgen in den Urlaub und bin heute schon kackbraun. Sowas gehört sich doch wirklich nicht.
Gut erholt und tief gebräunt. Das ist doch, als würde man sich sein Popcorn im Kino von zu Hause mitbringen oder im Sternerestaurant seine Tupperschüssel mit den Resten vom gestrigen Abend auf den Teller schütten.
Deswegen verbringe ich mein restliches Landwochenende in elterlichen Gefilden nicht dekadent im Liegestuhl vor dem Badehaus, hin und wieder einen vollgespeichelten Tennisball hinter mich werfend, damit die Köter was zu tun haben, sondern, mich schämend, im abgedunkelten Arbeitszimmer.
Jajaja, natürlich lese ich auch Zeitungen und Apothekenblättchen und weiß, daß es total ungesund ist, sich der prallen Sonne auszusetzen. Davon bekommt man Lederhaut und üble Krankheiten. Aber ich mag doch so gern in der Sonne sitzen. Im Schatten sitzen ist so, als würde man von den gebotenen Pistazien nur das Salz von den Schalen lutschen und den Kern wegwerfen. Im Schatten sitzen kann ich auch im Herbst. Super, jetzt schäm ich mich nicht nur, jetzt schmoll ich auch.
Na gut, Leute, paßt auf eure Haut auf. Sonst läßt sie euch im Stich. Und ohne sieht niemand attraktiv aus. Bereits in früher Jugend ist es wichtig gut geschützt zu werden, weil in der empfindlichen Kinderhaut nämlich die Grundspfeiler für spätere Entartungen gelegt werden. Jawohl. Damit macht man keinen Spaß.
Hm. Jetzt wundert mich allerdings schon, daß nicht meine gesamte Generation mittlerweile dem schwarzen Fleckfieber zum Opfer gefallen ist und daß ich immer noch eine zarte Babypopohaut mein Eigen nenne. Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, damals dick mit Sonnenschutzfaktor eingerieben worden zu sein, bevor ich das Haus verließ. Und das haben wir täglich gemacht, um uns mit dem zu beschäftigen, mit dem Kinder sich damals so beschäftigten. Also Höhlen ohne Stützpfeiler in Böschungen buddeln, Kornkreise in Wiesen trampeln, diese versehentlich beim Steinzeitmensch-spielen anzünden, vom höchsten Punkt eines Neubaus springen, Regenwürmer essen, Banden gründen und sich gegenseitig übelst verkloppen und ne Runde Völkerball auf der Straße spielen. Also das Haus verlassen und in die Sonne gehen. Damals gab es ja noch keine Arbeitszimmer mit Internetanschluß.
Wenn ich so in Erinnerungen schwelgend meine Rotzgörenphase betrachte, ist es eigentlich ein Wunder, daß ich - Sonne hin oder her - überhaupt noch am Leben bin. Ich bin unkaputtbar. Das bißchen Saisonbräune bringt mich bestimmt nicht um.
Schluß mit Schämen. Seh ich halt aus wie ne Einheimische in der Türkei.
Und ich setz mich dort in den Schatten. Nach weiss, rotbraun und braun kommt nämlich erfahrungsgemäß pickelig. Und Pickel fand ich früher schon doofer als ich in der Sonne sein gut fand.
6 Kommentare :
Na dann wünsche ich dir viel spass in der Türkei. Lass es dir gut gehen und mach dir mal keinen Kopp!
Ich will auch braun werden...
Viel Spaß im Urlaub!!!
auch ich wünsch Dir superschöne ferien, und dass Du noch brauner wirst!
ich hab bereits hier farbe angenommen, ich war am wochenende ne halbe stunde draussen.. ich bin auch so einer, der schon dunkler wird, wenn er sich die sonne bloss vorstellt...
wir haben eben sonne im herzen, das bräunt von innen!
hoffe, dein urlaub ist genauso entspannt wie die vorbereitungszeit darauf.
lieben gruss aus zürich
(urlaub ... was ist das ?)
Neben der Tatsache, daß ich Dir natürlich auch eine schöne Zeit in der Türkei wünsche will ich aber zu was ganz anderem schreiben: zu unserer Kindheit.
Als Leute wie wir groß wurden gab es noch nicht so viel Hysterie. Jeder, der mit Helm Fahrrad gefahren wäre, wäre ausgelacht und wahrscheinlich verkeilt worden. So ein Spinner. Bei Sonne eincremen ? "So ein Mammakind" hätten wir andern Kinder gelacht. Man ging — ohne Handy, ohne sich groß abzumelden — raus zum Spielen und hatte wieder zurückzusein, wenn die Straßenlaternen angehen. Interessanterweise habe auch ich mal aus Versehen ein Feld angezündet. ;-)
Ich glaube, daß Eltern vielleicht einfach zu alt und zu vernünftig geworden sind für ihre Kinder. Kein Wunder, daß die oft gelangweilt durch die Gegend laufen.
Erst am letzten Wochenende haben ich mir darüber noch Gedanken gemacht. Ich traf meine Schwester mit ihren Drillingen — gut, Langeweile kommt bei denen nicht auf. Aber was da ein Buhei gemacht wurde mit Eincremen (Faktor 30), Sonnenschirm, Decke drunter (der Boden ist sonst zu kalt), etc. ... da macht Kindsein doch keinen Spaß mehr. So. Mußte mal gesagt werden ;-)
ich hab jetzt einen schorfigen sonnenpickel auf der nase...hmpf
@markus, was für eine entzückende parallele in unseren biographien. bist du auch einmal durch die führerscheinprüfung gefallen? dann bekomm ich angst ;)
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